Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
sprach mit dem Mann, während sie zu Nina und Thies ging. „Geht es euch gut?“
„Mama, das war vielleicht toll.“
„Ja, wir sind mit nem Polizeiauto gefahren, aber nem richtig Großen.“
„Mensch, war das cool.“
Daniel telefonierte und nach und nach erzählten die Zwillinge, dass sie noch zum Weihnachtsmarkt wollten, aber sich verlaufen hatten.
Erst als abends die Zwillinge im Bett lagen, sprach er sie auf die Neuigkeit an, die für ihn ein Albtraum war.
„Sandra, sag mir die Wahrheit. Sind das wirklich meine Kinder?“
„Ja! Glaubst du mir etwa nicht?“
Nein, wollte er sagen, dir glaube ich nichts, aber er hielt sich zurück.
„Daniel, wahrscheinlich sind das die Gene, dass unsere Kinder dich so sehr mögen.“
„Wann sind sie denn geboren?“
„Sechs Wochen zu früh. Es war schlimm damals und ich habe sogar befürchtet ...“, Sandra schlug die Hände vors Gesicht, schluchzte.
Daniel setzte sich neben sie, legte den Arm um sie. „Entschuldige, ich wusste das ja nicht.“
„Ist ja in Ordnung. Es war heute dumm von mir, dich anzurufen und zu belästigen. Entschuldige bitte.“
Noch war er viel zu geschockt. So erhob er sich. „Ich gehe. Ruhe dich aus. Es war schließlich ein aufregender Tag.“
„Tu das und ich werde dich nie wieder belästigen. Entschuldigung.“
„Sandra, lass mir Zeit.“ Fast fluchtartig verließ er die Wohnung, fuhr nach Hause und setzte sich mit einem Glas Whisky hin, trank langsam. In seinem Kopf herrschte das reinste Chaos. Er sah die Kinder vor sich, überlegte. Sie hatten braune Augen, dunkle Haare, aber mehr Affinität? Er wusste es nicht. Aber Sandra hätte ihn heute nie belogen, nicht in der Situation. Nein, er musste sich damit vertraut machen, dass er Kinder hatte und dass ausgerechnet mit so einer Frau.
Er hatte vor Jahren mit seiner Ex-Frau welche gewollt, aber die hatte es vorgezogen, sein Kind abzutreiben, ihn zu betrügen und von einem anderen schwanger zu werden. Danach hatte er nie mehr den Wunsch verspürt. Und nun ...
Jana! Wie sollte er das Jana beibringen und er musste es ihr sagen. Sie wusste, dass da was vor Jahren gewesen war, aber ihre Reaktion konnte er nicht antizipieren. Er griff zum Telefon, aber auch heute erreichte er sie nicht und für eine Weile waren selbst die Kinder und Sandra vergessen. Wo war sie? Das war das Einzige, das ihn beschäftige. Gerade benötigte er sie. Er wollte mit ihr reden, sie neben sich haben, ihre Anwesenheit spüren. Mit ihr würde er eine Lösung finden. Sie würde gewiss zu ihm stehen, so wie es in der Vergangenheit gewesen war. Aber Sandra? Würde die Jana das andere erzählen? Was, wenn ... Eine unter- schwellige Bestürzung machte sich ihn ihm breit. Automatisch griff er nach dem Armreif, als wenn er ihm helfen könnte. Sie fehlte ihm so sehr, dass er den Schmerz spürte, der wie ein Messer in ihm wütete. Hitze wallte in ihm auf, der Schweiß strömte über den Rücken, durchnässte sein Shirt. Er wurde tiefer und tiefer gezogen, bis er hastig, fast panikartig, aufstand, hin- und herlief. Mit zitternden Fingern griff er zu einer Flasche Mineral- wasser, trank einen Schluck, verschluckte sich, hustete und wischte mit der Hand über den Mund. Er zog das verschwitzte Shirt aus, warf es achtlos über die Badewanne, duschte, ließ über seinen Körper eiskaltes Wasser laufen, bis er fröstelte. Der bittere Geschmack in seinem Mund blieb. Ja, er hatte alles verspielt, sich wie ein Schwein benommen. Gerade er hatte so ein Vorgehen bei seinem Bruder, seinem Vater immer verurteilt. Beide hatten ihre Ehefrauen ständig betrogen, und das war heute noch so. Besonders bei seinem Vater war das an der Tagesordnung. Der versuchte jede junge Frau ins Bett zu ziehen, die dunkelhaarig war und gut aussah. Er hatte die Frau, die er mehr als alles auf der Welt liebte, mehr als er jemals seine Ex geliebt hatte, belogen, betrogen und nun noch diese Kinder.
Später saß er auf der Terrasse. Er war verzweifelt, fühlte, wie sein ganzes Leben gerade den Bach herunter floss, dazu kam die Sorge, dass Jana etwas geschehen war, dass sie sich etwas angetan haben könnte. Er hatte die Frau belogen, betrogen, dieses sanfte Wesen und dass, obwohl er wusste, was sie all die Monate auf sich genommen hatte, weil sie ihn liebte.
*
Das für ihn eher trostlose Wochenende war beendet und er saß an seinem Schreibtisch, unfähig sich zu konzentrieren. Selbst die Arbeit konnte ihn nicht ablenken.
Jana, das war es, das ständig in seinem Kopf
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