Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Berührungen.
Erst als das Wasser kühler wurde, stieg sie hinaus, schlang das Badetuch um sich und verließ das Bad und er folgte ihr. Sie saß im Schlafzimmer auf dem Bett und cremte ihre Beine ein.
Er schaute sie an, nippte an den Wein, der auf dem kleinen Tisch neben dem Bett stand. Gutes Aroma, vollmundig resümierte er automatisch.
Sie sagte nichts, sah ihn kurz an.
Er setzte sich neben sie, legte den Arm um ihre Schulter, streichelte ihr Gesicht, tiefer, schob das Badetuch beiseite.
Erst am späten Sonntagnachmittag fuhr er zu seiner Wohnung. Es war ein schönes Wochenende gewesen, zumal Sandra so lieb und ruhig war, ohne ihre Ausbrüche. Dazu kam, dass ihm die Kinder mehr als gut gefielen. Er hatte mit denen herumgetobt, ihnen von der Polizei erzählt, dass sie sehr spannend fanden. Die Zwillinge waren sehr nett und aufgeweckt.
Es war schön gewesen, sehr schön und Sandra mochte ihn. Für sie war er nicht nur irgendein Mann, der gut aussah, so wie ihn Jana bezeichnete. „Du bist überheblich oder hältst du dich für so einen besonderen Menschen? Ich wünsche mir bestimmt kein Kind von irgendeinem Mann, der mir gerade über den Weg läuft. Da bin ich wählerischer. Dein gutes Aussehen reicht mir da gewiss nicht, da ich höhere Ansprüche stelle. Ich habe allgemein gesprochen und nicht von mir. Ich weiß, auf was ich mich eingelassen habe und bin damit für eine Weile zufrieden, da ich momentan keine feste Beziehung möchte.“ Jana hatte ihn nie so gewollt wie Sandra und wahrscheinlich hatte sie einen passenden Kerl gefunden. Vergiss sie, sagte er sich. Sie war eine Affäre gewesen, so wie zig andere davor. Trotzdem bemerkte er, dass sie ihm fehlte.
*
Am Montag setzte schleppend sein Denkvermögen ein, als ihn nämlich Sandra im Büro anrief, um sich zu erkundigen, was er so mache.
„Wann kommst du heute Nachmittag, da ich etwas Besonderes kochen werde?“
Ihre Frage nervte ihn. „Weshalb sollte ich? Ich komme nicht.“
„Ach so. Ich verstehe“, Ihr Tonfall hörte sich an, als wenn sie verblüfft, nein traurig wäre. „Nina und Thies haben heute nach dir gefragt, aber entschuldige die Störung.“
Ehe er etwas erwidern konnte, hatte sie die Verbindung unterbrochen.
Er dachte an Jana, dass er das ganze Wochenende verdrängt hatte, nein, zeitweise vergessen, musste er sich eingestehen. So etwas hätte sie nie gemacht. Sie hatte sich mit dem zufrieden gegeben, dass er ihr gab.
Er grübelte, weshalb er sich mit dieser Frau einließ. Da waren keine anderen Gefühle, da war nichts, im Gegenteil, wenn er das hatte, dass er wollte, wäre er am liebsten gegangen. Gestern waren es noch die Kinder gewesen, die ihn gehalten hatten. Es hatte ihm Spaß gemacht, mit denen zu spielen, herumzutollen, zu reden. Er musste Abstand zu dieser Frau bekommen. Sie nur für das Bett zu benutzen, war nicht gerade fair, Jana gegenüber erst recht nicht. Sie wollte er! Ja, sie wollte er, mehr als alles andere. Selbst beim Sex war es mit ihr viel, viel schöner, inniger, befriedigender und wesentlich gefühlvoller.
Bei Sandra war es das Verlangen, das er befriedigt haben wollte. Einige schnelle Beisammensein ohne Gefühle, ohne wirkliche Zärtlichkeit. Sie brachte ihn schnell dazu und es war schnell vorbei, aber Sandra reichte es anscheinend und für ihn war es etwas Neues. Solchen Sex hatte er noch nie erlebt.
Bei Jana war es ganz anders. Sie genossen es beide, wollten den anderen Körper kosten, erforschen, schmecken und dass jedes Mal aufs Neue. Danach die Zärtlichkeit, den Herzschlag des anderen zu fühlen, den Atem zu teilen, langsam zurück zu schweben. Sie konnten sich manchmal stundenlang lieben und es machte jedes Mal aufs neue Spaß. Nein, da war noch mehr. Jana konnte man nicht nur auf Sex reduzieren. Sie war zwar eine wahnsinnig, verführerische Geliebte, die Aufre- gendste, die er jemals gehabt hatte, aber da war viel mehr. Möglicherweise machte das Liebe aus. Das Gefühl, das man ohne den anderen nicht komplett war, dass etwas Elementares fehlte. Das spiegelte sich vermutlich beim Sex dar, da dabei mehr als nur der Körper beteiligt war, sondern tiefe Gefühle, innige Sinnesreize und für ihn unbeschreiblich schöne Emotionen.
Er rief in der Praxis an, aber da meldete sich der Anrufbeantworter, dass diese wegen Krankheit bis auf Weiteres geschlossen sei. Er bekam einen Schreck, schnappte hastig seine Jacke und raste sofort zu ihrer Wohnung, aber keiner öffnete. Draußen fand er ihren Wagen nicht. So fuhr er zu
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