Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
ihrer Praxis. Da war ein Schild, wegen Krankheit geschlossen.
Wo war sie? Was war passiert? Er fuhr nachdenklich nach Hause, fand erst heute den Schlüssel zu seiner Wohnung, einen Teil des Schmucks, den er ihr einmal geschenkt hatte und daneben einen Slip, den er nicht kannte. Die Dinge, die er ihr erst vor wenigen Tagen zurückgegeben hatte. Aber der Slip?
Jetzt wurde er weiß und Panik breitete sich in ihm aus. Er rief alle Krankenhäuser an, aber nirgends war sie eingeliefert worden. Schließlich ging er zu Carola, aber sie wusste ebenfalls nichts.
„Was ist zwischen euch passiert?“
„Nichts. Sie hat am Samstagmorgen gezickt, weil ich keine Zeit hatte. Zum hundertsten Mal hat sie gesagt, dass sie ihre Klamotten abholen will und dass Schluss wäre. Ich gehe hoch, falls sie sich meldet“, entschuldigte er sich schnell. Selbst ihr gegenüber fiel es ihm schwer, ihr von Sandra zu erzählen.
Nervös schritt er im Wohnzimmer hin und her, strich durch seine Haare, drehte an seinem Armreif, den Jana ihm geschenkt hatte. Wo war sie? Er wurde verrückt vor Sorge. Er durfte sich nicht vorstellen, dass ihr etwas passiert war. Was hatte er gemacht?
Schließlich rief er Kollegen an, erkundigte sich nach Verkehrsunfällen mit Todesopfern, aber da war nichts.
Er öffnete den Schrank und holte eine Flasche Wein heraus. La Mondotte, Domaine de Chevalier Blanc, einer von Jana´s Lieblingsweinen. Sofort fiel ihm Jana´s dreißigster Geburtstag ein. Da hatte sie diesen Wein kredenz und er hatte noch gedacht, dass sie von Wein keine Ahnung hätte. Torsten hatte in damals angemeckert: „Hörst du dich bisweilen reden? Daniel, du bist dumm, überheblich und ein bornierter Macho. Seit deiner Trennung hast du echt einen Knacks weg.“ Ja, er war bisweilen blöd, oberflächlich und überheblich und das besonders gern, gerade Jana gegenüber.
Er stand am Fenster, sah in die finstere Nacht, aber sein eigenes Spiegelbild starrte ihn an, unscharf, aber explizit. Er war, als wenn es ihm all das, das in der letzten Zeit passiert war, vor Augen führte.
„Ich habe mich ihr gegenüber wie ein Schwein benommen“, sagte er laut, drehte sich weg, konnte sich selbst nicht mehr ertragen. Er war schuld, wenn ihr etwas geschehen war.
Mit einer Tasse Kaffee in der Hand stand er auf der Terrasse, sah in die dunkle Nacht. In der Ferne sah er die Lichter im Hafenbecken. Dort wurde die ganze Nacht gearbeitet. Das helle Flutlicht erhellte die Docks, dass Wasser, das dunkel, wie mit Silber gesprenkelt leuchtete. Kein Stern, nicht einmal die Silhouette des Mondes war an dem bedeckten Himmel zu sehen. Leise seufzte er, trank einen Schluck Kaffee. Wo war sie? Was, wenn ihr etwas passiert war? Weshalb benahm er sich wie ein läufiger Straßenköter und betrog diese Frau? Wusste Jana es vielleicht sogar, hatte sich deswegen etwas angetan? Ja, sie wusste es, war er sich fast sicher, deswegen all das. Wem gehörte die Unterwäsche und wo hatte Jana sie gefunden? Er grübelte eine Weile. Sandra hatte den seinerzeit im Auto vergessen, vermutete er. Er stöhnte. Sicher und Jana hatte ihn gefunden, kombiniert und den richtigen Schluss daraus gezogen. Er sagte sich neuerlich, Snaksch, sie weiß es nicht und selbst wenn. Er war frei, hatte Jana niemals Treue versprochen.
Daniel war nicht dumm und er wusste um seine Furcht vor einer festen Bindung. Es war aber mehr die Furcht verlassen, belogen und betrogen zu werden, so wie damals bei Petra, seine Ex-Frau. Deswegen war er bei den anderen Frauen nie sonderlich emotional beteiligt gewesen und er fand das gut, weil er prägnant das wollte. Aber ...?
Die ganze Nacht konnte er nicht schlafen, seine Gedanken waren bei Jana und da war es wiederholt, dass Gefühl der Enge in seinem Brustkorb. Nur leicht, aber es war da und es bereitete ihm Angst, große Angst.
*
Daniel war der Verzweiflung nah. Seit fünf Tagen suchte er sie und nichts. Keiner wusste, wo sie war. Er sah übermüdet aus, da er kaum schlief. Immer sah er die schlimmsten Bilder vor sich. Sein Telefon klingelte und Sandra war am Apparat, völlig aufgelöst.
Sandra holte die Taschen herein und seufzte leise. „Mann, immer diese Schlepperei.“ Sie stellte diese in die Küche und sah Monika an. „Ich hasse Einkaufen. Bin ich froh, dass ich alles habe.“
Sie reckte sich, zog ihre Sachen aus, die sie über einen Stuhl warf. „Was veranstalten die Rangen wieder für einen Mist? Die sind ja so ruhig?“
„Sie sind noch nicht da, müssten aber jeden
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