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Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester

Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester

Titel: Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Friedemann
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Selbstbestimmung sicher vermutet oder vorausgesetzt wird, ist stark kulturabhängig. Beispielsweise wird in den meisten Kulturen das heiratsfähige Alter mit einer gewissen sexuellen Autonomie verknüpft. In der Psychologie wird in diesem Zusammenhang unterschieden zwischen einfacher Zustimmung und wissentlicher Zustimmung. Es geht darum, ob eine Person so weit in der Lage ist, die Folgen der betreffenden Zustimmung und Handlung abzusehen. Ob man von Zustimmung sprechen kann, setzt ein umfassendes Begreifen des Geschehens und seiner Folgen voraus.
Die juristisch relevante Alters- und Reifestufe wird im Begriff des Schutzalters gefasst. Die Beteiligung von noch nicht ausgereiften Kindern und Jugendlichen an sexuellen Aktivitäten, denen sie nicht verantwortlich zustimmen können, weil sie noch nicht in der Lage sind, sie in ihrer Tragweite zu erfassen, wird als sexueller Missbrauch von Kindern definiert. Diese Kulturabhängigkeit wird von Fürsprechern der Pädophilie häufig dazu verwendet, sexuellen Missbrauch von Kindern zu relativieren und als hinnehmbar darzustellen. Unabhängig von Kulturvarianten basiert eine solche Betrachtung auf positiven Annahmen und lässt die spezifische Traumatisierbarkeit von Kindern außer Acht. Rede mit einem Psychologen darüber, der kann dir da einiges zu sagen. Aber unsere Sextouristen, die sich in Thailand, Äthiopien oder sonst wo über Kinder hermachen, sagen eben: Ach, das sind ja keine Kinder mehr, die heiraten ja alle viel früher als in Deutschland. Ein Typ hat zu mir gesagt: Im Jemen werden Mädchen mit zehn verheiratet und das ist etwas ganz normales. Warum wir uns so komisch damit haben? Unsere Gesetze wären aus der Steinzeit.“
Eine Weile war Schweigen. Jeder trank den Kaffee.
„Garnerd kommt zu dir. Er ist trotz allem ein guter Mann. Scharrst du alle ehemaligen Bettgefährten deiner zukünftigen Frau um dich?“ Die Frage klang leicht höhnisch.
„Du spinnst! Meine Leute bleiben, hoffe ich. Die ist nicht meine Frau, nicht meine Verlobte oder sonst etwas dieser Art.“
„Ich hätte niemals gedacht, dass ausgerechnet du dich mit so einer einlässt und die noch heiraten willst. Aber egal, es ist ja deine Angelegenheit. Es gibt da so einen Spruch: Wo die Liebe hinfällt und wenn es ... Keitler und Sanders werden dir dankbar sein. Hast ja nun reichliche Pluspunkte gesammelt. Aber ich habe zu tun.“
Er verließ das Büro, bemerkte die grinsend Gesichter. Alle wendeten sich von ihm ab und das nur wegen dieser Person. Nein, er war allein an diesem ganzen Schlamassel schuld. Er musste ja mit der in das Bett hüpfen, wie ein räudiger Straßenköter.
Im Büro legte er den Kopf in seine Hände, stöhnte leise und fühlte, wie sein Magen rebellierte. Irgendetwas griff wie mit einem Schraubstock nach seinem Oberkörper, presste ihn zusammen. Er stöhnte nochmals, stellte sich an das Fenster, dass er weit aufriss. Er atmete schnell, spürte Schweiß über den Rücken, seinen Körper rinnen. Er hechelte, hatte das Gefühl zu ersticken. Er trat zu seinem Schreibtisch, kramte in der untersten Schublade und fand die Tabletten. Sie hatte er einst nachdem Weggang seiner Frau genommen. Er schluckte schnell zwei. Wenn ich infiziert bin, bringe ich erst diese Prostituierte um und danach mich. Das war es, das ihn seit Tagen noch zusätzlich belastete. An Jana durfte er in diesem Zusammenhang nicht denken. Das würde sie ihre Existenz kosten.
Der Tag hatte aber noch mehr Negatives für ihn übrig. Die Emdener Polizei rief an, da man die Leichen von Lisa Müller und dem vierjährigen Sohn Max in einem Waldstück gefunden hatte. Von dem Mann fehlte jede Spur.

Der astrale Himmel verdunkelte sich zu einem Gewitter. Üppige, anthrazitfarbene Wolken prangten bedrohlich über der Stadt. Völlig durchnässt erreichte er das Haus, während er mit dem Aufzug hochfuhr, blickte er auf die Pfütze, die sich zu seinen Füßen bildete. Er zog vorn seine nassen Sachen aus, duschte, aber selbst das Joggen half ihm heute nicht, all den Dreck zu vergessen, genauso wenig wie der Alkohol. Nichts konnte den Gedanken aus seinem Sinn vertreiben. Sie ist eine Prostituierte, eine billige, ordinäre Prostituierte und ich muss mit dieser Frau leben. Es war noch schlimmer, als er jemals gedacht hatte.
Seine Gedanken drehten sich im Kreis. So lange, bis ihm fast schwindelig wurde. Völlig benebelt von dieser Achterbahnfahrt wankte er in die Küche, wo er den Orangensaft aus der Flasche trank. Die Tabletten spülte er

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