Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
zumindest, da er diese Weiber nicht anfasst. Ein Mann mordet immer bei Neumond, immer eine Prostituierte. Keine Billige von der Straße, nein, eine Edelpros- tituierte. Er erdrosselt sie mit ihrem Büstenhalter und danach ritzt er ihr mit einem zweischneidigen Dolch ein Art Pentagramm auf den Oberkörper, verstümmelt sie, hinterlässt eine Tarotkarte.“
„So, in Kurzform, weiß ich alles. Dafür benötigen wir keine Psychologin. Der fünfzackige Stern repräsentiert den menschlichen Körper, der mit ausgebreiteten Armen und gespreizten Beinen auf der Erde steht. Allerdings zeichnet er nicht den Kreis.“
„Das Pentagramm steht normalerweise für Weisheit und die vier Elemente. Weisheit hat der Täter und eigentlich sollte man ihm seinen Spaß lassen. Einige Nutten weniger. Nur leider gibt es Gesetze.“
„Du quatscht nur Müll. Vielleicht fährst du besser nach Hause. Dein Gelaber kann keiner ertragen. Kein Wunder, dass du keine Patienten hast. Ist dass alles, was du bis herausgefunden hast? Das stand in jeder Zeitung.“
„Mann, reg dich nicht auf. Nur weil du solche Weiber gut findest, müssen das ja nicht alle Männer tun. Aber das Messer …“
„Es heißt Athame, steht übrigens in den Dokumenten, hat was mit Hexerei zu tun und die Karten was mit Wahrsagerei.“
„Du meinst dieses komische Messer. Woher weißt du das?“
„Von einer Bekannten. Das Athame ist ein ziemlich stumpfer, doppel- schneidiger Ritualdolch, dient zur Anrufung der Himmelsrichtungen im magischen Kreis. Er wird nie zum normalen Schneiden benutzt, sondern nur für magische Zwecke eingesetzt. Steht allerdings in den Akten.“
„Waaass? Du willst mich auf den Arm nehmen.“
„Wohl eher weniger. Du wärst mir zu schwer“, grinste er, wurde aber sofort sachlich. „Der erste Mord passierte in der Nacht vom dreißigsten April zum ersten Mai, fast um Mitternacht. Das ist die Walpurgisnacht oderBeltane. Ein wichtiges Fest, wenn nicht das Primäre für Hexen. Eigentlich ein lustvolles Fest. Der Sonnengott tritt seine Regierungszeit an, denn er ist zum Mann geworden und er befruchtet Mutter Erde und verwandelt sie von der Jungfrau zur Mutter, er vereinigt sich mit der Göttin.“
„Aha, deswegen Hexenkult.“ Sie sah ihn skeptisch an.
„Na ja, Hexenkult, aber ich denke schon, dass das im weitesten Sinn etwa in diese Richtung hinausläuft, aber das hast du ja gelesen.“
Sie blickte ihn an, überlegte.
„Daran könnte etwas Wahres sein“, gab sie zu bedenken.
„Ich werde heute einen Termin bei einer Frau, die sich damit ein bisschen auskennt, vereinbaren. Du kannst dir das anhören, wenn du magst. So einiges hat sie mir erzählt und sie geht von einer Frau als Mörderin aus. Eventuell begreifst du die Dinge, die du gelesen hast, explizierter.“
Sandra überlegte einen Moment. „Mach ich gern und da könnte ein Körnchen Wahrheit vorhanden sein. Deswegen nie Sex. Was denkst du, kann sie uns sagen?“
„Informationen. So ist unsere Arbeit. Teilchen für Teilchen fügen sich zusammen. In zwei Wochen ist Neumond und bis dahin hätte ich die Person gern hinter Schloss und Riegel. Jede Kleinigkeit kann wichtig sein.“
„Weißt du, jedoch mehr ich darüber nachdenke, ergibt das ein Bild. Eine Frau bringt Huren um, entweder weil sie Welt von denen reinigen will, oder weil sie sauer auf ihren Mann, Freund ist, der sie mit einer betrogen hat oder immer noch tut.“
„Das was ich sage“, stellte er fest. „Es heißt übrigens Prostituierte.“
„Sei dir sicher, bis zum nächsten Neumond werde ich die Person finden und festnehmen. Ich weiß schließlich, wie man da vorgehen muss. Und wie man solche Weiber nennt, ist ja wohl unwichtig.“
Er sah sie nur kopfschüttelnd an und einige Zeit war nur Schweigen im Raum, dann wandte sie sich ab, verließ das Zimmer.
Er verließ früher das Büro, fuhr noch einige Kleinigkeiten einkaufen und machte es sich später auf der Couch mit einem Glas Wein in der Hand, gemütlich. Seine Gedanken schweiften zu Sandra. Sie schien ruhiger geworden zu sein, wenn auch nicht vollständig und wieder dachte er an den einen Abend. Was wäre passiert, fragte er sich, wenn ich nicht so ausgehungert gewesen wäre? Er war von ihr angetan gewesen, trotz allem, obwohl sie überhaupt nicht sein Typ war, und heute? Er horchte in sich hinein, konnte das aufrichtig klar verneinen. Da war nichts. Er stand ihr indifferent gegenüber - nur irgendeine Frau.
Es läutete und er erhob sich. Das würde Jana sein. Zwei Wochen war es
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