Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
her, dass er sie das letzte Mal gesehen hatte, als sie gegangen war. Aber heute hatte sie angerufen, dass sie kommen wollte, da wohl noch ein Buch von ihr irgendwo lag.
Er sah sie vor der Tür stehen. „Warum klingelst du? Hast du den Schlüssel vergessen? Den hast du ja noch, aber gib ihn gleich her.“ Er streckte die Hand aus, wartete.
„Nein, nur wenn du da bist, mache ich das immer, falls du anderweitig beschäftigt bist. Du hast ja neulich betont, dass es deine Wohnung ist“, erwiderte sie schnippisch.
„Logisch ist es meine Wohnung. Hol dein Buch und gib mir bitte den Schlüssel.“
Jana drängte sich an ihm vorbei. „Ich will nicht lästig fallen. Du rufst schon an, wenn du Notstand hast.“
Er lachte leicht. „Du hast mich angerufen. Verdreh bitte nicht immer die Tatsachen. Wenn du Stress machen willst, geh.“
„Entschuldige, war nicht so gemeint“, lenkte sie nun ein. „Ich hatte heute so viel zu tun, ein anstrengender Tag.“
„Sag, hast du gegessen. Ich habe nämlich Hunger. Fahren wir essen!“
„Ich habe eine Kleinigkeit gegessen. Soll ich dir etwas zaubern? Das kann ich nämlich sehr gut, so wie alles.“
„Zaubere, ich werde dir zusehen und naschen.“
Sie zog die Jacke aus, schlug die Haare zu einem Knoten zusammen, holte Schüssel, Schneebesen und kurze Zeit darauf, buk der duftenden Eierkuchen. Ein herrlicher Geruch breitete sich schnell aus und Daniel trat zu ihr in die Küche. „Hhmmm, dass riecht ja herrlich.“
Das Gesicht leicht gerötet, lächelte sie fröhlich, während sie Margarine in eine andere Pfanne gab. „Nichts zum Naschen.“
„Och, wenn ich dich so ansehe, wüsste ich schon, was ich naschen könnte.“
„Du darfst den Wein holen, einen leichten, spritzigen und wegen dem Rest hast du mich ja herbestellt.“
„Ich habe dich nicht herbestellt. Du hast angerufen. Was gibt es denn Leckeres dazu?“
„Krabben mit Speck und Ei. Mal sehen, was ich noch finde.“
Sie schnitt den Speck und der Wohlgeruch vermischte sich mit dem Duft der Eierkuchen. Daniel spürte, dass er Appetit bekam.
Im Kühlschrank fand sie noch einen Eisbergsalat und einige Tomaten. Schnell schnitt sie alles klein, mischte Essig, Öl darüber, würzte. Auf einem großen Teller richtete sie den Eierkuchen, mit dem Gemisch aus der Pfanne her, da stand er bereits hinter ihr.
„Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, so gut riecht es.“
Schwupp, griff er nach einem Tomatenviertel, die sie gerade mit Petersilie dekoriert hatte.
„Du bist unmöglich. Jetzt ist alles Gemüse weg, dein Kühlschrank fast leer.“
Jana öffnete die Terrassentür, setzte sich zu Daniel, der ihr ein Glas Wein reichte. Leise klirrten die Gläser als sie anstießen. Nun begann er genüsslich das Essen zu genießen.
Es war eine dunkle und stürmische Nacht. Regen fiel in Strömen. Ein gewaltsamer Windstoß versuchte das Nass zu ihnen an die Terrassentür zu schieben. Äste der Bäume knarrten. Er erhob sich, schloss die Tür.
„Dein Essen war eine Delikatesse. Nun werden wir es uns so richtig schön gemütlich machen.“
„Sicher, deswegen sollte ich ja kommen.“
„Ad absurdum, du wolltest kommen und hast deswegen bei mir angerufen. Komm, nimm dein blödes Buch und verschwinde aus meiner Wohnung. Nerv mich nicht mehr. Das blöde Gelabber muss ich mir nicht anhören. Gib mir meinen Schlüssel.“
„Sei nicht so brummig. Ich hatte eben Sehnsucht nach dir“, säuselte sie.
„Dann unterstell mir nicht irgendwelchen Schiet.“ Jana legte die Arme um seine Taille, blickte zu ihm auf und ihre Augen glänzten wie Schokolade. Ihre Blicke versanken ineinander und er vergaß, was sie gerade gesagt hatte. Es war trivial, sie war ja da.
*
Sandra erschien gegen Mittag und sie fuhren zu dem Wohnblock. Er schloss eine Wohnung auf, brach das Siegel. Es roch leicht stickig und er öffnete ein Fenster.
„Sieht ja passabel aus, wenn ohne Geschmack und ein wenig ordinär“, stellte sie fest. „Wenigstens ist es nicht so dreckig, obwohl man das desinfizieren müsste.“
„Es ist sehr sauber, nett, normal und teuer eingerichtet. Wie ich dir sagte, dass auf den Fotos zu sehen ist und in den Berichten steht. Was möchtest du sehen?“
„Einfach nur so, mir ein Bild machen. Na ja, eben eine primitive Absteige. Man muss aufpassen, dass man sich nichts wegholt. Fass lieber nichts an“, gab sie gehässig von sich, beäugte nochmals mit hoch gezogenen Augenbrauen den Raum und hastete hinaus. Auf die zweite Absteige, wie sie es abfällig nannte,
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