Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
jeder Typ, dass er sie behält, weil sie ihm das Geld bringen. Sie hatten keinen Zuhälter, haben es auf eigene Rechnung gemacht. Das sind keine Nullachtfünfzehn Prostituierte, Barmädchen. Sie haben ein gewisses Niveau, manche finanzieren damit ihr Studium, sind also gebildet. Keine ordinären Töne, keine ordinäre, billige Kleidung, mehr auf Luxus, fein, edel getrimmt. Höhere Stufe eben.“
„Mann, du schwärmst ja richtig. Also ein Freier mit Geld.“
„Nein, Geld benötigte er keins, da das nie gezahlt werden musste. Aber lies dir es durch, dann weißt du wieso.“
„Na gut, wie immer. Danke. Weißt du, eigentlich ist es nicht schade um solche widerwärtigen Weiber. Von mir aus könnte man die alle umbringen.“
Daniel hörte diesen Hass heraus. So hatte sie immer über die tote Freundin ihres Bruders gesprochen, so voller Abneigung, Abscheu. Vermutlich hatte sie generell ein Problem mit Frauen?
„Sehr radikal, aber es sind Menschen, egal welchen Beruf sie ausüben“, gab er etwas rabiat von sich.
„Gehst du zu solchen… Weibern?“
„Bestimmt nicht, aber deswegen muss ich keine Vorurteile haben. Es hat einiges Gutes, dass es solche Frauen gibt.“ Er erhob sich, setzte sich an seinen Schreibtisch.
„Blöde Weiber, Nutte“, keifte sie. Die Stimme überschlug sich fast vor Antipathie. Die Augen waren zusammengekniffen, nur noch schmale Schlitze. In ihrem Gesicht zeigten sich rote Flecke, trotz der dicken Schicht Make-up.
Daniel lehnte sich zurück und schaute sie kalt an. „Es sind Frauen. Es sind Morde geschehen, da spielt es keine Rolle, wer das Opfer war. Begreifst du das nicht? Nein, du kapierst es nie. Du warst damals bereits so beschränkt. Aber ich erzähl dir etwas und versuche, deinen Verstand einzusetzen, oder hast du den im Alkohol ertränkt? Bereits gegen Ende des 20. Jahrhunderts nahm die Prostitution unterschiedliche Formen an. Damals nannte man diese Sorte Frauen Callgirls. Sie betrieben oftmals ihr Gewerbe von ihrer Wohnung aus oder von einem Zimmer, die sie speziell zu diesem Zweck angemietet hatten, so wie in den Fällen. Sie verfügen über eine Liste regelmäßiger Kunden, ihr Verdienst ist höher als bei anderen Prostituierten, die beispielsweise in Massagesalons, Saunen, Privatclubs und im Eros-Center arbeiten. Die meisten gehen aber nach wie vor auf den Straßenstrich. Die Zahl der Prostituierten in Deutschland wird auf 400 000 geschätzt, beinahe ein Drittel aller Prostituierten sind davon Ausländerinnen. Rund ein Fünftel jünger als achtzehn Jahre. Der jährliche Umsatz im Prostitutionsgewerbe wird auf rund 400 Milliarden Mark geschätzt. Täglich suchen zwischen 500 000 und 1,2 Millionen Freier eine Prostituierte auf. Genaues weiß man da nicht, weil es keinen Mann gibt, der zu so einer Frau geht. Das Komplettpaket ist ein gewaltiger wirtschaftlicher Faktor, weil daran jede Menge andere Einnahmen geknüpft sind: Alkohol, ergo Bars, Kneipen, Bordelle, Klamotten, Kosmetika, Sexspielzeug. weiter das Barpersonal, Vermietung von Wohnungen, Häusern. Nur um ein paar Dinge zu nennen.“
„Und Ärzte, die diesen Weibern die Krankheiten austreiben müssen. Die sind alle krank, haben die Syph und Aids.“
„Denkst du so beschränkt?“, fragte er sie mit kalter Förmlichkeit. „Ich glaube, du solltest nach Hause gehen. Du bist die falsche Person für den Job. Hast du Aids und Syphilis?“
„Also … das ist …“, japste sie, „du nimmst solche Weiber noch in Schutz? Außerdem bin ich als Psychologin anwesend und nicht um irgendwelche Huren zu schützen. Ich muss einen Mörder finden.“
„Es ist nicht verkehrt, dass es solche Frauen gibt, wenn sie es freiwillig machen. Für viele Männer ist es gut, dass sie jemand haben, wo sie ihren Druck ablassen und reden können. Und diese Frauen, die man getötet hat, waren Besondere. Sie hatten Bildung, waren sehr schön. Sie wurden nicht nur für Nullachtfünfzehn Sex gebucht, sondern für etwas Exquisites. Ebenso ein richtiges Verwöhnprogramm, dass Stunden dauern kann und wo alle auf ihre Kosten kommen. Diese Frauen haben nicht jeden Kerl herangelassen, so wie du das machst. En passant sollst du keinen Mörder finden, eventuell ein Profil erstellen, falls du das zuwege bringst. Spiel dich also nicht so auf.“
„Du kennst dich da ja aus“, keifte sie bissig. „Außerdem musst du wegen den Nutten nicht Beleidigend werden.“
„Nur Wahrheiten, und sicher, ich bin der ermittelnde Beamte“, konterte er schlagfertig. „Sandra, du
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