Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
wollten das geheim halten, also werden sie keine Frauen genommen haben. Es wäre etwas anderes. Sie mochten keine Männer, haben sie nur an sich gelassen, wegen des Geldes. Ergo kein Betrug am Partner. Bei einer Frau würde das anders aussehen. Warum sollte eine Kundin die anderen Frauen umbringen?“
Daniel sah sie an. „Daran ist etwas Wahres. Du bist gut im Kombinie- ren“, grinste er. „Weißt du, zuweilen frage ich mich, weshalb sie so einen Job überhaupt nachgehen. Nur wegen des Geldes? Du müsstest sie sehen. Eine hübscher als die andere. Gerade diese Irene Clement war eine Schönheit. Sie hätte damit überall Geld verdienen können. Weswegen gibt sich ein Mädchen dafür her?“
„Wie du sagtest, Geld. Vielleicht bei manchen das Gefühl Macht über Männer zu haben, vielleicht sich dadurch besser als Frau zu fühlen, eine Art Selbstbestätigung, Spaß am Sex. Ich weiß es nicht, frag sie.“
„Wann fühlt eine Frau Macht über einen Mann?“
Jana grinste. „Zum Beispiel, wenn man ihn dahin bringt, dass er nicht mehr nein sagen will.“
„Du meinst vor dem Traualtar?“
„Nein, dass meinte ich nicht, viel eher. Jetzt sozusagen.“
Sie ließ ihre Hand über seine nackte Brust tiefer gleiten, berührte seine Oberschenkel.
„Damit wirst du bei mir fast immer Erfolg haben“, lachte er, stand auf und zog sie mit hoch. „Da kann und möchte ich nicht nein sagen. Probieren wir, ob du Macht über mich hast. Vielleicht möchte ich Macht über eine Frau haben.“
*
Morgens versammelte er alle Mitarbeiter im Sitzungszimmer. Er musterte Ines, die heute ausgeschlafener wirkte. Erst wurde der Mord von dem Matrosen, einem Shimoni Keytong besprochen. Es gab keinerlei Anhaltspunkte, so schlug er vor, unter gewissen Leuten bekannt zu machen, dass man eine große Razzia auf dem Kiez plante. Das würde die oberen Bosse aufschrecken und vielleicht kamen sie so voran.
Danach wendete man sich dem so genannten Pentagrammmörder zu, wie man inzwischen diese Morde getauft hatte. Ines begann zu berichten: „Angela Schmitz, vierundzwanzig, hat nebenbei als Übersetzerin gearbeitet. Seit knapp zwei Jahren Prostituierte. Zwei Brüder, eine Halbschwester. Ihre Freundin Karin Tellner, seit sieben Jahren als Prostituierte tätig, hat sie in das Haus gebracht. Die beiden waren ein Paar.“
„Zwei Lesben als Nutten?“
„Ja, sie wollten so schneller zu Geld kommen.“
„Aber trotzdem haben sie Typen rübergelassen?“
„Ich möchte etwas demonstrieren“, unterbrach Daniel die Gespräche. „Ich benötige jemanden der so ungefähr einen Meter siebzig ist, jemanden mit einen Meter achtzig und jemanden mit einen Meter sechzig.“
Seine Mitarbeiter sahen ihn fragend an, aber Peter, Benno und Ines stellten sich hin.
„Ich habe einen stumpfen Gegenstand und werde bei allen drei Personen von hinten zuschlagen. So wie es unser Mörder immer macht. Passt bitte alle auf.“
Er trat zu Ines, drehte sie ein wenig, damit es alle sehen konnten, holte aus und traf sie am Oberkopf, dasselbe bei Peter, dagegen bei Benno, dem größten, zu weit hinten und nicht direkt oberhalb.
„Jetzt wiederholen wir das Ganze und Klaus, der ungefähr zwanzig Zentimeter kleiner ist als ich, demonstriert die Schläge.“
Er reicht ihm den Kaffeebecher. Der sah Daniel fragend an, aber der nickte nur. Nach dem diese Demonstration vorbei war, wiederholte man den Versuch mit einem vierzig Zentimeter langen Lineal.
„Was können wir daraus schließen? Ganz einfach, der Mörder muss entweder immens sein, über zwei Meter, oder aber mindestens zwei der Opfer müssen sich gebückt oder gesessen haben, damit der Schlag sie dort getroffen haben kann. Einen langen Gegenstand kann man ausschließen, da die Mädchen den eher bemerkt hätten. Der Mörder hätte bereits bei seinem Eintreten den Gegenstand in der Hand halten müssen, da man in keiner Wohnung das Tatwerkzeug gefunden hat und nichts fehlte. Ansonsten geht es nur bei Ines, da sie am kleinsten ist. Bei dem gestrigen Opfer ist das mit dem Sitzen unwahrscheinlich, wenn man die Räumlichkeit sieht. Bilder dazu kommen später.“
Daniel setzte sich ebenfalls.
„Gehen wir von allen drei Frauen aus. Sie öffneten trotz Türspion. Das bedeutet, sie kannten die Person. Was wiederum besagt, dass ein Freier ausscheidet, da diese, wie uns bisher von allen Mädchen versichert wurde, treu waren. Keiner von den Männern hatte zuvor oder danach jemals eins von den anderen Mädchen, soviel wir bisher wissen. Ein Fremder
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