Daniel Briester - Friedemann, A: Daniel Briester
Knackpunkt?
Kaum saß er am Schreibtisch, als Benno hereinkam. „Sie haben gerade einen toten Jungen gefunden. Fünfzehn, sechzehn.“
„Das auch noch.“ Er erhob sich, griff nach seiner Jacke, schob seine Waffe hinten in den Hosenbund. „Fahren wir.“ Auf dem Weg zum Auto erzählte ihm der junge Kommissar, was sie bisher wussten und dass war wenig.
In einer alten Kiesgrube hielten sie an. Er sah den Gerichtsmediziner, einige Männer und Frauen von der Spurensicherung. Sie rutschten mehr oder weniger den Abhang hinunter, eilten zu der Leiche.
„Moin, weißt du Näheres?“
„Zwei Messerstiche in den Bauch, bisher.“
„Ausweis oder so was?“
Samuel Richter griff neben sich und reichte ihm einen Beutel.
„Das war in seinen Taschen. Er ist ungefähr noch fünfzig Meter gelaufen.“ Er deutete in die Richtung. „Dort haben sie das erste Blut gefunden.“
Daniel ergriff den, erhob sich und schaute den Jungen an. Rapperklamotten, aber der feineren Art. An einem Handgelenk eine Uhr. Allein die Schuhe kosteten ein kleines Vermögen, dachte er. Er wendete seine Aufmerksamkeit dem Beutel zu. Handy, der neusten Sorte, Schlüsselbund, Kaugummi, nur wenige Münzen. Er griff hinein, holte den Schülerausweis heraus, erblickte ein Päckchen Kondome und grinste. Kai Engelmann, 16, wohnhaft in Eppendorf.
Er schaute sich nach Benno um, der neben Ilona stand, die etwas erklärte und in Richtung Westen deutete. Er lief zu den beiden. „Moin, Ilona.“
„Moin, nur diverse Spuren von Crossmaschinen, aber eine Reifenspur eines Autos. Wir nehmen gerade Abdrücke. Solche Ecken werden gern von Crossern benutzt, zum Üben und illegalen Fahren.“
„Sonst? Er sieht nicht so aus, als wenn er zum Motorradfahren unterwegs war. Dem würde ich eher skaten zutrauen.“
„In dem weichen Sand sind zahlreiche Schuhabdrücke vorhanden. Es hat seit über eine Woche nicht geregnet, folglich können die Tage alt sein.“
„Sonst etwas?“
„Bisher nicht.“
„Wir suchen ein Messer.“
„Bisher nichts dergleichen. Zigarettenkippen und leer Päckchen, Cola und Bierdosen, die komplette Palette eben. Das dauert noch.“
„Benno, komm, fahren wir nach Eppendorf zu den Eltern. Wenn ihr etwas Besonderes findet, rufst du mich an.“
„Mach ich, bis dann.“
Sie liefen zu der Stelle, die ihm der Arzt gezeigt hatte und sah, wie die Männer dort die Blutspuren fotografierten.
„Habt ihr ein Messer gefunden, Lothar?“
„Noch nichts, nur eine fast gerade Blutspur bis zu der Stelle, wo er liegt. Wir haben Proben genommen. Es sind Schuhabdrücke sichtbar, auch von dem Toten, wie wir vermuten. Er hat sehr charakteristische Schuhe an.“
„Ja, sehr teure.“
„Sieht so aus, als wenn er dort heruntergekommen wäre, stand eine Weile neben zwei, drei anderen, ging rückwärts in die Mitte und dort jede Menge Schuhabdrücke. Aber ein anderer muss die gleiche Schuhmarke getragen haben, nur zwei Nummern größer. Einer der Abdrücke könnte von Nike sein, die haben so ein Muster auf ihren Sohlen, aber genaueres später. Sieht nach der Spurenlage so aus, als wenn man sich gerangelt hätte. Schaut hin, es geht alles übereinander.“
„Du meinst, die sind aufeinander los?“
Daniel und Benno beugten sich leicht hinunter.
„Ja, sieht so aus. Es gab Streit und haben sie sich gekloppt oder sind auf das spätere Opfer los. Der hat ein paar Schritte rückwärts getan, die ersten Blutspritzer. Da seht ihr es.“
Sie schauten beide die Spuren an, liefen daran entlang. „Danke, Lothar. Wir fahren zu den Eltern.“
Sie kletterten den Abhang hoch.
„Junge aus gutem Haus wird ermordet. Was hatte er hier zu suchen und wie sind sie hergekommen?“
„Benno, wenn ich das wüsste. Eventuell hatte der Freund mit den größeren Füßen ein Auto. Sie haben sich gezofft und einer hat zugestochen. Sie haben Panik bekommen und sind abgehauen. Möglicherweise hat man den Jungen hergelockt, vielleicht kamen andere und es gab Streit. Zig Möglichkeiten. Ist ein sechzehnjähriger Junge, um diese Uhrzeit nicht in der Schule?“
„Hauptschulabschluss.“
„Ein Junge aus Eppendorf?“
„Geschwänzt eben. Du weißt, keinen Bock.“
„Wäre er lieber hingegangen. Check mal die Familie Engelmann.“
Sie hielten vor einem großen schmiedeeisernen Tor, klingelten. Eine Stimme meldete sich.
„Daniel Briester, Benno Hoffmann, LKA Hamburg.“
„Halten Sie den Ausweis in die Kamera“, die Stimme wieder.
Er machte, was man verlangte. „Fahren Sie herein“, forderte man sie auf.
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