Daniel Briester - Hass verbindet
mich abends um zehn verließen, war ich völlig fertig. Ich wusste nicht, wo ich wohnte. Ich hatte nichts zu essen, zu trinken. Meine Lebensmittel hatte man alle entsorgt, weil das verschimmelt gewesen wäre. Blödsinn, da wir die gerade am Vortag gekauft hatten. Die Kisten Orangensaft, Selters, Kaffee, H-Milch waren weg, sogar meine Pralinen hatten sie angeblich weggeworfen. Eine neue geschlossene Packung. Gläser mit Sauerkirschen, Dosen Ananas und so weiter, weg. In meiner kleinen Gefriertruhe waren Rouladen und sonstiges eingefroren, weg. Meine Tabletten waren ebenfalls verschwunden. Ich hatte keinen Cent. Alles weg. Zwei Tage darauf vormittags erschien Tina und hat mich zum Arzt gefahren, weil es mir nicht gut ging. Sie rief Heinz an und der erschien wenig später. Er kam direkt vom Flugplatz. Ich erzählte ihm, was man vor Tagen mit mir angestellt hatte. Er fuhr nachmittags in die alte Wohnung, weil mein Fernseher und meine Kamera sowie Schmuck, mein Portemonnaie, mit Führerschein, Ausweis, Bankkarte fehlten. Es war ein neuer Fernseher, den er mir geschenkt hatte. Extra mit einem großen Schirm und flach. Nur da war nichts mehr. Die Nachbarin verstand nicht, was da überhaupt passiert sei, wieso ich plötzlich verschwunden war. Ich musste drei Tage im Krankenhaus bleiben. Jacqueline und Heinz richteten derweil meine Wohnung ein, stellten die Kommoden und den Schrank an die Wände, packten Kisten aus. Er kaufte einen neuen Fernsehen und einen neuen Fotoapparat. Sie besorgten Lebensmittel, Getränke, und als ich entlassen wurde, war die Wohnung wenigstens bewohnbar, aber sie gefiel mir nicht. Sie war ebenerdig, ich konnte nachts kein Fenster offen lassen. Es war scheußlich dort. Marion kam mich ständig kontrollieren, stahl mir mein Geld, bis ich mit der Polizei drohte. Ich nahm ihr den Schlüssel ab. Heinz hatte mir inzwischen ein Handy besorgt, da Daniel meinte, ich benötigte kein Telefon. Heinz suchte eine andere Wohnung für mich, dann kam mein Mann heraus, da ihn Daniel mit Lügen herausgeholt hatte. Acht fürchterliche Wochen folgten, bis mich Heinz von Daniel abgeholt hat."
"Was war fürchterlich dort?"
"Mein Mann schlug mich, brüllte herum und man sperrte mich oben ein, damit sich Erich nicht weiter aufrege, wie sie mir sagten. Einmal am Tag brachte mir Frau Claassen etwas zu essen hoch und eine Flasche Wasser. Ansonsten sah ich keinen. Selbst den Kindern verboten sie, mich zu besuchen. Ich wäre schließlich nicht ihre Oma. Nur die schlichen sich manchmal heimlich zu mir, schlossen auf. Einmal hatten sie vergessen hinter sich abzuschließen und diese Frau tobte herum, da jemand vergessen habe, mich einzuschließen. Ich wäre eine Gefahr für sie alle, keifte sie und mein Mann lobte sie deswegen. Logisch, konnten die beiden in Ruhe Sex haben. Abends kam er und schlug abermals zu und diese Frau Claassen stand in der Tür und lachte."
"Frau Claassen hatte etwas mit Ihrem Mann?"
"Sicher, wie immer. Deswegen schloss diese Frau mich ein. Sie kassierte Geld von ihm dafür."
"Du lügst!"
"Tatsachen. Sogar deine Kinder haben die beiden nackt im Wohnzimmer überrascht. Du weißt es doch. Julian hat dich gefragt, was die da machen und du hast gesagt, Opa ist krank und Mona hat nachgesehen. Er wollte wissen, warum sie deswegen auch nackt wäre."
"Wusste Herr Claassen, dass man Sie schlug?"
"Sicher. Er findet alles gut, was seine Frau veranstaltet und wenn die sich darüber freut, dass Erich seine alte Schreckschraube verprügelt, dann lacht er und sagt, hat die Alte wohl verdient."
"Hat er sie auch geschlagen?"
"Das hätte er sich nie getraut, weil mein Mann, egal wie er war, ihn dafür wahrscheinlich umgebracht hätte. Daniel wurde einige Male pampig mir gegenüber, sofort brüllte mein Mann los, warf ihn aus dem Haus und er bekam einige Wochen keinen Cent von ihm. Das durfte sich keiner erlauben, weil das sein Privileg war."
"Danke, Frau Briester. Sie dürfen sich neben Ihren Enkel und Sohn setzen. Herr Claassen, warum hat man die Dame dermaßen grausam behandelt?"
"Marion hat ihr das Leben gerettet, sie in eine menschenwürdige Wohnung gefahren."
"Aha, nennt man das so? In dem man die Dame bestiehlt, ihren Willen nicht respektiert, sie abscheulich behandelt, sogar zuschaut, wie man sie schlägt und sich darüber amüsiert?"
"Ich hatte gesagt, man solle die vergammelten Lebensmittel wegwerfen, damit sie nicht krank wird."
"Das beantwortet nicht meine Frage, aber ersparen wir uns die Lügen von Ihnen. Was Sie
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