Daniel Taylor zwischen zwei Welten
setzte sich kerzengerade auf. »Dieses Zepter wird Daniel retten?«
James nickte. »Ich denke schon. Kitana hat das von einem Orakel erfahren, kurz bevor sie vor den anderen Dämonen geflohen ist. Zu der Zeit hatte sie gerade ein Mädchen geboren, das ihr Mann töten wollte, weil er nicht wollte, dass die Kleine eines Tages den Thron bestieg: Marla.«
»Marla?« Vanessa horchte auf. »Ich kenne sie!«
James blieb der Mund offen stehen. Sein Gesicht wurde schneeweiß. »Was?«
Vanessas Herz raste. »Ja!«
»Marla … Sie lebt?!«, brachte er mühsam hervor.
»Sie lebt.« Vanessa nickte.
»Bist du dir sicher?«
»Ganz sicher. Wir sind … waren ja fast … also nicht unbedingt Freundinnen, aber ich kenne sie. Wenn ich das eher gewusst hätte … Sie war diejenige, die Danny aufgespürt hat, um ihn mit in die Unterwelt zu nehmen. Warum hab ich dir das nicht eher erzählt?! Daniel hat mir ja gesagt, dass sie seine Halbschwester ist!« Vanessa war dermaßen auf Daniel fixiert gewesen, dass sie alles andere vergessen hatte.
James sprang auf. »Marla lebt!« Er lief wie ein eingesperrtes Tier durchs Zimmer, wobei er sich ständig durchs Haar fuhr. »Ich habe immer gedacht, die hätten sie längst…« Er atmete geräuschvoll auf. »Daher habe ich angenommen, Marla wäre…« James’ Stimme brach und seine Augen schimmerten, als er Vanessa ansah. »Ich bin so froh, dass sie lebt. Weißt du, wo sie ist?«
Vanessa seufzte. »Leider nein. Seit Danny weg ist, ist sie auch verschwunden.«
Kurze Zeit herrschte Schweigen, bis Anne sich räusperte. Sie starrte James an, und er erzählte unbeirrt weiter, dass sich Kitanas dämonischer Mann Obron einen Jungen als Thronfolger gewünscht habe und deswegen Marla verschwinden musste.
»Der eigene Vater wollte Marla töten?«, warf Vanessa dazwischen. »Wieso lebt sie dann noch?« Irgendetwas stimmte an der Geschichte nicht.
»Der wahre Grund war ein anderer. Es hat mit dem Zepter zu tun und mit Kitanas Vergangenheit.«
Aber anstatt auf das Artefakt einzugehen, holte James eine silberne Kette aus dem Ausschnitt seines Hemdes und zeigte Anne und Vanessa den kleinen Anhänger, der die Form eines Ovals hatte. In der Mitte war ein leuchtend roter Stein angebracht, der wie ein Auge aussah. »Sobald ich ihn abnehme«, erklärte James ihnen, »werde ich für die Dämonen sichtbar. Solange ich das Horusauge trage, nehme ich diese Kreaturen anders wahr. Sie strahlen eine rote Aura ab. Als ich Daniel im Krankenhaus besuchte, um ihm mein Blut zu geben, war seine Aura ein helles Orange. Er ist noch kein ganzer Dämon…« James wandte sich an Anne: »Du durftest Daniel nicht erzählen, wann ich mich mit ihm treffen wollte, weil alle Unterweltler mental miteinander verbunden sind. Sie hätten mich trotz des Amuletts finden können, und dann würden sie das Versteck des Zepters aus mir herausfoltern. Aber das Artefakt darf niemals in ihre Hände fallen.«
»Foltern?«, wisperte Anne und drückte James’ Hand.
Vanessa hätte gerne mehr über dieses magische Amulett und das Zepter erfahren und was es so besonders für die Dämonen machte, doch James erzählte schon weiter.
»Kitana hat mir zuliebe ein Portal erschaffen, um meinen Computer zu holen, den ich in dem Hotelzimmer vergaß, wo wir zuletzt lebten. Das zumindest behauptete sie, doch es hat ihr nur als Vorwand gedient, wie mir später klar wurde, denn der Laptop befand sich ganz unten in meiner Reisetasche. Kitana gab das Amulett mir und Danny, den sie bei mir ließ, damit die Dämonen unseren neuen Aufenthaltsort nicht entdecken konnten.
Aber Marla, die auch bei uns bleiben sollte, lief ihr hinterher, da die Kleine sehr an ihrer Mutter hing. Ich habe mich damals verflucht, dass ich es noch nicht gut genug beherrschte, mich zu translozieren.« James ließ den Kopf sinken. »Gerade als sie zurückkommen wollte – sie hatte schon ein Portal geschaffen –, standen hinter ihr und Marla mehrere Dämonen in langen grauen Umhängen. Einer von ihnen riss Marla vom Tor weg. Dann … dann habe ich gesehen, wie einer der Dämonen zu Kitana trat und sie in einem blauen Feuerschein verbrannte. Das Portal hat sich augenblicklich geschlossen. Daher dachte ich immer, Marla wäre ebenfalls nicht mehr am Leben.«
Anne starrte James an. Es war offensichtlich, dass sie nicht begriff, was ihr soeben mitgeteilt worden war.
James hingegen blickte auf den Boden. Seine Hände zu Fäusten geballt, saß er neben Anne und räusperte sich. Er wirkte
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