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Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Titel: Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordula Stratmann
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dass der den Blödsinn aufhört, und nicht, dass der das auch macht!«
    »Herr Rückert, Sie haben da eine Erfahrung als Kind gemacht, die Sie mit Ihrem Sohn teilen. Vielleicht helfen Sie Malte mehr, wenn Sie ihm von sich erzählen, als wenn Sie sich bemühen, ihn davon nichts wissen zu lassen.«
    »Halt ich nix von.«
    »Wovon halten Sie nichts?«
    »Na, davon, dass man dem Kind von seinem eigenen Scheiß erzählt. Erstens belasten Sie so ’n Kind damit bloß und zweitens könnte der dann ja denken, das sei alles gar nicht so schlimm.«
    »Haben Sie selbst noch eine gute Erinnerung daran, wie es war, als Sie nachts eingenässt haben?«
    »Ha! So was vergisst du nicht! Und die Kloppe für das nasse Laken auch nicht!«
    »Malte, dein Papa scheint eine ähnliche Not zu kennen wie du, oder?«
    »Krass!«
    »Jetzt möcht ich aber doch mal wissen, was für ’ne Not du denn hast, das würd ich jetzt gern mal wissen. Wir wurden früher verkloppt, das ist dir noch keinmal passiert, trotzdem pinkelst du ins Bett! Wo ist da die gleiche Not, jetzt sag mir das aber mal!«
    »Super, dass Sie das fragen! Jetzt wollen Sie endlich etwas über Ihren Sohn erfahren. Der kann Ihnen nämlich als Einziger Auskunft geben über das, was ihn bekümmert. Dafür müssen Sie es aber tatsächlich erfahren wollen. Wollen Sie?«
    »Hab ich doch grad schon gesagt, der Malte soll mir das jetzt mal sagen! Sach mal, Malte, was ist denn mit dir los?«
    Mannomann, liebe Leserschaft, ich kann Ihnen das Gespräch im Einzelnen hier gar nicht mehr genau wiedergeben, jedenfalls fing Malte daraufhin mit Frau Schädel-Winters Hilfe an zu erzählen, wie ungerecht er das findet, andauernd mit seinem großen Bruder verglichen zu werden, wie fies sich das anfühlt, wenn der Vater sich mit seiner ganzen Kraft auf jeden Fehler stürzt und die Mutter ihn gar nicht gebremst kriegt. Dass es total komisch ist, aber sogar ein bisschen etwas Tröstliches hat, wenn man dann abends im Bett liegt und im Bauch mal alles loslässt. Und dass das schön ist, wenn die Mama jeden Tag ein frisches Bett macht. Dass das für ein paar kleine Momente schön ist. Und dass danach alles wieder genauso blöd ist wie vorher.
    Als Malte erzählte und erzählte, krochen dem Vater plötzlich Tränen in die Augen. Der Mutter sowieso. Zunächst wollte Herr Rückert weiter den harten Hund geben und kniepte die Tränen immer so weg. Als ausgefuchste Therapeutin stürzte sich Frau Kalt-Schädel aber natürlich sofort auf den Vater, dessen Fassade bröckelte, und die ganze Stimmung war nach dem ersten Riesenschrecken wie aufgeweicht.
    Nach der Stunde fühlte ich mich vollkommen zerschossen, nach maximaler Anspannung war plötzlich komplett der Dampf raus. Es wäre gar keiner mehr in der Lage gewesen, dem anderen weiter die Hölle heißzumachen.
    Man ging mit dem Vorhaben auseinander, dass in den nächsten Stunden bei Frau Schluchz-Schädel jeder den anderen gegenüber zugeben würde, wovor er sich ängstigte. Weil, das hatten hier alle herausgefunden, Angst hatte jeder, aber stets heimlich, und Angst machte, wenn sie heimlich bleiben musste, aus den Leuten, groß wie klein, manchmal Waschlappen und manchmal Zombies, auf jeden Fall nichts Gutes. Und jetzt wollte man zusammen der Heimlichkeit beikommen, wenn ich das alles richtig verstanden hatte.
    Auch Sven wollte dabei mitmachen.

      
    Und nun wohnte ich bei Paul. Der wiederum hatte mich nach der Therapie-Stunde sofort wieder bei Malte abgeholt und für sich beansprucht.
    Wie schnell das alles ging! Derzeit saß ich auf dem Gepäckträger seines Mountainbikes.
    Wir waren auf dem Nachhauseweg nach Schulbesuch. Ich schmiegte mich, soweit das mit meiner geringen Körpergröße möglich war, an Pauls Rücken, denn ich war noch ganz benommen von dem, was sich in den letzten Stunden ereignet hatte. Das lag insbesondere an der Musikstunde bei Herrn Würfel. Herr Würfel war ein aufgeräumter sonniger Herr von Mitte dreißig, dem es regelrecht Vergnügen zu bereiten schien, die Kinder zu unterrichten. Als ich ihn kennenlernte, war es für alle bereits die sechste Stunde, und er hätte in der ersten nicht besser aufgelegt gewesen sein können. Derzeit probte man im Musikunterricht eine Aufführung für den Adventsabend in der Aula der Schule am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien. Herr Würfel hatte den Kindern eine rockige Version von »Stille Nacht, Heilige Nacht« beigebracht, und nachdem die einzelnen Stimmen und Instrumente separat

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