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Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)

Titel: Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordula Stratmann
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neben Sneakers und anderen flachen Schuhen zwei mordsgefährliche Paare da stehen.
    Es klingelte ein zweites Mal, jetzt Sturm.
    Das war Polly, die mich für das Wochenende abholen wollte. Niemand aus der Dienstagsgruppe hatte etwas dagegen, dass sie sich als meine Ur-Mutter verstand, da ich ja schließlich zuallererst in ihrem Haushalt gelandet war. Komischerweise empfand ich es selbst genauso. Ich sprach Polly den größten Anspruch auf mich zu und fühlte mich freitags, wenn ich wieder zu ihr zog, wie ein Heimkehrer.
    »Hi.«
    »Hi.«
    Malte war schnell zur Tür gerannt, und nun standen sich die beiden Kinder gegenüber.
    »Komm rein, ich muss die Britta erst suchen. BRIIITTAAAAAH!«, brüllte er durch die Räume.
    Hihi, ich saß nicht weit von Polly und Malte entfernt in Mutters Schuh und wartete mal ab.
    »Britta!!!«
    »Britta!!!«
    Beide brüllten lauthals meinen Namen, wovon mir langsam das linke Trommelfell zu platzen drohte, denn sie standen immer noch im Flur, wo die Familienschuhe in einem großen Regal untergebracht waren.
    Etwas angenehmer wurde es für mich, als Polly und Malte tiefer in die Wohnung vordrangen. Allerdings war das mit dem Nachteil verbunden, dass ich ihr Gespräch nicht mehr verfolgen konnte, als sie auf Höhe des Wohnzimmers ankamen. Zähneknirschend verließ ich den Schuh und schlich mich wieder in ihre Nähe.
    »Wieso weißt du denn nicht, wo die Britta ist?!« Pollys Ton klang etwas vorwurfsvoll. »Die ist so klein, die kann doch sonst wo reinrutschen und weg ist sie!«
    »Ey, Polly, spinnst du? Die war jetzt die ganze Woche bei mir, und die ist keinen Tag irgendwo reingerutscht und weg war sie! Die ist hier irgendwo, jetzt komm mal runter, Mann!«
    »Was brüllt ihr denn hier rum wie die Spackos?!« Sven, der große Bruder, hatte sich im Türrahmen aufgebaut.
    »Ich will die Britta abholen, und der Malte hat keine Ahnung, wo die ist, der ist der Spacko!«
    »Die Britta? Die hast du doch gestern gebraten, sollten wir alle probieren, schmeckte voll scheiße.«
    »Irre witzig, du Arsch! Hau ab in dein Zimmer, sonst sag ich der Mama, dass du wieder Pornoseiten guckst.«
    »Ha! Die Maus war doch sofort tot, als die bei dir am Laken gerochen hat!«
    Geschwister sind etwas Wunderbares, aber manchmal äußern sie sich inakzeptabel. Trotz Schädel-Therapie. Malte ging sofort auf Sven los.
    »Boah, seid ihr bescheuert!«, mischte sich Polly ein, »Malte, kannste jetzt vielleicht mal mit mir die Britta suchen, wenn die weg ist, fliegst du aus der Gruppe, das sag ich dir!«
    Sven pflückte sich seinen kleinen Bruder von der Jeans und verschwand in seinem Zimmer. Malte trat wortlos den Weg durch alle Räume an. Ich war etwas im Konflikt mit mir. Versteckenspielen hatte ich immer eine sehr gelungene Freizeitbeschäftigung gefunden. Ich hatte mich früher manchmal stundenlang von Tim suchen lassen, um ihm dann abends, beispielsweise mit neuer Frisur, wieder gegenüberzusitzen. Das war immer ein großer Spaß gewesen. Aber irgendwie teilte in dieser Situation niemand meinen Humor. Ich hatte mich inzwischen unbemerkt bis zur Badezimmertür vorgearbeitet und dort in Mutter Rückerts Necessaire Platz genommen. Frauen hielten für Mäuse stets viele Behältnisse bereit, in denen man mal kurz verschnaufen konnte.
    »Ähem.« Ich ließ ein Hüsteln vernehmen.
    Sofort sprang Polly aus der Diele ins Bad. »Malte! Ich hab sie!«, und zu mir:
    »Mann, Britta, bist du irre geworden?! Du kannst dich doch nicht zu ’ner Nagelschere in ’ne Tasche quetschen! Weißte, was da alles passieren kann?!«
    »Ich könnte mir damit zum Beispiel die Haare an den Seiten etwas kürzen.«
    »Britta! Red kein’ Mist! Eine Maus kann sich mit ’ner Nagelschere erdolchen!«
    Malte wetzte heran: »Wo war die?«
    »Die hätte sich beinahe erstochen! Wieso lässt deine Mutter denn das Ding da offen? Da geht ’ne Maus doch sofort rein, Mann!«
    »Jetzt krieg dich mal wieder ein, Mutti! Is’ doch gar nix passiert! Zeig mal, hat die sich geschnitten, oder was?«
    »Hat sie nicht, weil ich sie gerade noch rechtzeitig gefunden hab! Das hätte voll schiefgehen können, aber voll!«
    Für Polly schien es indes nicht vorstellbar, dass man als Maus auch in der Umarmung eines elfjährigen Mädchens umkommen konnte.
    »Ich ... krr...rrieg keine Lllluft!« Anderes konnte ich zum Gespräch gerade nicht beitragen.
    »Siehste, du murkst die ja selber ab, du Pfosten!«
    »Boah, wenn der was passiert wär, ich sag’s dir, ...
    »Polly!

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