Danke für meine Aufmerksamkeit: Roman (German Edition)
mir dort im Weller’schen Bambus offenbarte. Er habe mich schon lange gesehen. Und sich immer wieder gefragt, wie er mich kennenlernen könne. Natürlich zitterte ich wie Espenlaub, als er da vor mir stand und mir klar wurde, dass, wenn nichts von dem stimmte, was er mir da Unglaubliches schilderte, ich ein einziger Happs für ihn sein würde. Doch etwas an diesem Kater ließ mich beinahe schon andächtig lauschen. Es war nicht nur seine sauattraktive, hammer-sexy, überirdisch geile Erscheinung. Nein, darüber hinaus hatte er eine Ausstrahlung von Integrität und Weisheit, die ich bei einem Katzentier niemals vermutet hätte. Wie gebannt folgte ich seinen wohlgeformten Lippen. Und ließ mich von ihnen küssen.
Rico küsste, als wäre er der Erfinder alles Göttlichen.
Alles andere gestaltete sich schwierig. Das werde ich Ihnen hier nicht haarklein erzählen müssen, Sie werden sich ja denken können, dass die körperliche Liebe zwischen einem Kater und einer Maus ihre Tücken hat. Es gibt da Möglichkeiten, aber das möchte ich bitte vor Ihnen nicht ausbreiten. Was Sie nur wissen müssen: Es ging mir gut.
Das Leben spielte einem manchmal seltsam mit. Ich war bis vor Kurzem der Ansicht gewesen, dass zwei Mäuse, die nicht aus einer Klimazone stammten, keine Chance miteinander hatten, so hatte ich es schließlich mit Tim erfahren. Und heute wusste ich, du musst mit dem Herzen in dieselbe Richtung schauen, dann geht es auch mit einem Kater! Wenn Sie mich hier und jetzt fragen würden, ich würde noch nicht einmal einem Vogel abraten. Es käme immer auf den Kater an.
Es versprach, ein herrliches Schäferstündchen zu werden.
Rico und ich tummelten uns, wann immer es unsere Zeit erlaubte, in den Gärten, wir jagten uns gegenseitig, und wenn einer den anderen endlich hatte, fielen wir fest umschlungen um und überraschten einander mit ... unserer Phantasie. Punkt. Mehr geht hier nicht.
Nun, so umschlungen lagen wir auch an diesem Tag, und ich begann schon, die Welt um mich herum zu vergessen, da kehrte sie mit Wucht in mein kleines Leben zurück. In Form eines schweren Donald-Duck-Comic-Sammelbandes. Dieser ging auf Rico nieder und einher mit Pollys wütendem Gezeter: »Hau ab von der Britta, hau sofort ab von der Britta, hörst du nicht, du mieser Kater, du frisst die nicht, keiner frisst meine Britta, hau jetzt endlich ab, ich knall dir den Donald noch tausendmal auf die Rübe, haust du jetzt ab von der Britta!«
Rico und ich lagen nebeneinander auf dem Rücken und starrten entsetzt in dieses rasend wütende Mädchengesicht.
»Äääh, Polly, ... es, ... es ist nicht so, wie du denkst ...«
»Lauf, Britta, los, schnell, renn weg, der lässt dich gerade frei, jetzt lauf endlich, loooos! Lauf!!!«
»Ich kann dir das erklären!«
»Hä?!«
»Du verstehst gerade etwas vollkommen miss, liebe Polly.«
»Hä?!« Polly hatte von einem auf den anderen Moment sämtliche Buchstaben bis auf zwei verloren.
»Was?!« Da meldeten sich drei weitere wieder zurück.
»Polly.« Ich setzte mich auf, heraus aus dieser unwürdigen Rückenlage. Rico tat es mir nach. Was ihm sofort wieder einen über den Schädel einbrachte. Donald Duck selbst hielt es auch nicht mehr in seinem Sammelband, die Seiten 12 bis 14 lösten sich, sodass die berühmte Ente gleich mehrfach aus dem Buch herauslugte und unserer Auseinandersetzung folgte.
»Polly, jetzt lässt du mal den Rico in Ruhe und kommst wieder zu dir. Hier passiert nichts, womit ich nicht einverstanden bin.«
»Hä?!« Erneuter Buchstabenverlust.
Ich konnte dieses Mädchen unter keinen Umständen in die Art und Weise der Beschaffenheit meines Verhältnisses zu Rico unterweisen. Ich hielt Polly für sehr belastbar. Das taten ihre Eltern allerdings auch und machten so fortgesetzt Gebrauch davon, dass ich jede weitere Belastung tunlichst auf ihre Dringlichkeit überprüfen und wohldosieren wollte.
»Polly. Dein Zimmer ist wunderschön und mein liebstes Zuhause, aber manchmal fällt mir die Decke auf den Kopf, und deshalb hab ich mich auf Streifzüge durch die Gärten begeben und mich dabei mit diesem Kater hier, Rico, angefreundet. Rico ist ganz lieb, ganz harmlos« – ich spürte ein Stirnrunzeln des virilen Katers an meiner Seite –, »Rico würde mir nie etwas tun, wir machen so Sachen wie Autos raten, Ich sehe was, was du nicht siehst, Teekesselchen und so. Mehr nicht. Wirklich, Polly, du brauchst um mich keine Angst zu haben.«
Polly starrte uns aus
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