Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Danke, liebes Hausgespenst!

Danke, liebes Hausgespenst!

Titel: Danke, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
Vom Netzwerk:
schwanzwedelnd und mit gespitzten Ohren Gesellschaft. Frau Schmidt hatte es sich auf der Bank vor dem Haus bequem gemacht und war in ein Buch vertieft.
    Die vorfahrenden Autos störten die Idylle. Monika richtete sich auf und Frau Schmidt klappte ihr Buch zu. Kaspar, der kluge Hund, zog sich, anstatt die Ankommenden mehr oder weniger freundlich zu begrüßen, vorsichtshalber einige Schritte zurück. Er hatte wohl verstanden, daß seine Verbannung vorhin mit dem Reitlehrer Zusammenhängen mußte. Der Trick wirkte. Diesmal beachtete Herr Schmücker ihn gar nicht.
    Dr. Görgler, der Tierarzt, war ein großer, starker Mann mit durchfurchtem Gesicht. Monika kannte ihn, denn sie hatte Peter begleitet, als er Kaspar gegen Tollwut impfen ließ.
    Im Gegensatz zu dem aufgeregten Reitlehrer war Dr. Görgler die Ruhe selber; er nahm sich Zeit, Frau Schmidt höflich zu begrüßen, bevor er zu Monika trat. „Dich kenne ich doch auch?“
    „Ja, Herr Doktor, ich bin Monika Schmidt! Und ich habe Ihnen auch von dem Pferd erzählt, das zur Erholung bei uns war!“
    Der Tierarzt musterte Bodo. „Ist er das? Sieht eigentlich recht gesund aus.“
    „Ist er ja auch, Herr Doktor! Aber Herr Schmücker will mir das einfach nicht glauben!“
    „Wenn du ein hustendes und schwer hinkendes Pferd gesund nennen willst…“ warf Herr Schmücker ein.
    „Ich sage Ihnen doch, Bodo markiert nur...“
    „So was gibt es gar nicht!“
    „Na, das werden wir gleich haben.“ Dr. Görgler stieß das Gatter zur Weide auf.
    Kaspar kam neugierig näher. Monika wollte ihn gerade zurückscheuchen, da sah sie, wie sich seine Nackenhaare sträubten. Er zog die Lippen über die Zähne hoch und stieß, ganz tief aus der Kehle, ein drohendes Knurren aus.
    „Kaspar!“ rief sie erschrocken.
    „Wieder dieser Köter!“ schimpfte Herr Schmücker und wollte ihn packen.
    „Tun Sie’s nicht!“ rief Monika.
    Und tatsächlich — der brave Kaspar schnappte zu!
    Herr Schmücker konnte gerade noch rechtzeitig seine Hand zurückziehen, sonst hätte er ihn gebissen. „Wie kannst du so eine Bestie frei herumlaufen lassen?“ schimpfte er.
    „Er ist sonst immer ganz friedlich“, sagte Monika und merkte selber, daß es wenig überzeugend klang.
    Der Tierarzt drehte sich zu ihr um. „Mach das Gatter zu!“
    Monika tat es.
    Dr. Görgler wußte, wie man mit Pferden umgeht. Beruhigend auf Bodo einredend, trat er von vorne an ihn heran. Aber der Hengst fletschte die großen gelben Zähne und blähte die Nüstern. Auch seine Haare sträubten sich wie in höchster Aufregung.
    Als der Tierarzt dennoch den Versuch machte, sein rechtes Vorderbein hochzuheben, schlug Bodo kräftig aus. Er machte förmlich einen Luftsprung, wie man ihn sonst nur bei den Lipizzanern in der Spanischen Hofreitschule in Wien sehen kann.
    „Ich glaube, er hat weniger etwas am Bein, als im Oberstübchen“, sagte Dr. Görgler, der sich gerade noch hatte in Sicherheit bringen können.

    „Er muß die Tollwut haben!“ behauptete Herr Schmücker. „Dieser Köter muß ihn gebissen haben... sehen Sie doch nur, wie der sich aufführt!“
    „Diesen Köter, wie Sie ihn zu nennen belieben, habe ich zufällig persönlich gegen Tollwut geimpft!“
    „Dann war es eben ein tollwütiges Eichhörnchen, das Bodo im Wald angefallen hat!“
    „Glauben Sie mir doch, er ist ganz gesund“, versicherte Monika zum x-tenmal. „Er will nur nicht weg von hier.“ Sie konnte doch niemandem auf die Nase binden, daß Kaspar nur Angst vor dem Hausgespenst hatte, das Bodo durch Kitzeln oder sonst eine Dummheit zur Raserei brachte. Selbst wenn sie das erklärt hätte, würden ihr die beiden wohl kaum geglaubt haben.
    „So kann ich ihn jedenfalls nicht untersuchen“, sagte der Tierarzt.
    „Wie dann?“ fragte Herr Schmücker. „Ich muß Gewißheit haben.“
    Dr. Görgler rieb sich das Kinn. „Aber in diesem Zustand können Sie das Tier doch gar nicht in der Reitschule gebrauchen!“
    „Das weiß ich selber. Aber ich brauche den Nachweis, daß es krank ist. Ich bestehe auf Schadenersatz. Ich habe mich überreden lassen, das Pferd hierherzugeben und... sehen Sie doch selber... man hat es mir versaut!“
    Jetzt mischte sich auch Frau Schmidt ein, die ruhig auf der Hausbank sitzen geblieben war. „Sie sollten sehr vorsichtig in der Wahl Ihrer Worte sein, Herr Schmücker.“
    „Aber das ist doch ein Skandal!“
    „Wenn Bodo gesattelt wäre, würde ich glauben, daß man ihm etwas Stachliges unter den Sattel gelegt

Weitere Kostenlose Bücher