Danke, liebes Hausgespenst!
ja, du hast es gut gemeint, aber du kannst mir nicht helfen.“
Ehe sie sich versah, kamen ihr die Tränen.
„Hast du schon wieder Angst zu sterben?“ fragte Amadeus interessiert, doch ohne eine Spur von Gefühl.
„Nein“, schluchzte Monika.
„Warum weinst du dann?“
„Weil ich traurig bin. Wegen Bodo.“
„Hm, hm.“ Amadeus rieb sich die Nase, und das sah sehr putzig aus.
Aber Monika sah es kaum durch den Schleier ihrer Tränen. Es war ihr auch ganz und gar nicht nach Lachen zumute.
„Kannst du es denn nicht einfach kaufen?“ fragte Amadeus.
„Was glaubst du, wieviel ein ausgebildetes Reitpferd kostet?“
„Ein paar tausend Taler?“ schlug Amadeus vor.
Monika hatte keine Lust, ihm ausgerechnet jetzt zu erklären, daß man längst nicht mehr mit Talern, sondern mit Deutscher Mark rechnete. „So ungefähr“, sagte sie.
„Warum kaufst du es dann nicht?“
„Amadeus! So weltfremd kannst doch selbst du nicht sein! Woher soll ein Mädchen wie ich denn so viel Geld nehmen?“
„Von deinem Papa! Früher, wenn ich Geld brauchte, bin ich immer zu meinem Papa gelaufen.“
„Und hat er dir einmal ein paar tausend Taler gegeben?“
Amadeus dachte angestrengt nach. „Non“, sagte er endlich, „nein. Aber ich habe auch nie so viel gebraucht.“
„Da siehst du.“
„Dann mußt du eben einfach einen Schatz heben.“
Monikas Tränen versiegten; sie setzte sich auf und blickte Amadeus aus weit aufgerissenen Augen an. „Einen Schatz, sagst du? Einfach einen Schatz? Als ob das so einfach wäre!“
„Doch, furchtbar einfach. Du brauchst nur eine Hacke und eine Schaufel!“
„Amadeus! Jetzt spinnst du aber komplett! Und wo soll ich graben?“
„Ich werde dir die Stelle zeigen“, sagte Amadeus schlicht.
„Du?“ rief Monika entgeistert.
„Wer denn sonst? Ich weiß, wo ein Schatz vergraben liegt.“
„Und warum hebst du ihn dann nicht selber?“
„Wozu brauche ich Gold? Aber dich werde ich zu dem Schatz führen.“
Monika wußte nicht recht, ob sie das Angebot von Amadeus ernst nehmen sollte. Aber sie war so verzweifelt, daß sie jede Möglichkeit, Bodo zu behalten, beim Schopf packte.
„Abgemacht!“ sagte sie. „Gleich morgen früh...“
„Oh, non, non!“ Amadeus schüttelte so heftig den Kopf, daß ihm die Perücke völlig verrutschte; er nahm sie in die Hand, und jetzt wurde sein feines blondes Haar sichtbar.
„Einen Schatz kann man nur in der Nacht heben... um Mitternacht.“
Monika schauderte bei dem Gedanken, nachts mit Hacke und Schaufel losziehen zu müssen.
„Hast du Angst?“ fragte Amadeus sofort.
„Nein, nein“, behauptete sie rasch.
„Brauchst du auch nicht.“ Amadeus warf sich in die Brust. „Ich bin ja bei dir!“
Monika dachte blitzschnell nach. „Aber vielleicht... würde es dich stören, wenn Ingrid mitmachen würde? Ich weiß natürlich nicht, ob sie Lust hat und ob sie von zu Hause fort kann, aber wenn...“
„Wenn sie will, kann sie kommen“, gestattete Amadeus gnädig.
„Und wo treffen wir uns? Holst du uns hier ab?“
„In der Schloßruine“, sagte Amadeus geheimnisvoll. Er setzte sich die Perücke wieder auf. Das grüne Licht, das er ausstrahlte, hatte schon seit einiger Zeit zu flackern begonnen. Jetzt erlöschte es ziemlich rasch, und von dem Gespenst war keine Spur mehr zu sehen.
Obwohl Monika die Aussicht auf eine Schatzsuche so aufgeregt hatte, daß sie glaubte, gar nicht mehr einschlafen zu können, fiel sie völlig erschöpft in einen bleiernen Schlaf.
Gibt es noch Schätze?
Als Monika am nächsten Morgen erwachte, wußte sie im ersten Augenblick nicht mehr, ob sie die nächtliche Begegnung mit Amadeus geträumt oder wirklich erlebt hatte: ein Schatz in der Ruine, das war doch kaum zu glauben!
Aber nicht lange, so erinnerte sie sich wieder an jedes Wort von Amadeus. Und je mehr sie über das Gespräch nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien es ihr, daß er nicht geschwindelt hatte. Wenn er schon über zweihundert Jahre hier herumgeisterte, ständig im Bereich des Hauses am Seerosenteich und der Ruine auf dem Hügel, dann mußte er ja einfach jeden Stein und jeden Baum und jedes Loch kennen und konnte auch wissen, wo ein Schatz vergraben lag. Wenn es wirklich einen gab.
Mit einem Satz war Monika aus dem Bett, wusch sich flink, zog sich an und lief hinunter. Sie fand ihre Mutter im Gemüsegarten, wo sie gerade dabei war, die letzten Stangenbohnen zu pflücken. Monika begrüßte sie fröhlich. „Nanu?“ Frau
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