Danke, liebes Hausgespenst!
das ist doch heller Wahnsinn!“
„Bitte, schrei nicht so! Begreifst du denn nicht, daß es ein Geheimnis bleiben muß?“
Ingrid atmete tief durch. „Ich hätte dich wirklich nicht für so kindisch gehalten!“
„Und ich dich nicht für so fad!“
Die Freundinnen funkelten sich an, und bald wäre der schönste Streit im Gange gewesen, wenn sie es nicht selber gerade noch rechtzeitig bemerkt hätten.
„Tut mir leid“, sagte Ingrid, „ich wollte dich nicht beleidigen. Wahrscheinlich bist du nur ein bißchen durcheinander, weil Bodo weg muß.“
„Und mir tut’s leid, daß ich so mit der Tür ins Haus geplatzt bin. Ich hätte dir die Geschichte von Anfang an erzählen sollen. Aber du hast mich so gedrängt.“
Sie zogen sich in Monikas Zimmer zurück, setzten sich nebeneinander auf das Bett, und Monika berichtete, was Amadeus ihr versprochen hatte.
„Kann ja sein, daß er schwindelt“, gab sie selber zu, „aber wenn es hier irgendwo einen Schatz gibt, dann ist er derjenige, der es wissen müßte.“
„Hm“, machte Ingrid.
„Oder glaubst du es immer noch nicht?“
„Ich weiß nicht. Möglich wäre es schon...“
„Aber?“
„Aber wenn er uns nun bloß einen Streich spielen will?“
„Das müssen wir riskieren... ich jedenfalls muß es riskieren. Ich würde alles tun, um Bodo zurückzubekommen. Du kannst es dir überlegen, ob du mitmachen willst.“
Ingrid warf den Kopf in den Nacken. „Das wäre ja noch schöner, wenn ich dich im Stich lassen würde!“
„Das hatte ich gehofft!“ Monika wurde ein bißchen rot vor Freude. „Danke, Ingrid. Laß uns jetzt rasch das Zimmer zur Nacht richten... ich hole das Feldbett vom Dachboden...“
„Nein, nein, das hat Zeit bis später! Wir müssen zuerst zur Ruine und uns am ,Tatort’ umsehen!“
Monika stimmte sofort zu. „Das wollte ich schon am Vormittag...“ Sie unterbrach sich. „Aber du solltest dir was anderes anziehen!“
Das war sicher richtig, denn Ingrid war wieder einmal eine Spur zu fein gekleidet, vor allem für ein so abenteuerliches Unternehmen. So ließ sie sich gerne von Monika eine Hose und einen Baumwollpulli geben. Beides saß ein wenig knapp, und das gab Anlaß zu Gelächter.
Als sie aus dem Haus kamen, war die Luft rein; weder die Mutter, noch Peter oder Liane waren zu sehen. Deshalb entschlossen sie sich, Schaufel und Spitzhacke gleich jetzt zur Ruine hinaufzutragen. Sie fanden die Geräte im Stall, in dem Herr Schmidt sein Handwerkszeug aufbewahrte. So bewaffnet machten sie sich auf den Weg, der hinter dem Haus am Seerosenteich vorbei und dann aufwärts führte.
Obwohl es ein kühler Tag war, gerieten sie bald ins Schwitzen.
„UfF“, sagte Monika und setzte die Schaufel ab, „auf die Dauer hat das Ding ein ganz schönes Gewicht!“
„Was soll ich erst sagen?“ meinte Ingrid; tatsächlich war sie mit der Spitzhacke noch schlechter dran.
„Sollen wir tauschen?“ schlug Monika vor.
Ingrid musterte die zarte Freundin. „Ich glaube, ich bin doch stärker!“
Monika widersprach ausnahmsweise nicht. Später, als es steil aufwärts ging, war sie froh darüber. Mit heißen Köpfen erreichten die Mädchen endlich die Ruine.
Viel gab es hier nicht zu sehen. Mehr als die Mauern des Erdgeschosses, eine Treppe, die zu einem Mauervorsprung führte und der hohe Rumpf eines runden Turms waren nicht übriggeblieben.
„Wenn wir jünger wären, könnten wir hier prima spielen“, stellte Monika fest.
„Die Dorfkinder sind hier manchmal. Sie spielen Indianer, Räuber und Gendarm und was nicht alles. .
„Dafür sieht es hier eigentlich sehr sauber aus... keine Papierfetzen und so etwas.“ Monika hatte das Blatt der Schaufel in den Boden gestoßen und stützte sich auf den Stiel.
„Die Ruine gehört der Gemeinde, und die läßt sie in Ordnung halten. Man hat eine Zeitlang gehofft, die Ruine könnte ein Anziehungspunkt für Ausflügler werden. Siehst du das Holzhäuschen? Das war für den gedacht, der Eintritt nehmen sollte. Aber es hat sich nicht rentiert.“
„Kann ich mir denken. Dabei hat man einen ganz hübschen Blick von hier aus... findest du nicht?“
Tatsächlich sah man von der Ruine auf den Seerosenteich und das Haus dahinter. Geretsried war verdeckt von einem Wäldchen, aber Heidholzen lag wie ein Spielzeugdorf da. Die Kette der Alpen zeichnete sich deutlich in der Ferne von dem grauen Himmel ab.
„Stimmt“, sagte Ingrid, „aber gerate nicht ins Träumen. Wir sind nicht wegen der schönen
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