... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
Du wirst keinen einzigen finden, der dich je als normal bezeichnet hätte.“
„Vielleicht habe ich dir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Du hast mich schließlich auch nie direkt da nach gefragt, mmmh? Oder geht es … Willst du mir etwa ernsthaft einreden, mein Vermögen sei ein Problem für dich? Das würde dich nämlich einzigartig machen unter deinen Geschlechtsgenossinnen“, fügte er sarkastisch hinzu.
„Ich bin einzigartig.“
Er schaute sie schweigend an, nickte dann langsam und voller Ernst.
„ Was für ein trauriges Leben du doch führen musst, wenn das wirklich deine bisherige Erfahrung mit Frauen ist. Wenn du mir unterstellst, ich wäre wegen deiner Knete hinter dir … mit dir hierher gefahren. Das ist eine Beleidigung, Alter. Und ich bin nachtragend, wie du hoffentlich nicht vergessen hast. Aber ich kann dir versichern, ich bin nicht interessiert. Weder an dir, noch an deinen Moneten.“
Pádraig Ó Briain lenkte den Oldtimer in die kreisförmige Auffahrt und stoppte schließlich vor dem Haus. Matthias Clausing stieg aus , ohne auf Susanne zu warten, die verärgert an dem verchromten Hebel zerrte, von dem sie annahm, es würde sich um den Türöffner handeln. Sie zuckte zusammen, als ein Schatten das Fenster verdunkelte und sie in das starre Gesicht des alten Ó Briain blickte.
Oder hatte gerade eine seiner buschigen Augenbrauen missbilligend gezuckt? Suse riss ihre Hände hoch und entschuldigte sich mit einem schiefen Lächeln. Pádraig neigte leicht den Kopf und half ihr beim Aussteigen.
Einen halben Schritt hinter Matthias blieb sie stehen und schaute aus den Augenwinkeln zu ihm auf. In Gedanken versunken strich er sich mit dem Zeigefinger über das kantige Kinn. Er war so in den Anblick seines Hauses versunken, dass man hätte meinen können, er und nicht sie würde zum ersten Mal hier stehen. Ein seltener Ausdruck von Glück und Zufriedenheit lag um seinen Mund, als er mit jedem Atemzug das Gefühl , daheim zu sein, in sich aufsog.
Na und? Dann ist das Haus halt schön! Atemberaubend, von mir aus. Es spielt überhaupt keine Rolle. Ich habe hier nichts verloren!
„Wirklich seeehr eindrucksvoll“, bemerkte sie trocken und mit der Begeisterung eines zum Tode Verurteilten.
Er schoss herum und starrte sie an. Ein Muskel seiner Wange zuckte. Angesichts von Suses spöttischer Miene zwang er sich, ihre Feststellung nicht zu kommentieren. Wortlos ließ er sie stehen und stapfte über den knirschenden Kies die Auffahrt hinauf.
„He, Clausing! Mann, warte auf mich ! Ich wollte dich nicht beleidigen. Es war mein vollster Ernst.“
Abrupt hielt er inne und drehte sich langsam zu ihr um. Mit einer hochgezogenen Braue konnte er normalerweise mehr ausrichten als die meisten Menschen mit einem Vorschlaghammer. Obendrein blitzte in seinen Augen eine deutliche Warnung, doch auch dies reichte offenbar nicht an Suse heran.
„Ach, tatsächlich?“, erwiderte er gereizt.
„Ja, Tatsache. Tolle Hütte. Sieht richtig … gut aus. Cool . Edel.“
Die Wahrheit war, das Haus und alles, was es repräsentierte, machte sie nervös, gerade so als würde ihr erst jetzt bewusst, dass Matthias Clausing definitiv das war, was er ihr die ganze Zeit über schonend beizubringen versucht hatte. Ein Adliger, der über ein Vermögen verfügte, welches ihre Vorstellungskraft sprengte. Der nicht nur die Besatzung eines Hochseefrachters, sondern genauso erfolgreich eine Armee Bediensteter befehligte. Wie hatte sie sich bloß auf so etwas einlassen können? Er spielte in einer völlig anderen Liga!
„Äh m, bevor ich’s vergesse.“ Sie kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. „Wie eigentlich wünschen der Herr Graf, dass ich ihn ab sofort anrede?“, erkundigte sie sich mit scheinheiligem Interesse. „Lütt Matt’n erscheint mir nicht gerade passend für eine Lichtgestalt, wie du eine darstellst. Wie wär’s mit Mylord? Oder vielleicht Sir? Euer Lordschaft? Erlaucht? Oder bleiben wir bei dem schnöden Herr Doktor Clausing?“
Überrumpelt von dem plötzlichen Themenwechsel zuckte er zusammen. Sein ohnehin grantiger Gesichtsausdruck wurde mörderisch. Unwillkürlich beschleunigte sich sein Atem und er trat einen Schritt näher.
„Oooh, nicht! Matt’n, ich war nicht beleidigend. Ganz bestimmt nicht“, verteidigte sich Susanne hastig und wich mit erhobenen Händen ein Stück vor ihm zurück.
„Das nicht“, knurrte er und fixierte sie mit zusammengekniffenen Augen. „Sarkasmus allerdings steht dir genauso
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