... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
Braunen Zucker! Und dazu gibt es kaum etwas Besseres als die frischen Scones von Máire.“
„Vor dir kann man auch gar nichts verheimlichen“, rief Máire aus der Küche, während sie schmunzelnd die Tüte mit dem Gebäck auspackte.
„Noch nie kam sie mit leeren Taschen zu mir, die Gute.“
Suse wurde es warm ums Herz. „Schön haben Sie es hier. Teach breá é seo .“
„ Is ea, go raibh míle maith agat . Es vergeht kein Tag, an dem nicht wenigstens ein, zwei Bewohner aus dem Dorf kommen und nach mir sehen. Sie lesen aus der Zeitung vor, kaufen ein und kochen oder halten das Haus sauber. Der kleine Garten mit seinen duftenden Blumen und blühenden Sträuchern, in denen es beinahe das ganze Jahr summt und brummt, ist übrigens Eans Werk. Und Máires Essen ist einfach köstlich, womit ich dir selbstredend nichts Neues sage, denn immerhin kocht sie für Seine Lordschaft. Und der ist groß und stark davon geworden.“
Máire kam aus der Küche und tauschte einen flüchtigen Blick mit Suse, als Fíona fortfuhr: „Oh, ich weiß, ich weiß, der junge Graf ahnt nichts von Máires Großzügigkeit. Er hat sich noch nie hier blicken lassen, obwohl ich seine Familie so gut wie kaum eine andere kenne. Die Frauen meiner Familie standen viele Generationen als Ammen im Dienste der Herren auf Sean Garraí. Ich war zur Kinderfrau von Lord Tomás bestellt, bheannacht Dé lena anam , auch wenn er nicht immer in Seinem Sinne gelebt hat. Jaja, er hat so manche Sünden auf sich geladen. Allerdings kenne ich genauso seine guten Seiten. Und ausschließlich darüber will ich reden. Richten? Nein, das sollen andere.
Tomás Clausing , musst du wissen, war ein wahrhaft schöner Bursche, groß und stattlich, mit bis auf die Schultern wallendem, schwarzem Haar. Sein glühender Blick vermochte Eis zu schmelzen. Und so sind ihm schon in jungen Jahren die Mädchen von ganz Munster hinterhergelaufen, obwohl das nicht unbedingt in seiner Absicht lag. Sein Herz nämlich hat er nur ein einziges Mal verschenkt. Ihr Name war Deirdre. Oh Gott, sie war ein überaus liebes, kleines Dingelchen mit kupferroten Locken und bernsteinfarbenen Augen voller Güte. Arglos und sanft, doch genauso klug und willensstark, so kannte man sie hier. Wenn es die echte Liebe gibt, dann war sie bei diesen beiden Turteltäubchen zu Hause.“
Die Alte schmunzelte bei der Erinnerung. Ihre knochige Hand war völlig ruhig, als sie zielsicher nach der Tasse griff, die ihr Máire reichte, und einen Schluck Tee nahm.
Auch auf Suses Gesicht schlich sich ein Lächeln. Deirdre hatte damals sämtlichen jungen Burschen von Killenymore den Kopf verdreht, hatte Níall im Pub erzählt – und war gleich darauf mit einem Kopf, rot wie ein Feuermelder, davongerannt.
„Aber diese Liebe durfte nicht sein, denn das Mädchen war lediglich eine arme Waise, von der man nicht wusste, wo sie herkam, mein Tom hingegen der herrschaftliche Erbe, der sich nicht unter seinem Stand verheiraten durfte. Und das im zwanzigsten Jahrhundert! Dass er Deirdre trotz allem sein Eheversprechen gab und noch vor der Hochzeit mit in sein Bett nahm, nun ja, es hat niemanden verwundert.“ Mitfühlend schüttelte Fíona den Kopf.
„ Es war genau um diese Zeit, Beltane , als das Schicksal die beiden einholte. In jener Nacht schwor Tom seiner Deirdre, sie auf ewig zu lieben und zu ehren. Sie schmiedeten Pläne für ein gemeinsames Leben fernab der gesellschaftlichen Verpflichtungen, die auf ihn als den Erben warteten. Natürlich wurde die Kleine schwanger. Und selbstverständlich durfte der Junge sie nicht heiraten. Im Gegenteil, um die Schande auszulöschen, die er mit dieser törichten Liebelei über seine Familie gebracht hatte, wurde er Hals über Kopf, dafür standesgemäß mit der Tochter eines Edelmannes aus der Grafschaft Monaghan vermählt, noch bevor Deirdre ihren Sohn zur Welt gebracht hatte.“
Fíona seufzte betrübt und fuhr sich mit dem Handrücken über die blicklosen Augen. Diese längst vergangene Geschichte schien sie noch immer tief zu berühren und in Suses Herz senkte sich Traurigkeit.
Wahre Liebe. Ja, sie hatte ebenfalls die wahre Liebe erlebt.
Und verloren.
„Völlig verbittert richtete sich der Zorn des Jungen gegen seine Ehefrau, ein ellenlanges und spindeldürres, ansonsten recht ansehnliches und intelligentes Mädchen mit geschliffenen Manieren und einem tadellosen Stammbaum. In seinen Augen indes konnte sie in nichts mit seiner geliebten Deirdre konkurrieren. Als sie
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