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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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sagenumwitterten ersten Sohn. Es war nicht bloß ein weiteres Märchen, das in Killenymore erzählt wurde.“
    Verwirrt starrte Suse die Haushälterin an. Die hing ihren Gedanken nach und rollte selbst vergessen eines der Brötchen über den Tisch.
    Obwohl Suse keinen Zusammenhang zwischen der Banshee und einer Wildgans, Matt’n, Deirdre und Adrian finden konnte, ging ihr diese Geschichte zu Herzen. Fast glaubte sie, in ihren Adern müsste mindestens ein Tropfen irischen Bluts fließen. Es war, als hätte sie die Legende vor Ewigkeiten schon einmal gehört, als gäbe es tief in ihr eine Erinnerung an eine Zeit vor dieser Zeit.
    Aber w ieso war eine Wildgans zu Füßen einer Banshee namens Deirdre der Beweis für die Existenz eines ersten Sohnes? Wessen Sohn? Und wenn es einen ersten gab, musste folglich auch ein zweiter Sohn leben, oder nicht? Und was hatte das alles mit Adrian zu tun? War er gar kein Einzelkind, wie sie immer angenommen hatte?
    Tausend neue Fragen stürmten auf Suse ein. Je mehr sie in die fremde Welt der Iren eintauchte, umso mehr Fragen stellten sich ihr. Ob sie es je verstehen würde?
    „ Diese … diese Banshee … Ich meine, dass die Ó Briains seit Clontarf im Jahr tausendvierzehn eine Banshee haben, ist doch höchstens ein Märchen. Wenn ich mich nicht täusche, hieß sie auch ganz anders.“
    „ Aoibheall.“
    „Und Deirdre? Hatte sie wirklich rote Haare und war schön und liebreizend? In dem Buch werden die Banshees eher als alte, hässliche Weiber beschrieben.“
    „Tatsache ist, dass sich ebenfalls die Banshee in dreierlei Gestalt zeigt: als junge Frau, stattliche Matrone oder als geschminkte, alte Vettel. Damit repräsentieren sie die drei Aspekte der keltischen Göttin des Krieges und des Todes, Morrigan. Natürlich hat mich genau wie dich der Ort ihres Auftauchens verwundert.“
    „Und w as hast du gemeint mit dem ersten Sohn? Hatte Deirdre zwei Söhne?“
    Als hätte sie Suses Einwurf nicht gehört, fuhr Máire fort: „Es ist in der Tat außergewöhnlich. Die Banshee hatte ein Gesicht und einen Namen, das machte mich stutzig. Also habe ich Nachforschungen angestellt. Selbstverständlich nicht, weil ich neugierig bin, nichts liegt mir ferner.“
    „Selbstverständlich.“
    „Ich wollte es … einfach bloß so … wissen.“
    „Ja, klar.“ Der tiefe Ernst in Suses Stimme verriet ihre Belustigung.
    Beleidigt kniff Máire die Augenbrauen zusammen. Sie schwieg hartnäckig, als sie bemerkte, dass Suse sie auf den Arm nehmen wollte.
    „Und? Was hast du herausgefunden?“
    „Du glaubst mir sowieso nicht“, knurrte Máire gekränkt.
    „Ich würde es trotzdem gerne hören.“
    „Warum sollte ich mir die Mühe machen, wenn du mir diese Geschichte ohnehin nicht abnimmst?“
    „Na schön, ich möchte versuchen , es zu glauben. Und?“
    „Nicht weit von hier wohnt eine Frau, die wohl schon an die hundert Jahre alt sein muss. Fíona hat mehr gesehen, gehört und erlebt, als all die anderen Bewohner von Killenymore zusammen.“
    Das hörte sich verdammt nach einer weiteren Märchenhexe an, fand Suse.
    „Hab ich ’s doch gewusst“, schnaufte Máire beleidigt, weil ihr der skeptische Ausdruck auf dem Gesicht der Jüngeren nicht entgangen war, und wandte sich wieder ihren Scones zu. Die widersprachen ihr wenigstens nicht andauernd! „Es ist vergeb’ne Liebesmüh’ mit euch! Ist es denn wirklich so schwer zu glauben, dass es auf dieser Welt mehr gibt als das, was du mit deinen Händen greifen kannst?“
    „Ich habe das nicht so gemeint. Es ist nur alles ziemlich fremd für mich. Du hast mich gebeten, Matt’n eine Chance zu geben. Und wo bleibt die Gleichberechtigung? Gib mir die Chance, eure Legenden zu verstehen.“
    „Nicht verstehen, Susanne, denn dein Verstand führt dich in die Irre. Öffne dein Herz und glaube.“

29 . Kapitel
     
    Dass sie nicht den blassesten Schimmer von dem hatte, was sie erwarten würde, gefiel ihr nicht. Diese Sache gefiel ihr ganz und gar nicht. Irgendetwas schien gewaltig aus dem Ruder zu laufen. Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte, und wurde trotzdem das dumme Gefühl nicht los, dass sie heute von einem Unstern heimgesucht werden würde.
    Jeder Schritt, der sie an diesem Nachmittag dem Dorf näher brachte, beschleunigte ihren Herzschlag , bis die Anspannung beinahe unerträglich wurde. Máire kam ihr erstaunlich schweigsam vor und Suse konnte sich nicht entscheiden, ob sie das als gutes oder eher schlechtes Zeichen werten sollte. Die

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