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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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endlich mit seinem legitimen Erben schwanger war, zog er sich sofort von ihr zurück. Sein Herz wurde hart und taub. Niemand konnte es mehr erreichen.“
    Eine Zeit lang sagte Fíona keinen Ton und Suse befürchtete fast, sie sei eingeschlafen. Sie nippte an ihrer Tasse Tee und blickte zu Máire, die sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel wischte.
    Tomás. Matthias hatte nie den Namen seines Vaters erwähnt. Es hätte sie nicht überrascht, wenn er ihn nicht einmal mit „Vater“ angeredet hatte. Für ihn war er stets „der Graf“ gewesen, der alte Graf, als würde er von einem Fremden sprechen. Ob Matthias diese Geschichte seines Vaters kannte? Suse hielt es für unwahrscheinlich.
    Und dann ging ihr auf, dass Níall ebenfalls von der unglücklichen Liebe zwischen Deirdre und dem Grafen w issen musste. Níall und vermutlich das halbe Dorf. Doch war das ein Grund, um wie von Furien gehetzt vor ihr zu flüchten? Hätte er ihren Irrtum nicht mit wenigen Worten aufklären können? Dass Deirdre lediglich die Geliebte des Grafen und nicht seine Gattin war?
    „ Armer, reicher Tom. Nachdem der Erbe von Sean Garraí, Mathew Emanuel, getauft war und Lord Tomás somit für den Fortbestand der Clausings gesorgt hatte, sandte er eine Nachricht an seine über alles geliebte Deirdre. Er bat sie, seinen Erstgeborenen sehen und sich von ihm verabschieden zu dürfen – so zumindest schrieb er ihr, denn in Wahrheit hatte er vor, mit ihr und seinem Sohn ein neues Leben fern jeglicher gesellschaftlicher Zwänge zu beginnen. Da Deirdre diesen Plan, auf sein Geburtsrecht, seinen Titel und sein Erbe zu verzichten, nicht gutgeheißen hätte, musste er zu dieser Notlüge greifen.
    Der gute Junge, e r war angefüllt mit Liebe und das Glück stand ihm ins Gesicht geschrieben wie seit Monaten nicht mehr. Er musste sich mir einfach anvertrauen, weil sein Herz vor Freude geradezu überlief und er es nicht erwarten konnte, Sean Garraí zu verlassen. Bis zum heutigen Tag habe ich niemandem von seinem Vorhaben erzählt, das, wie ihr euch denken könnt, auf tragische Weise vereitelt wurde. Im Gegenteil, es wurde der Tag, an dem ihm das Herz brach und ein rabenschwarzes Loch in seiner Brust hinterließ.
    Es war der Winter vor vierzig Jahren, ein außergewöhnlicher Winter mit furchtbaren Schneestürmen und klirrendem Frost, wie wir nie zuvor einen erlebt hatten. Selbst der große See auf Sean Garraí war vollkommen zugefroren und die Kinder konnten mit ihren Schlittschuhen darauf laufen und Curling spielen.“
    Fíona seufzte erneut und richtete ihre blinden Augen auf Suse. Erschrocken wich die auf ihrem Stuhl ein Stück zurück und hielt den Atem an. Sie konnte sehen! Jedes Detail konnte sie genau erkennen! Wie eine Landschaft zogen die Bilder an ihr vorbei, die allein Fíona gesehen hatte.
    „Adrians Mutter. Sie war … Deirdre war seine Mutter!“
    Suse fühlte die Blicke der beiden Frauen auf sich gerichtet. Adrians Mutter! Die Geliebte des Grafen. Adrian Ossmann war der ältere Sohn von Lord Tomás. Deirdre hatte für ihren Sohn gesungen, als er fern der Heimat ermordet wurde, um ihm den Weg nach Hause zu weisen. Für Adrian, der nach Hause, nach Sean Garraí, wollte!
    S usanne wusste nicht, was sie zu dieser Feststellung veranlasst hatte. Sie konnte sich genauso wenig erklären, warum sie ihre Worte nicht einmal als Frage formuliert hatte.
    Sie wusste es einfach.
    „Du hast Recht, mein Kind. Deirdre ertrank in dieser rabenschwarzen Nacht im großen See. Sie wollte meinem Tomás seinen Sohn bringen, so wie er sie gebeten hatte. Er sollte seinen Erstgeborenen in den Armen halten, bevor sie das Land für immer verlassen wollte. Allein. Sie hatte die Fahrkarte bereits in ihrer Tasche. Doch Tomás wartete an jenem Tag vergeblich am anderen Ufer auf sie.
    Niemand sah, wie sie auf dem Eis einbrach, obwohl es dick genug war, um einen Elefanten zu tragen. Niemand kam Deirdre zu Hilfe, als sie um ihr Leben kämpfte und voller Verzweiflung den Namen ihres Geliebten rief. Nur das Kör bchen mit dem Kleinen Feurigen schwamm auf dem Wasser, während sich das Eis wie von Geisterhand vor ihm teilte. Man erzählt sich, Deirdres Geist hätte dafür gesorgt, dass der Junge unbeschadet ans Ufer trieb und dort rechtzeitig gefunden wurde. Vielleicht waren es auch die Merrows , die schönen Meerfrauen, die ihn noch nicht zu sich nehmen wollten, weil sie ihn für eine höhere Aufgabe auserkoren hatten.“
    Suse kämpfte angestrengt gegen die Tränen an,

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