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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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die in ihren Augen brannten. Adrian war nicht an einem ersten Januar geboren, wie er einmal behauptet hatte, sondern zehn Mondmonate nach Beltane , an Imbolc . Ob er jemals von der unglücklichen Liebe des Landlord gehört hatte? War Adrian vielleicht gar nicht im Unklaren über seine Herkunft gelassen worden? Wenn Fíona die Wahrheit wusste, warum dann nicht auch andere?
    Adrian war der leibliche Sohn des Grafen!
    Lord Tomás musste es gewusst haben, als er ihn zehn Jahre später in seine Familie holte. Anders ließ sich nicht schlüssig erklären, weshalb er ausgerechnet Adrian als Spielkameraden für seinen Zweitgeborenen, für Matthias, ausgewählt hatte.
    Adrians Leben hatte vom ersten Tag an unter keinem guten Stern gestanden. Ausgerechnet er, der seiner Mutter so ähnlich war – klug und willensstark, warmherzig und liebenswert.
    „Bisher habe ich niemandem davon erzählt. Du jedoch bist zu mir gekommen – seinetwegen“, Fíona lachte leise, „und nicht in erster Linie des Grafen wegen, ich weiß – und du hast ihn ungeachtet seiner vermeintlichen Fehler aufrichtig und uneigennützig geliebt, liebst ihn noch immer. Also will ich dir die rote Feder zeigen, die ich in dem Körbchen des Kleinen fand. Ich habe sie in der Schachtel dort drüben aufbewahrt.“ Sie deutete auf ein Regal, von dem Máire eine kunstvoll geschnitzte Dose nahm, die sie Fíona reichte.
    „Nie zuvor habe ich eine derartige Feder zu Gesicht bekommen. In manchen Gegenden, so erzählt man, wurden die Merrows mit einer kleinen, roten Mütze aus Federn gesehen. Und da ich keinen Vogel kenne, der ein solches Federkleid trägt, glaube ich, sie könnte tatsächlich vom cohullen druith einer Meerfrau stammen. Der Kleine hatte die gleichen braunen Augen wie Deirdre. Sprechende Augen, nicht wahr? Und er besaß genau wie sie die Gabe, an die Herzen der Menschen zu rühren. Warum also sollte es ihm nicht genauso möglich gewesen sein, die Herzen der Tuatha de Danaan zu erreichen?“
    Obwohl sie kaum noch mehr ertragen konnte, räusperte sich Suse und krächzte mit belegter Stimme: „Und die Mutter von Matthias? Was ist aus ihr geworden?“
    „Nóirín. Nóirín Maguire. Dieses bedauernswerte Geschöpf war lediglich eine Schachfigur im Spiel der Großen und Mächtigen. Niemand hat sie gefragt, was sie von ihrem Leben erwartete. Sie schloss für immer die Augen, noch ehe sie den ersten Schrei ihres Kindes hören oder es im Arm halten konnte. Ich war bei ihr, als sie für eine Erstgebärende den kleinen Mathew außergewöhnlich schnell und problemlos auf die Welt brachte.“
    „Also ist sie nicht … Matt’n macht sich Vorwürfe, weil er … Ich meine Matthias, war er etwa gar nicht so groß, wie er behauptet? Zu groß? Bei seiner Geburt?“
    „Nein, das war er nicht. Ganz und gar nicht. Nóirín starb an gebrochenem Herzen. Nicht einmal ihr Kind konnte sie daran hindern , diese Welt zu verlassen. Ihr Tod indes bekümmerte Tomás nicht mehr. Er hatte einen Sohn von der Frau, die er nicht lieben durfte. Und er hatte seinen Erben von der Frau, die er nicht lieben konnte. Der Graf ertrug es nicht, die Jungen um sich zu haben, da sie ihn stets daran erinnern würden, dass ihn Deirdre und Nóirín verlassen hatten. Er wollte keinen von beiden haben. Nie wieder jemanden lieben. Das hatte er am Grab seiner Frauen geschworen. Nie wieder wollte er verantwortlich sein für ein anderes Leben als für sein eigenes. Diesen Schwur hat er trotz der quälenden Einsamkeit gehalten, die von da an sein einziger Begleiter war. Bald darauf verschwand er von hier. Erst viele Monate später, Mathew war schon fast drei Jahre alt, haben wir erfahren, dass sich Tomás nach Deutschland zurückgezogen hatte, wo ihn niemand kannte. Und dann kam der Graf so plötzlich, wie er zuvor verschwunden war, und holte den Jungen zu sich. Und noch ein paar … Jahre … später …“
    Wieder verfiel die Alte in Schweigen. Als ihr Kopf mit einem lauten Schnarcher nach vorn auf ihre Brust sackte, erhoben sich Máire und Susanne lautlos von ihren Stühlen , brachten das Geschirr in die Küche und verließen das Haus.
     
    Ein paar Jahre später …
    Die se letzten Worte hatten neue Fragen in Suse aufgeworfen. Der Graf holte Adrian ein paar Jahre später zu sich nach Deutschland. Zweifellos hatte die blinde Fíona das sagen wollen.
    Aber wo hatte er bis dahin gelebt? War er womöglich bei Fíona in dem gemütlichen, kleinen Cottage aufgewachsen? Hatte Adrian bei ihr das Lesen gelernt

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