... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
schuldbewusst gesenktem Kopf entgegenging. Lieber Gott, lass ihn sich nicht mehr an seine undeutlich ausgesprochene Bitte erinnern, betete sie voller Inbrunst. Nach dem Prinzip der maximalen Schweinerei würde er selbstverständlich erwartet haben, dass sie seiner Aufforderung, hatte er sie nun als Bitte oder als Befehl formuliert, nachkam und anwesend sein würde. Und es ärgerte ihn vermutlich maßlos, dass sie sich ihm erneut widersetzt hatte.
Hmpf, von mir aus! Schadet ihm gar nichts, wenn er auf seinem Sockel ein wenig aus dem Gleichgewicht gerät, frohlockte sie.
„Was machst du hier alleine?“ Offenbar war er scharf geritten und schon eine geraume Weile unterwegs, denn er keuchte und seine Stimme klang heiser vom Rufen.
Suses Antennen signalisierten sofort, dass er schlechter Laune war und damit auch heute ein denkbar ungeeigneter Tag sein würde, um Heldentaten zu vollbringen – wie beispielsweise die, ihm von dem Besuch bei Fíona Heneghan zu erzählen. Sie musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich umzuziehen. Oder hatte er sich die Zeit dafür nicht genommen, weil er so schnell wie möglich seinen Zorn an ihr abzureagieren gedachte?
„Wo willst du hin? Wo bist du gewesen?“, äffte sie seinen Tonfall nach. „Was machst du hier? Hej, fällt dir nichts anderes ein, um eine geistreiche Konversation zu führen? Und überhaupt, mal passt es dir nicht, wenn ich alleine unterwegs bin, und dann wieder rastest du aus, wenn ich in Begleitung bin. Was willst du eigentlich? Mich an deinem Rockzipfel festbinden? Ins Verlies sperren, wo ich dir nicht im Weg bin?“
Sie beobachtete voller Misstrauen, wie Clausing eins seiner endlos langen Beine über den Hals des Hengstes schwang und mit einem eleganten Sprung direkt vor ihren Füßen landete, ohne die Zügel loszulassen. Ein gefährliches Lächeln lag auf seinen Lippen.
„Es gibt tausend Dinge, die ich am liebsten sagen würde , und mindestens ebenso viele, die ich dir noch viel lieber antun würde. Aber ich versuche, mich zu beherrschen.“
Wenngleich sie ahnte, was ihr bevorstand, konnte sie nicht umhin, ihn voll Bewunderung zu mustern. Zu einem feinen Batisthemd trug er eine tannengrüne Brokatweste und einen dazu passenden Gehrock, ganz wie es einem Mann seiner Herkunft und gesellschaftlichen Stellung geziemte. Er schien geradewegs einem der düsteren Gemälde in der Galerie seines Herrenhauses entstiegen zu sein. Er sah reich, mächtig und beunruhigend gut aus.
Er verströmte die Aura eines Mannes, der für sie unerreichbar war. Der hochgeschätzte Graf, wohllöblicher Honorable.
Ob gleich ihm in diesem Moment eher der Titel „Herr der Finsternis“ zugestanden hätte.
Suse wischte sich den schmachtenden Blick aus den Augen. Pfff! Wer wollte schon einen Prinzen? Gleichwohl verschwendete sie keine Zeit, ihn weiterhin anzustarren. Lediglich seine Reithose in den kniehohen Stiefeln wollte nicht recht zu seiner eleganten Abendgarderobe passen. Aber selbst dieser Stilbruch schadete weder seiner Schönheit noch seiner vornehmen Erscheinung.
„Und? Bereitet es dir große Mühe , dich zu beherrschen?“, erkundigte sie sich voll scheinheiligen Mitgefühls.
„Von Rechts wegen sollte man dir den Hals umdrehen“, knurrte er und trat mit ausgestreckten Händen einen Schritt auf sie zu.
„Bitte, t u dir keinen Zwang an. Ich bin Kummer gewohnt.“
„Was … hast … du … hier … gemacht?“
„Ich bin gerade im Begriff, dir ein Stück entgegenzukommen.“
Sein Kopf ruckte in die Höhe. Er stand stocksteif, als hätte er statt einer Wirbelsäule plötzlich … irgendetwas anderes.
Ihr blieb keine Gelegenheit, sich einen besonders witzigen Vergleich einfallen zu lassen, denn er stierte sie sprachlos an und pure Mordlust lag in seinem Blick. Suse zuckte unmerklich zurück, schien er doch vor Zorn jeden Moment zu explodieren.
„Duuu? Du kommst mir … entgegen? Das nennst du …“ Er schnappte erbost nach Luft, ehe er losbrüllte: „Du fällst mir in den Rücken, verdammt noch mal! Hinterhältig, heimtückisch und rücksichtslos! Du bist mir nie auch bloß einen winzigen Schritt entgegengekommen! Du bist die größte Plage, die der Menschheit seit Urzeiten begegnet ist! Keine Kreatur hat es je gewagt, meine Nerven derart zu strapazieren!“
„Ja, mei. “ Sie zuckte mit den Schultern. „Irgendwann ist immer das erste Mal. Find’ dich damit ab, Alter. Tel Aviv – so ist das Leben.“
„Was
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