... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
deinen Ohren ist alles in Ordnung. Funkerohren“, höhnte er.
„Das weiß ich selber, inzwischen mache ich mir allerdings echte Sorgen um deinen Verstand. War das der Grund dafür, mich hierher zu verschleppen? Um mich in aller Ruhe nach deinen Vorstellungen zu verbiegen, damit ich in den erlauchten Kreis von Deinesgleichen passe?“
Sein Schweigen und ein selbstzufriedenes Grinsen sagten ihr alles und weckten ihren Widerstand mit einem Paukenschlag. „Oooh nein! So haben wir nicht gewettet, mein Freund. Hast du vergessen, dass ich lediglich zu Besuch hier bin, ein paar Tage noch, dann sehen wir uns nie wieder. Wofür also dieser Aufwand, mich in die Gesellschaft einzuführen? Ich würde immer ein Fremdkörper sein, der die traute Harmonie eurer Zusammenkunft stören würde. Ich bin eine Plage für dich? Hast du das so genannt? Nun, dann sollst du wissen, dass ich durchaus noch steigerungsfähig bin!“
Ihre bissige Bemerkung schien um einiges erfolgreicher zu sein, als sie gehofft hatte. Sein Gesicht wurde plötzlich ausdruckslos, seine blauen Augen blickten so kalt wie Eiswasser.
„Ich finde das nicht unbedingt witzig, selbst wenn du es dir in letzter Zeit zum Ziel gesetzt hast, solche Äußerungen zu kultivieren.“ Er rieb sich mit einer fahrigen Handbewegung die Nasenwurzel, als würden ihn starke Kopfschmerzen plagen. „Ich rate dir eins: Nimm in Zukunft Abstand davon!“
Abstand nehmen. Was für eine blendende Idee! Als ob sie nicht längst selbst darauf gekommen wäre. Es gab nichts, was sie lieb er täte, als Abstand zu nehmen – vor allem von diesem Scheusal! Er war es schließlich gewesen, der ihr hinterherlief und sie ungefragt in seinen düsteren Gemäuern gefangen hielt! Irgendwann, sie hatte es nicht vergessen, hatte sie sich vorgenommen, nett zu ihm zu sein. Sie hatte eine Zeit lang sogar den festen Willen gehabt, ihn in Anbetracht seiner traurigen Kindheit mit aller Nachsicht zu behandeln. Sein anmaßendes Benehmen indessen machte es ihr schier unmöglich, sich daran zu halten.
„Warum halten wir es nicht auch weiterhin wie während der vergangenen Tage? Du machst deinen Kram und lässt mich in Ruhe und umgekehrt genauso. Anscheinend ist dir das viel besser bekommen. Mir auf alle Fälle. Aber zum Glück sind nicht sämtliche Männer derart beknackt wie du.“
„Welche Männer?!“
„Männer halt. Richtige Männer“, korrigierte sich Suse und betonte jeden Buchstaben einzeln. „Männer, die mir ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit schenken und nicht unter deiner Fuchtel stehen. War übrigens ’n toller Beitrag, Ean vierundzwanzig Stunden am Tag mit Arbeit einzudecken, bis er nicht mehr aus den Augen gucken kann.“
„Dafür wird er schließlich von mir bezahlt. Weit über Tarif, wenn du es genau wissen willst.“
„Aber doch nicht am Wochenende!“
„Wir bauen das Pförtnerhaus für Fearghais um. Und dabei hat Ean seinem Bruder und mir geholfen. Ich habe ihn nicht dazu zwingen müssen. Was erwartest du eigentlich?“
„Von dir? Um Himmels Willen, gar nichts!“
Musste sie denn immer das letzte Wort haben? Clausing presste die Fingerspitzen gegen die Schläfe. Die stundenlange, steife Konversation mit seinen Gästen hatte ihn größte Anstrengung gekostet. Dazu die nervenaufreibende Warterei auf Suse, die sich irgendwann in Besorgnis gewandelt hatte.
Weitaus größeres Kopfzerbrechen bereitete ihm inzwischen allerdings Máirtín Callaghan. Dieser niederträchtige Störenfried trieb sich nach wie vor im Dorf herum, hatte Fearghais ganz nebenbei erwähnt und nicht bemerkt, wie ihm, Matthias, beinahe das Herz stehengeblieben war bei diesen Worten. Jahrelang hatte sich Máirtín nicht in seiner Nähe blicken lassen. Warum ausgerechnet jetzt, da Suse auf Sean Garraí weilte? Sollte es wirklich bloß ein dummer Zufall sein? Oder führte Máirtín irgendetwas im Schilde?
Wie bei jedem Gedanken an die unerfreuliche Auseinandersetzung mit der Familie Callaghan quälte ihn eine dunkle Vorahnung. Das jedoch war ein Problem, mit dem er ganz alleine fertig werden musste. Niemand aus seiner Familie wusste, was sich vor vier Jahren im Einzelnen abgespielt hatte. Keiner der Ó Briains kannte den wahren Grund für die Entlassung von Úna Callaghan, Máirtíns Schwester, aus den Diensten des Grafen.
Wie vermisste er zu gerade diesem Zeitpunkt den Rat seines Freundes! Ossi hatte nie viel geredet, seine Gabe zur Konversation war im Gegenteil höchstens geringfügig weiter entwickelt
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