... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
es für ratsamer zu schweigen. Vorerst.
Mit einem Ruck erhob sie sich und klatschte in die Hände. „Und du kannst nicht leugnen, dass er dich sehr gut kennt, da seine Vorhersage voll ins Schwarze getroffen hat. Nun, für heute habe ich genug erzählt, denn es ist nicht meine Angelegenheit, reinen Tisch zu schaffen.“
„Pfff! Suche ich mir eben eine andere Geschichtenerzählerin“, murrte Suse verstimmt und sprang von ihrem Hocker.
„Punkt eins gibt es Mittagessen!“, rief ihr Máire lachend hinterher, da war Suse auch schon durch die Hintertür verschwunden.
Sie hatte noch keine zehn Meter auf der Hauptstraße zurückgelegt, als sie von einem wilden Hupkonzert aufgeschreckt wurde. Mit einem kühnen Sprung setzte sie in den Straßengraben. Kruzitürken, wieso gab es hier keine Gehwege?
„Wohin des Wegs, schöne Frau? Conas atá tú ?“
„ Go dona !“ Wütend klopfte sich Suse den Blütenstaub von der Hose und fuhr herum. „ Bhain tú an t-anam asam !“
„Oh! Sorry , das war natürlich nicht meine Absicht.“ Ein karottenroter Haarschopf schob sich durch das heruntergekurbelte Autofenster.
Einen Moment zögerte Suse, während sie die ausgestreckte Hand des Mannes betrachtete und ihren Blick weiter nach oben gleiten ließ. Die rotblonden Bartstoppeln gaben ihm ein verwegenes Aussehen. Etwas Wildes ging von ihm aus, vermutlich das Erbe seiner keltischen Ahnen, die sich in grauen Vorzeiten mit den Wikingern vermischt hatten. Dann blickte sie in ein lachendes Augenpaar, das verdammte Ähnlichkeit hatte mit …
„ Hi , ich bin Pól. Erinnerst du dich? Wir haben an Beltane miteinander getrunken. Und getanzt. Willst du runter ins Dorf? Komm, steig ein. Wir sind gerade dorthin unterwegs.“
„ Haló , Suse“, vernahm sie die Stimme von Seánín aus dem Wageninneren. „Das ist der ausgeflippte Cousin von Fearghais und Ean. Und das hier“, dabei deutete sie auf das winzige Ding, das neben Pól saß, „ist Lisa Sheehan, eine Cousine irgendwelchen Grades von mir.“
„ Haló , Lisa! Bist du denn schon alt genug, um als Beifahrerin vorne zu fahren?“
Die Kleine verdrehte genervt die Augen.
Offenbar hatte sie mit diesem Spruch keine Punkte gemacht, dachte Suse, und wandte sich wieder an Pól, während sie auf die Rückbank zu Seánín kletterte. „Pól. Ich erinnere mich. Warst du nicht der, der mit zwei Brüdern auf der Festwiese war?“
„Genau, mit zwei Brüdern und drei Schwestern und einem ganzen Ar…m voller Cousins und Cousinen.“
„ Wer sagt ’s denn, allmählich blicke ich durch bei den Massen, die der Clan Ó Briain zu bieten hat.“
„Wart ’s ab , ob du das nächste Woche immer noch glaubst. Von der Sorte wirst du in den nächsten Tagen nämlich eine ganze Menge mehr kennenlernen. Máire hat bereits angefangen, die Speisekammer bis unter die Decke mit Vorräten zu füllen, wenn diese verfressene Bande wie Ratten über sie herfällt. Aber sie haben sich einfach nicht abwimmeln lassen. Alle wollen ihr Scherflein zum Umbau des Pförtnerhäuschens auf Sean Garraí beitragen. Und niemand kocht so gut wie Máire.“
„Dass wir mithelfen, ist ja wohl selbstverständlich, zumal wenn man sämtliche Handwerker in der Familie hat. Ich habe heute damit begonnen, die Elektrik auszuwechseln“, erklärte Pól. „Uraltes Gelumpe, sag ich dir, da ist seit Jahrzehnten kein Handschlag mehr dran gemacht worden. Ein Wunder, dass es nicht längst einen Kurzschluss gegeben hat und das ganze Haus abgefackelt ist.“
„Du bist Elektriker? Mmmh, hätte ich mir eigentlich denken müssen. Ich kenne eine Menge Elektriker und alle haben sie rotes Haar. Muss wohl am Beruf liegen.“ Es war schon so lange her, dass sie es tatsächlich fast vergessen hatte.
„Und ich habe schon befürchtet, du würdest ebenfalls dem Klischee anhängen, alle Iren hätten rote Haare.“
„Wieso? Ist es denn nicht so?“, tat Suse überrascht und lachte herzlich über Póls beleidigte Miene.
„Demnach ist es nicht bloß ein Gerücht, dass die Hütte wieder hergerichtet wird?“, erkundigte sich Suse nach einer Weile.
„Sie ist ein Schandfleck für das gesamte Anwesen, findest du nicht auch? Aber die Substanz ist in Ordnung, sagen unsere Fachmänner, also haben sie dafür plädiert, das Haus nicht abzureißen, wie es der Graf vorhatte. Der wollte wie immer Nägel mit Köpfen machen und gleich neu bauen lassen, größer, heller und schöner. Doch dagegen haben unsere Turteltäubchen heftig protestiert. Außerdem
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