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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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sie. Blind tastete sie nach der Tischkante und ließ sich langsam auf den Boden sinken. Sie nahm ihren Kopf zwischen die angewinkelten Knie und atmete tief durch.
    Konnte das wirklich sein? War das die Antwort auf eine ihrer dringlichsten Fragen? Eine Zeitlang war es für sie von enormer Bedeutung gewesen, sie hatte sich tagelang den Kopf darüber zerbrochen, nächtelang bittere Tränen deswegen vergossen, doch dann hatte sie es verdrängt – wie so vieles andere an Ungereimtheiten, die ihr immer wieder begegnet waren. Sollte das der Grund dafür gewesen sein, der einzige Grund, dass Adrian sie nicht um ihre Hand gebeten hatte?
    Sein Name!
    „Er hat mich nicht geheiratet, weil er es mit einem falschen Namen hätte tun müssen. Er hatte Angst, die Heirat wäre irgendwann für ungültig erklärt worden. Ist es so?“
    Fíona nickte stumm.
    „Aber warum hat er später nicht wieder seinen richtigen Namen angenommen? Als er volljährig war, hätte ihn niemand daran hindern können. Einer Heirat hätte dann nichts mehr im Weg gestanden.“ Suse schnappte zittrig nach Luft. „Das kann bloß bedeuten, er wollte mich nicht heiraten.“
    „ Glaubst du das im Ernst? Eigentlich solltest du ihn besser kennen“, tadelte Fíona leise. „Bedenke doch nur: Wie hätte Mathew deiner Meinung nach reagiert, wenn er von Lord Tomás’ Betrug erfahren hätte?“
    Matt’n hätte ohne jeden Zweifel getobt und gewütet und etwas Unüberlegtes getan, möglicherweise wäre er seinem Vater sogar an die Gurgel gegangen.
    Sie spürte, wie Wut in ihr aufstieg. „Du meinst, Adrian hat aus Mitleid oder Verständnis oder was auch immer er für den … für Lord Tomás empfand, nichts gesagt? Er hat dieses Verbrechen vertuscht, indem er schwieg und seinen richtigen Namen nicht einforderte? Und niemand hat in all den Jahren bemerkt, dass es keinen Adrian Ossmann gab? Hat denn nie jemand seine Geburtsurkunde sehen wollen? Oder hat der alte Graf die auch gefälscht?“
    „Er kannte die richtigen Leute an den entsprechenden Stellen“, entschuldigte Fíona den Betrug des Grafen.
    „ Wenigstens mir hätte es Adrian sagen sollen. Er hätte mir erklären müssen, warum er mich nicht heiraten wollte. Oder konnte. Ich habe ihm vertraut!“
    „Du warst mit ihm auch ohne Trauschein glücklich.“
    „Das schon. Aber was hat sein Schweigen letzten Endes für einen Sinn gehabt? Matt’n kennt inzwischen die Wahrheit über seinen Vater und ich genauso.“
    „Aodhagán hat damit Lord Tomás geschützt, ganz richtig. Vor dem Arm des Gesetzes und mehr noch vor Mathew, der sich bitter an Seiner Lordschaft gerächt hätte. Du kennst Mathews Sinn für Gerechtigkeit und weißt, dass ihm das Wohl seines Freundes über alles ging.“
    „Hat er gewusst , dass sie Brüder sind? Adrian?“
    Als Suse bereits glaubte, Fíona hätte ihre Frage nicht verstanden, durchbrach diese die Stille. „Nach Lady Nóiríns Tod gab es nicht mehr viele, die dieses Geheimnis hätten ausplaudern können. Deirdre war eine Waise von ungewisser Herkunft. Tomás’ Eltern segneten bald nach Mathews Geburt das Zeitliche und Geschwister oder nähere Verwandte hatte er keine.“
    „Bleiben bloß noch du und das übrige Hauspersonal“, sagte Suse tonlos. „Denn es ist kaum anzunehmen, dass Lord Tomás den Mut aufbrachte, mit Adrian über seine Mutter zu reden. Sag mir nur noch eines: Ist Adrian bei dir aufgewachsen?“
    „ Tá an tae réidh “, erinnerte Fíona ihren Gast.
    Zweifelnd beäugte Suse die schwarze Brühe, die vermutlich inzwischen ungenießbar geworden war. Fíona dagegen lächelte voller Güte in ihre Richtung, also schenkte sie Milch in eine zierliche Porzellantasse, gab den Tee und eine ordentliche Portion Zucker dazu und reichte sie Fíona.
    „Danke, mein Kind. Fast möchte man meinen, du bist hier zu Hause.“
    „Es gefällt mir tatsächlich bei euch. Is maith liom i baile seo . Ich liebe eure Feste und all die Märchen. Die Menschen sind aufgeschlossen und freundlich, haben immer Zeit für einen kleinen Schwatz und irgendwie denke ich …“
    Mit einem zittrigen Lachen wischte sie sich eine blonde Strähne aus der Stirn und wartete darauf, dass ihr eine bessere Umschreibung ihrer Empfindungen einfiel. Egal, wie sie es nannte, es war nun einmal so, wie es war.
    „Ich f ühle mich Adrian hier so nah. Allerdings ist es keine Trauer, die mich überkommt, wenn ich an ihn denke, sondern eine seltsame Ruhe. Glück. Es ist genau so, wie es sein sollte. Wärme. Licht.

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