... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
liegt das Pförtnerhaus recht idyllisch. Und wer weiß, vielleicht brauchen wir ja bald den Platz auf Sean Garraí.“
„Welchen Platz? Haben wir nicht genug davon?“
„Sobald Seine Lordschaft unter der Haube ist, wollen Fearghais und Áine heiraten.“
Als bei Suse der Groschen fiel, tat er das dermaßen laut und deutlich, dass sie überzeugt war, es müsste noch in fünf Meilen Entfernung zu hören gewesen sein. Sie zuckte heftig zusammen und rammte Seánín dabei den Ellenbogen in die Rippen. Einen Moment lang starrte sie das Mädchen fassungslos an.
„Großer Gott!“, flüsterte sie entsetzt. Das Blut gefror ihr in den Adern und Eissplitter schnitten sich durch ihr Herz. „Er will …“
Heiraten? Matt’n? Der doch nicht! Nie und nimmer!
„Doch, ganz bestimmt.“
„ So plötzlich?“ Verbitterung schwang in ihrem Ton mit. „Mit einem Mal? Wieso?“
Seánín hob mit einer unschuldigen Geste die Hände. „Wie das Leben eben spielt. Mit einem Mal macht es ‚Klick!’ und es ist passiert.“
„ Ich fasse es nicht. Der Mann ist vierzig! Da macht es nicht einfach Klick!“ Suses Lachen klang gekünstelt.
„Wer weiß? In Irland sind Wunder beinahe an der Tagesordnung.“
„So überraschend kommt das gar nicht“, mischte sich Pól vergnügt ein. „Ich denke, das geht schon eine gan ze Weile hin und her. Er kennt sie seit Jahren, aber augenscheinlich sind sie beide nicht von der schnellen Sorte.“
Und wenn er nun tatsächlich … Das würde zum Beispiel seine ständige Abwes enheit erklären. Sie vermutete ohnehin schon länger, dass da etwas nicht stimmen konnte. Dermaßen beschäftigt, wie er während der letzten Wochen getan hatte, konnte kein normaler Mensch sein!
„Könnt ihr mich hier absetzen?“
Keine Sekunde länger hielt sie es in der Gesellschaft der beiden Freunde aus, die immer wieder bedeutungsvolle Blicke tauschten. Nicht, dass Seánín und Pól ebenfalls ein Paar waren! Überall vor Glück strahlende Menschen, denen die Liebe ins Gesicht geschrieben war! Das war einfach nicht zum Aushalten!
Ihre Kehle schien wie zugeschnürt, als sie aus dem Auto stolperte und nicht einmal einen halbwegs verständlichen Gruß an die Adresse der Freunde zustande brachte.
„Ich hatte gehofft, du würdest eines Tages den jungen Grafen zu mir bringen. Auch ihn plagen eine Menge Fragen, die ich ihm beantworten möchte.“
„ Och , der … Er ist sehr beschäftigt, wie du dir denken kannst“, verteidigte Suse ihn zögernd.
Beschäftigt mit Hochzeitsvorbereitungen! Brrr!
Was für eine unmögliche Vorstellung! Matt’n in Frack und Zylinder in einer prachtvollen Hochzeitskutsche auf dem Weg zur Kirche. Seine schüchtern lächelnde Braut in jungfräulichem Weiß an der Seite, taufrisch, unterwürfig und ehrerbietig. Und dumm. Und hässlich. Und natürlich unfruchtbar. Mit einer boshaften Ader. Oder hatte er einen vollbusigen, rassigen Vamp zu seiner Gräfin auserkoren? Noch dümmer und unfruchtbarer?
„Du bist heute in Gedanken.“
„Entschuldige, bitte, Fíona, ich wollte nicht unhöflich sein. Soll ich uns einen Tee kochen? Ich habe Máire über die Schulter gesehen und hoffe, es einigermaßen richtig zu machen.“
„Das wäre nett. Es fällt mir in letzter Zeit immer schwerer , aufzustehen und das bisschen Hausarbeit zu erledigen, welche mir die Leute aus dem Dorf noch zu tun lassen.“
Suse war froh , sich nützlich machen zu können, und hoffte, Fíona Heneghan von Matthias abzulenken. Und sich selber.
„ Selbst wenn es dir nicht behagt, über den Grafen in seiner Abwesenheit zu reden, ist die Geschichte deines Mannes nun einmal untrennbar mit der des jungen Clausing verbunden.“
„ Das ist mir klar. Erzähl mir mehr von Adrian.“
„ Sehr gerne. Du nennst ihn Adrian?“
„Er selber nannte sich so. Na ja, ich denke mal, es war wohl eher der alte Graf … äh, Lord Tomás, der ihm diesen Namen gab. Adrian Ossmann. So habe ich ihn kennengelernt. Es fällt mir schwer, an ihn zu denken und dabei Aidan zu nennen.“
„Das ist richtig, denn tatsächlich kennst du Aodhagán nicht, Adrian dafür umso besser. Eines Tages … eines Tages … vielleicht …“
W ie so oft brach die alte Frau mitten im Satz ab und Suse wagte es nicht, sie zu bedrängen.
Eines Tages würde sie hoffentlich selber herausfinden, was sie noch hatte sagen wollen. Zeit abzuwarten hatte sie mehr als genug. Nur mit ihrer Geduld hatte sie mitunter Probleme.
Mit einem Mal drehte sich das Zimmer um
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