... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
würde er ein kleines Kind in den Schlaf wiegen.
„Na“, raunte er ihr ins Ohr, „da verschlägt es wohl sogar einmal meinem kleinen Besen die Sprache? Warum bin ich nicht schon viel früher auf diese grandiose Idee gekommen, mit dir hierher zu fahren?“
Sie knuffte ihn in die Seite. „Halt den Mund und zerstör mir nicht diesen historisch denkwürdigen Augenblick.“
Das Licht änderte sich, als die Schatten heller Wolken über die Ebene schwammen.
„Ist das nicht fantastisch? Am liebsten würde ich laut schreien vor Glück und Begeisterung.“
„In grauen Vorzeiten soll der Felsen ein Schlafplatz der Elfen gewesen sein. Willst du es dir nicht mit ihnen verscherzen, halte dich besser ein wenig zurück. Denn wenn man ihnen mit gebührendem Respekt begegnet, gehen mitunter selbst heute noch Wünsche in Erfüllung.“
Wem erzählte er das eigentlich? Damit kannte sie sich vermutlich sogar besser aus als er.
„Sag mir, was du dir wünschst, und ich kann vielleicht meine Beziehungen spielen lassen und ein bisschen nachhelfen.“
„ Oller Angeber! Aber danke, auf deine Großherzigkeit kann ich in diesem Fall gut verzichten. Es gibt nämlich nichts, was ich nicht auch ohne die Feen bekommen könnte.“
„Sicher?“
Sie drehte sich in seinen Armen um und legte ihre Wange an seine Brust. „Du liest mir doch ohnehin schon jeden Wunsch von den Augen ab. Sollen sich die Elfen lieber um die kümmern, die überirdische Hilfe wirklich nötig haben.“
Sanft hob er ihr Gesicht an und schaute verwundert in ihre Augen. Er hatte zumindest erwartet, dass sie sich Ossi zurück wünschen würde, Unsterblichkeit oder irgendetwas ähnlich Großartiges.
„Hilfst du mir dann, wenn ich mir etwas wünschen würde, Wireless ?
„Jetzt und hier? Oder reicht es … später? Heute Abend?“, murmelte sie an seinem Mund.
„Ja.“ Sein Herz stolperte regelrecht in seiner Brust und seine Stimme klang eigenartig atemlos. „Ich nehme den Gutschein.“
Sie musste sich abwenden, da ein Blick in seine leuchtend blauen Augen genügte, um zu erkennen, was er sich wünschte.
Lächelnd deutete sie zur Burg. „Erzähl mir vom Rock of Cashel .“
„ Was denn, bist du heute ohne Reiseführer unterwegs?“
„Wozu gibt es dich?“
Er schmunzelte und die Vorfreude war ihm ins Gesicht geschrieben. Wozu er gut war, würde er ihr zeigen, wenn sie ungestört sein würden und er endlich seinen Gutschein einlösen durfte.
„Die Iren nennen ihn Carraig Phádraig , den Felsen des Heiligen Patrick. Der taufte hier im Jahr 450 König Aengus. Bei dieser Zeremonie stützte sich Patrick – schon etwas altersschwach, wie er war – auf seinen Bischofsstab und bohrte dabei versehentlich dessen Spitze in den Fuß des Königs.“
„Autsch!“
„Ach was, Aengus war ein richtig harter Kerl, ein Ire eben, und hat diese Lappalie mit stoischem Gleichmut ertragen. Gut möglich, dass er sogar glaubte, die Verletzung seines Fußes sei ein Teil des Taufrituals in Erinnerung an die Kreuzigung Christi.“
Voller Zweifel schaute sich Suse zu Matt’n um, der mit unschuldiger Miene zurückstarrte.
„ Oh, mach ruhig weiter, mein Lieber. Ich glaube dir jedes Wort.“
„ Caiseal war von 370 bis 1101 der Sitz der Könige von Munster, zunächst waren das die Eóghanachta , die hier Jahrhunderte lang herrschten, bis der Felsen an die O’Briens fiel.“
„Die kenne ich! Ähem … wollte sagen, die hat … äh … Ruadhrai im Zusammenhang mit den Dál gCais erwähnt. Über Jahrhunderte waren die Nachfahren des legendären Eoghan der mächtigste Stammesverband im Süden, bis ihre Macht in Munster verfiel und sich die Könige von Dál gCais im Territorium der Eóghanacht ausbreiteten.“
„Zumindest auf meine Dienste als Reiseführer bist du nicht angewiesen“ , murrte er, verärgert von den ständigen Unterbrechungen.
„ Och , rede dir das nicht ein, Matt’n. Du bist unersetzlich. Aber sag mal“, sie blinzelte ihn treuherzig an, „ist dir nicht ziemlich warm?“
Sei n finsterer Blick durchbohrte sie, während sie in sich hinein kicherte.
„Mit einem Rollkragenpulli – also wirklich! – bei herrlichstem Sonnenschein. Ich möchte wetten, so läufst du nicht mal im Winter rum.“
Ha-ha! Sehr witzig! Immerhin verdankte er ihr, dass er sich bereits am Morgen vor Fearghais zum Gespött gemacht hatte – als der nämlich einen in allen Regenbogenfarben leuchtenden Fleck am Hals seines Freundes entdeckte und ihm daraufhin aufrichtig erfreut
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