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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Reine bringen kann.“
    Wie er die wichtigste und schwierigste von allen bewältigen wollte, wusste er allerdings selbst noch nicht.
    „ Ach ja? Und das wäre?“
    Ihr Kopf ruckte in die Höhe und ihr überraschtes „Oooh!“ enthob Matthias einer Antwort. „Wir sind schon hier?“
    Er nahm ihr die Zügel aus der Hand und überließ die Pferde sich selbst.
    „Willst du sie nicht festbinden?“
    „Hier kennen sie sich aus. Sie laufen nicht weg – höchstens in ihren Stall, wo frischer Hafer auf sie wartet.“
    Er strich Bainis in Gedanken verloren über den Hals und gab ihr dann einen liebevollen Klaps. „Du hast behauptet, mit Ossi gesprochen zu haben.“
    S use ließ sich auf den Sockel des Keltenkreuzes neben den alten, verwitterten Stein sinken.
    „Glaubst du mir etwa nicht?“, giftete sie.
    „Doch .“ Seine Schulter zuckte wie zur Entschuldigung. „Nein, eigentlich … tut mir leid, Suse, in dieser Hinsicht weiß ich momentan wirklich nicht, was ich glauben kann. Ich habe ihn schließlich ebenfalls gesehen. Ich habe mich sogar mit ihm unterhalten, obwohl ich mir nach wie vor einzureden versuche, einer Illusion erlegen zu sein. Es kann einfach nicht sein.“
    „Vielleicht ist es auch nicht. Warst du nicht trotzdem froh, ihn zu sehen – Illusion hin oder her? Hast du dich nicht gefreut, ihm gesund und munter gegenüberzustehen? Welchen Eindruck hat er auf dich gemacht? Trug er ein buntes Hemd und farbige Hosen? Hatte er Lachfalten um seine leuchtenden Augen?“
    „Ja. Er war … anders. Und dennoch er selbst.“
    „Alles ändert sich. “
    Matthias wanderte völlig aufgekratzt zwischen dem Keltenkreuz und dem Ogham -Stein hin und her und raufte sich die Haare. „Du hast behauptet, sein Name würde auf dem Stein stehen.“
    „Das hat Adrian gesagt.“
    „Zumindest hat er dir gezeigt, wie man das liest.“
    „Nein“, erwiderte sie mit einer Spur Ungeduld in der Stimme. „Es reicht nicht aus, wenn man die Bedeutung der einzelnen Zeichen kennt. Da gehört so viel mehr dazu, was ich nicht weiß. Und was er mir auch nicht erklären wollte.“
    Mit einem Mal schien sich i hr Gesichtsfeld an den Rändern aufzulösen. Sie beobachtete ihre eigene Hand dabei, wie sie sich ausstreckte, als würde sie von dem alten Stein angezogen. Ihre Lider wurden schwer und verschlossen ihr die Augen. Sie musste die Zeichen nicht mehr ansehen. Ihre Fingerspitzen tasteten über die in den Stein geritzten Striche, die ihr so vertraut waren wie ein Teil ihres Körpers. Sie fühlte, wie sie unter ihrer Berührung wärmer wurden und pulsierten, unmerklich erst, dann immer kräftiger, als würde ihre Hand auf einem schlagenden Herzen liegen. Erschrocken wollte sie ihre Finger wegziehen, aber wie erstarrt lagen sie an dem rauen Stein.
    „Aodhagán … Os… Osi… Osían.“
    Die Stimme schwebte irgendwo am Rand ihres Bewusstseins. Doch erst, als Matthias sie am Arm schüttelte und anstarrte, wurde ihr bewusst, dass sie selbst diese Worte ausgesprochen hatte. Er war kreidebleich.
    „Was hast du gesagt?“, flüsterte er mit krächzender Stimme.
    Sie schluckte und bekam keinen Laut mehr über ihre Lippen. Ihr Kopf flog hektisch hin und her. „N-nichts.“
    „Aodhagán Osían“, wiederholte er leise und voll Ehrfurcht. Er sprach den Namen wie die Iren aus – Aidan Oschien.
    „Das … das kann nicht sein“, hauchte sie. „Ich kann dieses Ogham nicht lesen! Matt’n, das … das war nicht ich!“
    „Aidan Ossian. Adrian Ossmann. “ Matthias ging neben Suse in die Hocke und ergriff ihre Hand. „Unser Vater hat ihm seine Vergangenheit nicht nehmen können. Vielleicht hatte er es auch nie vorgehabt. Die Erinnerung an seine Heimat, die Liebe zu diesem Land, seine Sprache, die Legenden sind Ossi geblieben und haben ihn bis ans Lebensende begleitet.“
    Er ließ den Kopf in Suses Hand sinken. Sacht strich sie über sein zerzaustes Haar und bemerkte den hämmernden Puls an seinem Hals.
    „Wenn der sich nicht bald beruhigt, wirst du morgen zu einem roten Fleck auch noch einen blauen an deinem Hals haben. Wie willst du das Fearghais erklären?“
    „Du hast wirklich Adrian gesehen“, sagte er und es klang vollkommen erstaunt und gleichzeitig überzeugt.
    Sie warf ihm ihren besten Was-denkst-du-was-ich-die-ganze-Zeit-erzähle-Blick zu. Gleichwohl hatte sie das unbestimmte Gefühl, dass diese Äußerung zu kompliziert war, um sie in einem einfachen Gesichtsausdruck unterzubringen. Musste sie es eben anders versuchen.
    „Ja.

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