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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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gratulierte. Da hätte er sich bereits denken müssen, dass das noch nicht alles gewesen sein konnte.
    Während des Frühstücks und bei jedem weiteren Schritt, den er an diesem Tag machte, beobachtete er immer wieder, wie sich verschiedene Leute nach ihm umdrehten. Er runzelte die Stirn, als Áine eilig das Gesicht abwandte, ohne ihn zu grüßen. Er hatte den dumpfen Verdacht, dass sie versuchte, ein Grinsen zu verbergen.
    Seine Vermutung erhärtete sich noch, als er be merkte, wie Seánín und Pádraig ihn überrascht anstarrten.
    „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“, hatte er gefährlich leise gefragt, weil er den deutlichen Eindruck hatte, dass sich die beiden nur mit Mühe beherrschen konnten, nicht laut loszulachen.
    „N-nein“, hatte Pádraig daraufhin mit hochrotem Kopf gestammelt und war davon gestürzt.
    Da er a us langer Erfahrung wusste, dass es sinnlos gewesen wäre, wenn er versucht hätte zu verstehen, was seine Freunde so amüsant fanden, hatte er mit den Schultern gezuckt, weil er die Sache auf sich beruhen lassen wollte.
    Zwanzig Minuten später hatten seine Leute allerdings immer noch nicht aufgehört zu grinsen und unterdrückt zu kichern.
    „Meinst du“, erkundigte er sich also mit sehr leiser Stimme bei Fearghais, „du könntest mir vielleicht den Witz erklären, der heute Morgen offensichtlich das gesamte Haus zum Lachen bringt?“
    Ein grünes Augenpaar blitzte vergnügt. „Ich kann ihn dir erklären, aber wahrscheinlich findest du ihn alles andere als amüsant.“
    „Das ist ja wohl meistens so . Trotzdem wüsste ich gern, warum die Leute derart vergnügt sind. Nun sag schon, warum jeder beinahe vor Lachen zusammenzubrechen scheint.“
    „Freude nennt man das, Mat . Vorfreude auf kommende Veränderungen.“
    Und er hatte Fearghais verständnislos angeglotzt.
    „Willst du jetzt von mir was über Cashel hören oder nicht?“
    „Nur zu.“
    „Brian Ború wurde hier 977 zum König von Cashel und Munster gekrönt, bevor er weiter nach Osten zog und sich zum Hochkönig aufschwang. Über hundertfünfzig Jahre kämpften die beiden Clans dann um die Herrschaft, bis Muircheartach O’Brian den Felsen der Kirche übereignete und Cormac MacCarthaigh als Trostpflaster den Posten des ersten Erzbischofs von Cashel erhielt.“
    Wieder blieb er stehen und nahm Suse in seine Arme. Und auch dieses Mal ließ sie es widerspruchslos geschehen. Sie ließ es nicht nur geschehen, sie schien seine Berührung wirklich zu genießen. Was für ein Narr er doch all die Zeit über gewesen war, sich mit seiner Zurückhaltung selbst zu geißeln! Nie wieder! schwor er sich einmal mehr.
    Dann deutete er zum Horizont, an dem sich eine Bergkette entlang zog. „Die Galty Mountains . Siehst du den Einschnitt dort? Das wird ‚Der Biss des Teufels’ genannt. Aus Ärger darüber, beim Flug in die Hölle eine Seele verloren zu haben, biss er Anno Dunnemals ein Stück aus den Bergen. Als er über das ‚Goldene Tal’ flog, spuckte er das Stück wieder aus und das Ergebnis liegt nun vor dir.“
    „Und ich dachte immer, du hättest nichts übrig für die Mythen und Legenden der Iren.“
    „ Das … na ja, ich denke, das gehört einfach zur Allgemeinbildung.“
    „Wer weiß, möglicherweise hast du ja mehr irisches Blut in deinen Adern fließen, als du vermutest.“
    „Mach dir keine falschen Hoffnungen.“
    Das wäre jetzt eigentlich der ideale Zeitpunkt gewesen, um die Chronik von Sean Garraí zu erwähnen, die nach wie vor in der Bibliothek auf ihre Entdeckung durch den ahnungslosen Hausherrn wartete. Sie wusste nicht, was sie dann trotzdem davon abhielt. Hatte sie Angst, die gelöste Stimmung zwischen ihnen könnte von dieser Eröffnung getrübt werden? Er würde sich bestimmt nicht die Laune verderben lassen, bloß weil sie in seiner Abwesenheit in seinen Büchern gestöbert hatte. Im Übrigen hatte er das längst bemerkt. Wenn er nicht an der Geschichte seiner Familie interessiert war, brauchte er sich die Chronik ja nicht ansehen.
    „Was ist? Was hast du, Suse?“
    Sie zuckte zusammen, als seine Stimme durch den Wust ihrer Gedanken zu ihr drang.
    „Du hattest Recht gehabt mit deiner Vermutung, dass es mir in Killenymore gefallen würde“, platzte sie mit einer anderen Wahrheit heraus.
    Das Misstrauen grub eine steile Falte zwischen seine Augenbrauen. Suse gab ihm Recht? Er wusste zwar, dass er immer Recht hatte, aber wie oft war es bisher vorgekommen, dass sie es zugab?
    „ Vor unserer Reise hätte ich mir

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