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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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der Bibliothek stöbern, ob es da nicht etwas gibt“, schlug sie beiläufig vor, während sie nach Bainis’ Zügel griff und hinauf zum Himmel deutete. „Und jetzt sollten wir uns schleunigst auf den Rückweg machen, Alter. Es wird bald regnen.“
    „Ja, während all der Jahre, die ich in Irland verbrachte, habe ich festgestellt, dass das hier am Wetter liegt.“
    „ Ach, wirklich?“
    Überrascht blickte der Graf auf und s chaute in Susannes Augen, aus denen ihm der Schalk entgegenblitzte. Hereingefallen!
    „Du machst dich lustig über mich“, schmollte er und schwang sich mit beleidigter Miene auf seinen Rappen. „Dabei wäre ich heute an der Reihe gewesen.“
    „Was hast du denn erwartet, lütt Matt’n?“
    „Von dir?“, knurrte er grimmig. „Was sollte ich von dir schon erwarten? Das natürlich und nichts anderes.“
     

45 . Kapitel
     
    Warum hatte er dermaßen lange gewartet? Musste wirklich immer erst etwas passieren, damit man aufwachte und wichtige Dinge von Nebensächlichkeiten zu unterscheiden wusste?
    Nicht nur seine Arbeit hatte für ihn nach dem Unfall an Bedeutung verloren. Selbst seine Versprechen, all seine heiligen Schwüre erschienen ihm inzwischen als das, was sie waren: lachhafte Versuche , seine Gefühle vor denen, die er liebte, zu verbergen. Worauf noch warten, um sich mit seinem Vater auszusöhnen und seinen Frieden mit Deirdre, der Mutter von Ossi, zu machen? Gebührte ihr statt Verachtung nicht all seine Dankbarkeit? Sie hatte ihm das Wertvollste geschenkt, was er sich hätte wünschen können: den besten Freund und einen Bruder!
    Und er würde Suse davon überzeugen, dass er es ernst meinte mit seiner Liebe zu ihr. Sie hatte ihn dazu gebracht, den Sinn seines bisherigen Lebens und seine Ziele für die vor ihm liegenden Jahre zu überdenken.
    Er schielte zu ihr hinüber und sein Herz klopfte wie jedes Mal bei ihrem Anblick schneller. Auch sie hatte sich verändert. Wenn er sich nicht tagelang vor ihr versteckt hätte, wäre ihm vermutlich sofort aufgefallen, dass in dem Augenblick, als sie den Fuß auf den Boden von Sean Garraí gesetzt hatte, eine Verwandlung mit ihr vor sich gegangen war. War sie ruhiger geworden? Friedlicher?
    Zumindest in diesem Moment gingen sie einträchtig nebeneinander her. Am frühen Morgen waren sie aufgebrochen, um den außergewöhnlich milden Tag zu nutzen und ins Landesinnere zu fahren. Er wollte keine Minute mehr ungenutzt verstreichen lassen. Ohne sie. Der Unfall hatte ihm vor Augen geführt, wie kostbar das Leben war. Wie zerbrechlich das Glück.
    Außerdem hatte er begriffen – und diese Erkenntnis zauberte noch immer ein überaus zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht –, dass seine Chancen bei Suse ungeachtet aller Streitigkeiten und Auseinandersetzungen bei weitem nicht so schlecht standen, wie er befürchtet hatte. Sie mochte ihn. Nun, das war zwar nicht unbedingt das, was er sich erhofft hatte, doch war es nicht zumindest eine günstige Ausgangsposition, die er nutzen und ausbauen konnte? War das nicht die Herausforderung, nach der er suchte, seit er sich von seinem letzten Schiff verabschiedet hatte?
    Unvermittelt öffnete sich vor ihnen eine weite Ebene, d ie ihrem Namen, Golden Vale , alle Ehre machte. Niedrige Steinmauern teilten das Land in saftige Wiesen, fruchtbare braune Erde und goldfarbene Felder wie die Quadrate eines bunten Kilts. Und mittendrin ragte mehr als sechzig Meter ein imposanter Felsen in die Höhe, der so aussah, als hätte ihn jemand mutwillig fallen lassen.
    Beim Anblick der Burg, die sich majestätisch und stolz auf dem felsigen Hügel gen Himmel reckte, stockte Suse der Atem vor Faszination und Ehrfurcht. Matthias beobachtete sie heimlich von der Seite und musste unwillkürlich schmunzeln. Er hatte es von Anfang an gewusst: Irgendwann würde sie dieses Land genauso lieben wie er selbst. Und wie Adrian, dessen Heimat es immer geblieben war, obwohl er die meiste Zeit seines Lebens in Deutschland und auf hoher See verbracht hatte.
    Was er höchstens ahnte: Susann e hatte längst ihr Herz an Irland verloren.
    Verstohlen tupfte er sich den dünnen Schweißfilm von der Stirn, schlich sich von hinten an Suse heran und schlang seine Arme um sie.
    „Ak!“, sagte sie, als sie derart heftig erschrak, dass sie sich auf die Zunge biss. Sie spürte, wie er zitterte – vor unterdrückter Belustigung, wie sie vermutete. Bevor sie mit dem Fuß aufstampfen konnte, bewegte er sich mit ihr in den Armen sanft hin und her, als

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