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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Genau wie du. Und?“
    „Nun , ich weiß nicht. Ich hatte schon als Kind Schwierigkeiten, an Märchen zu glauben.“
    „ Erzähl nicht solch einen Quatsch. Adrian war nie eine Märchengestalt. Es erscheint mir unbegreiflich, dass dein logischer Verstand das nicht anerkennen will. Akzeptiere endlich, was wir gesehen haben.“
    „Oisín, Osían, Ossian – wie auch immer man seinen Namen im Laufe der Jahrhunderte schrieb, in den Legenden der Gälen ist er einer der wenigen Sterblichen, die nach Tír na nÓg eingeladen wurden. Er war der Sohn von Fíonn, dem Anführer der legendären Fenier, die berühmte Krieger waren. Bei der Jagd erschien ihm eine wunderschöne Frau, Niamh, die Osían zu ihrem Liebhaber erwählte.“
    „Niamh?“, flüsterte Suse und spürte, wie ihr im gleichen Augenblick alles Blut aus dem Gesicht wich. Sie tastete Halt suchend nach Matthias’ Arm und klammerte sich an ihm fest.
    „He, Suse! Was hast du? Geht es dir nicht gut?“ Er wandte sich zu ihr um und erschrak. „Meine Güte, du bist ja käseweiß!“ Er nahm sie in seine Arme aus Sorge, sie könnte jeden Moment ohnmächtig zu Boden gehen. „Was ist mit dir? Habe ich etwas gesagt, dass dir Angst gemacht hat?“
    „Nein. Ich habe nur …“ Sie schüttelte den Kopf. Alles war so verworren. „Niamh war bei Adrian, als er starb.“ Sie wusste selber, dass es Unsinn war, was sie da sagte, da das wirklich bloß ein Märchen war. „Sie hat ihm den Weg nach Hause gezeigt. Sie hat für ihn gesungen, von seinen Taten, seiner Tapferkeit und … und von seiner … Liebe.“
    Der Rest ihrer Worte ging in einer wahren Sturzflut von Tränen unter. Matthias schlang seine Arme fester um Suse und hielt sie dicht an sich gepresst. Schon bald war sein Hemd völlig durchnässt. Beruhigend strich er ihr über den Rücken, wiegte sie sanft hin und her und legte seine Wange auf ihren Scheitel.
    „Osían blieb dreihundert Jahre in Tír na nÓg , so die Legende. Sie erschienen ihm wie wenige Tage, als ihm irgendwann seine Fenier wieder einfielen. Niamh gab ihm also ein Zauberpferd und schärfte ihm ein, unter keinen Umständen einen Fuß auf den Boden zu setzen, wenn er wieder auf der Erde wäre. Aber der Sattelgurt riss und als Osían zu Boden stürzte, alterte er zusehends und starb.“
    „ Wie ich es hasse! Warum bloß müssen die irischen Märchen immer tragisch enden? Warum könnt ihr eure Helden nicht als klapprige Männer in ihren Betten sterben lassen?“, beschwerte sie sich mit einem abschließenden Schniefen und befreite sich aus Matthias’ Umarmung. Umständlich klopfte sie den Staub von ihrer Hose.
    „Wir sind eben anders. Und ich kann mir keinen gälischen Krieger vorstellen, der faul im Bett seinem Ende entgegensehen wollte. Ich hatte keine Ahnung, dass es diesen Namen noch gibt. Ich habe nie jemanden in Killenymore oder auf Sean Garraí davon reden gehört. Dass er sein genaues Geburtsdatum nicht wusste und aus diesem Grund am ersten Januar nicht feiern wollte, habe ich irgendwann akzeptiert. Als ich ihm vorschlug, am achten September wenigstens seinen Namenstag zu feiern, hat er lediglich mitleidig abgewunken und mich wie einen Idioten stehen lassen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es nicht mit seiner Abneigung gegen Feierlichkeiten zu tun hatte. Er hieß nicht Adrian.“
    „Und Aodhagán Osían durfte er nicht sein.“
    „Weshalb nur hat unser Vater ihm seinen Namen genommen? Ich kann mir einfach nicht erklären, was in ihm vorgegangen sein muss. War es nicht auch so schon schwierig genug für Ossi, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden? Warum musste er ihm obendrein einen neuen Namen verpassen?“
    „Vielleicht wollte Adrian den Namen des verträumten Jungen selbst nicht mehr? Schließlich war er es nicht länger, nachdem er aus seiner Heimat gerissen worden war.“
    „ Und doch hat er nie vergessen, wo seine Wurzeln sind. Aodhagán hat sich all die Jahre lediglich an einen sicheren Ort tief in Adrians Bewusstsein geflüchtet. Dort wollte er darauf warten, bis die Zeit für seine Rückkehr reif sein würde.“
    „Es klingt ziemlich fantastisch.“
    „Aber der Schmerz wird erträglicher, wenn man daran glaubt.“
    Suse nickte und schickte mit leisem Seufzer einen kritischen Blick zum Himmel, der sich zu einem zornigen Schwarz verdüsterte.
    „ Wir werden wohl nie erfahren, wessen Idee die Namensänderung gewesen ist, wenn wir nicht irgendwelche Urkunden finden. Vielleicht solltest du mal in den Schränken

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