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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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solchen Eindruck. Es war wie Matthias, der sich ebenfalls von der breiten Masse abhob.
    „Er ist so groß. Ist das der Prinz?“, piepste das Mädchen noch leiser.
    „Dein Papa ist fast genauso groß. Und nein, er ist kein Prinz.“ Nur ein Graf. „Matthias ist ein ganz normaler Mann.“ Was natürlich eine fette Lüge war. Er war alles andere als normal. Aber sie musste seiner Eitelkeit nicht noch schmeicheln, indem sie das offen zugab.
    „Und er hat nicht ‚Guten Tag’ gesagt.“
    „Das ist echt unhöflich von ihm gewesen.“
    „Er will nicht, dass wir dich besuchen. Er mag uns nicht.“
    „Oh , Cat, nein, das darfst du nicht denken! Matthias ist … er ist … traurig, weil Adrian gestorben ist. Sie waren Brüder, weißt du, und hatten sich sehr, sehr gern. Aber bevor Adrian zu deiner Mama nach Gabun geflogen ist, hat er sich mit Matthias gestritten. Sie haben sich nicht einmal richtig voneinander verabschiedet. Das macht Matt’n immer noch traurig und wütend auf sich selbst, weil er damals so dumm war und er jetzt nichts mehr daran ändern kann. Und dann sagt er manchmal Dinge, ohne vorher zu überlegen. Er meint es nicht böse, das musst du mir glauben.“
    „Adrian wollte meine maman nach Hause bringen, nicht wahr? Weil mein Papa so krank ist, konnte er nicht selber fahren. Das war aber nicht seine Schuld.“
    „Niemand macht deinem Papa Vorwürfe. Schuld haben ganz allein die … die bösen Männer, die …“, ihre Worte gingen in einem schmerzlichen Schluchzer unter. „Matthias vermisst Adrian sehr. Und wenn er deinen Papa sieht, erinnert er sich an ihn.“
    „Ich vermisse meine maman auch und ich denke immerzu an sie. Aber sie kommt nie mehr nach Hause. Das macht mich sehr traurig. Und meinen Papa auch. Er lacht gar nicht mehr. Und manchmal weint er.“
    Suse spürte die Tränen in ihre Augen treten und drückte Cat fest an sich. Was sollte sie sagen? Wie dieses Kind trösten? Der Schmerz um den Verlust ihrer Freunde drückte ihr die Kehle zu.
    „Es tut mir so leid“, presste sie hervor. „Wir sind alle traurig, dass deine maman und Adrian gestorben sind. Aber wir leben und deswegen müssen wir ganz tapfer sein. Damit sie auf uns stolz sein können. Denn weißt du, wir können sie zwar nicht sehen, trotzdem glaube ich, dass sie bei uns sind, ganz nah. Und sie passen auf uns auf wie Schutzengel.“
    Erschreckt blickte sie auf, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Der Graf ging neben ihr in die Hocke und wischte mit seinem Taschentuch die Tränen von Suses Wang en.
    Er räusperte sich, d ann streckte er dem Mädchen seine große Hand entgegen und sagte leise: „Guten Tag, Cat, und herzlich willkommen auf Sean Garraí. Verzeih mir mein schlechtes Benehmen. Ich wollte dich … ich werde alles wiedergutmachen.“
     
    Dennoch trug der Graf von Sean Garraí den ganzen Vormittag über ein finsteres Gesicht zur Schau. Er sah die Ó Brians missmutig an, er sah Draíodóir missmutig an, ja, sogar die Zeitung erregte sein Missfallen. Sein sonst so geschmeidiger Gang war einem zornigen Stampfen gewichen. Als er nach ein paar Stunden von seinem Ausritt ins Haus zurückkam, machte er beim Gehen einen Lärm, der Tote aufgeweckt hätte. Doch das war ihm nicht genug. Ihm war bewusst, es war kindisch, aber es hatte etwas seltsam Befriedigendes, seine Frustration am Fußboden auszulassen. Was hätte er dafür gegeben, wenn er mit den Türen hätte knallen können!
    Das allerdings wusste Suse zu verhindern, indem sie ihn kurzerhand in ihre Suite zitierte.
    „Du hättest mich vorwarnen sollen“, maulte er und wiederholte sich damit zum fünfundneunzigsten Mal. „Offenbar haben alle anderen gewusst, was mir bevorsteht. Ich dagegen bin ja nichts weiter als der Hausherr, warum sollte mich also jemand davon in Kenntnis setzen, was hier vor sich geht?“
    „Was denkst du, was ich die ganze Zeit über versucht habe?“
    Er zuckte mit den Schultern.
    „I ch wollte mit dir reden, Matt’n, ernsthaft. Es war eigentlich auch gar nicht so geplant. Ich hatte Alain eine Karte geschickt. Wie man das halt macht, wenn man sich irgendwann mal im Urlaub langweilt und der Höflichkeit Genüge tun will. Und ich wusste ja, dass du absolut gegen einen Besuch von ihm warst, also wollte ich mir eine Einladung aufheben, bis ich wieder in Deutschland bin. Cat allerdings hat die Gelegenheit ergriffen und mir auf die Karte geantwortet. Sie ist ein Kind! Erkläre du ihr, wieso ich mich plötzlich nicht mehr um sie gekümmert

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