... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
geschickt.
„Matt’n!“
Der drängende Unterton in ihrer Stimme deutete darauf hin, dass sie ihn schon mehr als einmal angesprochen hatte. Langsam drehte er sich um und hob fragend die Augenbrauen.
„Ich glaube, ich habe meine Taschen unterwegs verloren.“
„Hast du eben nicht deine Hose gesucht?“
„Máire hat sie e ntsorgt.“ Allerdings nicht, ohne vorher die Taschen geleert zu haben. Dafür war sie ihr unendlich dankbar, da sie selber mit hundertprozentiger Sicherheit nicht daran gedacht hätte.
„Was ist das?“
Sie stellte sich auf Zehenspitzen, um an das Kuvert heranzureichen, das er lässig über dem Kopf hielt. Ihre Gesichter kamen sich näher. Matthias bemerkte nicht das hinterhältige Grinsen auf Suses Mund, als sie sich noch ein Stück weiter nach vorn beugte und ihre Lippen seinen Mund berührten. Sein Arm sank nach unten, um Suse an sich zu ziehen. Doch ehe er es sich versah, war sie unter seinem Arm hindurch geschlüpft.
Den „Triumphmarsch“ vor sich hin pfeifend , wedelte sie mit dem Brief vor seinem Riechkolben und hüpfte durch die Tür.
48. Kapitel
Seit dem frühen Morgen saß Matthias in der Bibliothek und erledigte seine Geschäftskorrespondenz. Obwohl sich der neue Buchhalter bislang als äußerst fähig erwiesen hatte und er deswegen einen Gang zurückschalten konnte, blieb ihm selber noch immer eine Menge zu tun. Er liebte die morgendliche Ruhe, während der er einen Großteil des Schriftverkehrs bewältigte, ohne von Gelächter, Motorenlärm oder dem Klappern von Töpfen abgelenkt zu werden. Oder von Suse, die sich oftmals in sein Arbeitszimmer schlich und es sich in einem Sessel bequem machte, um zu lesen oder ihn einfach nur zu betrachten.
Aber die seit einer Stunde herrschende Unruhe im Haus ließ ihn in gerade diesem A ugenblick entnervt den Computer zur Seite drehen. Er vermutete, dass der Krach aus der Küche kam, in der Máire lautstark ihre Anweisungen und die für diesen Tag anstehenden Arbeiten verteilte. Natürlich nahm es seine Zeit in Anspruch, ein Haus von dieser Größe sauber zu halten und die Mahlzeiten für beinahe ein Dutzend Bewohner zu planen und herzurichten. Mitunter hatte er den Eindruck, dass sich seine Küchenfeen regelrecht überschlugen, seit Suse im Haus war.
Doch musste das unbedingt in dieser Lautstärke vor sich gehen? Er würde die Frauen zur Ordnung rufen, bevor ihm der Kragen platzte.
Vielleicht sollte er auch nur seine Arbeit beiseiteschieben und stattdessen die Gelegenheit nutzen, mit Suse zu frühstücken. Seit dem Ärger mit Máirtín hatte er jeden Morgen mit dem Essen auf sie gewartet, da sie plötzlich gar kein Langschläfer mehr zu sein schien.
Er trat just in de r Sekunde aus der Bibliothek, als er das Platschen nackter Füße auf der Galerie hörte. In freudiger Erwartung ihres Anblicks verzogen sich blitzschnell die Wolken über seiner Stirn. Wie sehr er sie liebte! Reglos verharrte er in der Tür, während Suse die Treppe nach unten stürmte, das Haar zerzaust, die Wangen vom Schlaf noch gerötet. Was sie wohl zu so früher Stunde aus dem Bett getrieben haben mochte? überlegte er verwundert und bemerkte, dass sie zu ihrer Jeans lediglich ein hauchdünnes Top trug – das Oberteil ihres Schlafanzugs! Ob das nicht etwas gewagt war? Andererseits bedeutete das vermutlich, dass sie sich inzwischen wirklich wie zu Hause fühlte.
„Suse?“
Sie ignorierte sein Rufen, was ihn auf eigenartige Weise verstimmte. Möglicherweise hatte sie ihn nicht gehört. In dem Augenblick jedoch, als er erneut ihren Namen rufen wollte, riss sie die Eingangstür auf, sprang mit einem halsbrecherischen Satz die Stufen hinab und warf sich mit einem übermütigen Jubelschrei in die Arme eines Mannes.
Eines fremden Mannes!
Eines obendrein verflucht gut aussehenden Mannes mit schmalem, etwas durchgeistigtem Gesicht. Er war fast so groß wie er selber und hager. Seine maßgeschneiderte Garderobe unterstrich seine elegante Erscheinung. Hinter einer modischen Brille – vermutlich trug er dieses Vehikel bloß, um intelligenter zu erscheinen – verbargen sich tief liegende, nachtblaue Augen. Bei näherem Hinsehen bemerkte er, wie sich in ihnen tatsächlich eine sprühende Intelligenz widerspiegelte.
Irgendwie kam ihm dieses Gesicht bekannt vor.
Eine Woge der Eifersucht brach über Clausing zusammen. Nun lehnte er nicht mehr in gespielter Nonchalance im Türrahmen. Er stand reglos, die Schultern gestrafft. Eine bedrohliche Spannung ging von
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