... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
ihm aus wie von einem Raubtier kurz vor dem Sprung. Und tatsächlich musste er sich mit Gewalt zurückhalten, nicht mit Fäusten dazwischenzugehen und die beiden zu trennen.
„Wie bin ich froh, dass ihr da seid! Endlich! Ich habe euch so sehr vermisst. Aber jetzt bringen wir alles wieder in Ordnung. Seid herzlich willkommen, ihr zwei!“
S chlagartig war Matthias alles Blut aus dem Gesicht gewichen. Sie küsste diesen Kerl! Suse … küsste … ihn! Strich ihm voller Zärtlichkeit und Wärme über das frühzeitig ergraute Haar und die eingefallenen Wangen. Und küsste ihn noch einmal, verdammt!
Er versuchte sich zu fassen, doch seine Welt stürzte bereits unaufhaltsam in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Nun stand er auf den Trümmern und alle Arroganz war ihm vergangen. Warum hatte er nicht früher gehandelt? War es möglicherweise schon zu spät? Er hatte sie noch immer nicht gefragt!
Mit blutrünstigen Gedanken beobachtete er, wie Fearghais zwei Koffer aus dem Auto holte und in der Halle absetzte. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum hatte niemand ein Wort darüber verloren, dass sie heute Besuch erwarteten?
„ Nur zu. Kommt ruhig alle herein“, knurrte er mit gepresster Stimme. „Fühlt euch wie zu Hause.“
Als hätte sie seine Worte gehört, kam Máire aus der Küche geschossen und schwebte mit offenen Armen und über alle Backen strahlend auf die Ankömmlinge zu. Warum wunderte es ihn nicht, dass sie ebenfalls Bescheid wusste? Welche Rolle spielte er eigentlich in diesem Haus?
Er zuckte heftig zusammen und hielt den Atem an. Hatte eben jemand den Namen „Alain“ in den Mund genommen? Seine Miene verfinsterte sich noch mehr.
Alain!
Vor Jahren war er Alain Germeaux in Rostock begegnet, als der auf der Suche nach Beate Schenke, der Mutter seiner Tochter Alicia Katrin, war. Sieben oder gar acht Jahre musste das jetzt her sein, doch wie sehr hatte sich der Franzose seit jenem Besuch verändert! Ein Funke Mitleid glomm in ihm auf. Damals reichte Alain das rabenschwarze Haar bis auf die Schultern, er wog mindestens zehn Kilo mehr als heute und auch an eine Brille konnte er sich nicht erinnern.
Clausings Augen glitzerten vor Wut, als er sich von der Wand abstieß und mit großen Schritten auf die Besucher zuging.
„Nimm deine Griffel von meiner Frau!“
Der Franzose riss erschrocken die Hände in die Höhe und wankte zurück, als wäre er körperlich angegriffen worden.
„Hehehe, ich bin nicht …“, hob Suse zu einem Protest an, den Matthias mit einer herrischen Geste unterbrach.
Gleich darauf brüllte er: „Was will der denn hier?“
Vier Köpfe flogen herum, drei giftgrüne Augenpaare hefteten sich wie Reißzwecken auf Matthias, da in der Zwischenzeit auch Ean seinen Lockenkopf durch die weit geöffnete Tür gesteckt hatte.
Am liebsten hätte Suse dem Grafen eine geklebt für diese Frage, die er zu diesem Zeitpunkt unpassender nicht hätte stellen können. Für einen langen Atemzug schloss sie die Augen und flehte zum Himmel, er möge ihr Geduld geben. Ein wenig nur. Mann, stell dich nicht so an! Bloß dieses eine Mal!
Sie holte tief Luft. „Mylord, darf ich Euch Alain de la Sicotière aus Paris und sein zauberhaftes Töchterchen Alicia Katrin vorstellen?“, säuselte sie, ein zuckersüßes Grinsen auf den Lippen, und deutete einen unterwürfigen Knicks an.
„Ich habe ihn nicht eingeladen“, gab er zerknirscht zurück.
„Angesichts der Vielzahl verantwortungsvoller Aufgaben, denen Ihr Euch tagein, tagaus mit beeindruckendem Pflichtgefühl widmet, ist das durchaus verständlich, Erlaucht. Aus diesem Grund habe ich mir erlaubt, meinen Freunden in Eurem Namen eine Einladung zu senden.“
Sie spürte, wie sich das Mädchen dichter an ihre Seite drängte und ihre Hand fest umklammerte. Suse kniete sich vor die Kleine und strich ihr zärtlich über das rotbraune Haar.
„Ist der Mann böse?“, wisperte Alicia Katrin mit zittriger Stimme.
„Oh nein, Cat. Matthias ist nicht böse.“
Sie drehte sich zu Matt’n um, der die geballten Hände tiefer in die Hosentaschen schob, und feuerte todbringende Blicke in seine Richtung ab. Siehst du, unsensibler Trottel, was du mit deinem blöden Gerede anrichtest? schien sie ihm in seinen Schädel hämmern zu wollen.
„Warum wohnst du denn in so einer dunklen Burg?“
„Das ist doch keine Burg“, widersprach Suse mit verstellter Stimme und entlockte Alicia ein schüchternes Kichern.
Okay, vielleicht machte das Haus ja wirklich einen
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