... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
seinem eisigen Blick erstarb jeder weitere Kommentar auf ihren Lippen.
„Komm mit!“ Langsam streckte er die Beine und richtete sich zu bedrohlicher Größe auf.
Er ist entschieden zu groß, dachte Suse nicht zum ersten Mal. Mit einem heftigen Ruck zerrte er sie in die Höhe.
„Niiicht! Was soll das? Mir musst du nichts beweisen, Clausing!“
„Deine Meinung interessiert mich nicht. An Beltane verlieren sämtliche Gesetze ihre Gültigkeit. Vor allem die der Zurückhaltung und Ritterlichkeit. Scheiß auf Anstand oder Feingefühl! Schluss mit Askese! Ich bin kein Mönch, verdammt noch mal!“
„Du hast ja wohl ’n Dach schaden, Alter!“, kreischte Suse, der schwante, was er vorhatte. „Lass mich los! Auf der Stelle! Oder ich schrei, bis dir das Trommelfell platzt.“
„ Als ob das jemanden interessieren würde. Und tu bloß nicht so, als hättest du nicht genau gewusst, worauf du dich einlässt, als du hierhergekommen bist in dieser … in dieser billigen Aufmachung, die jeder Schlampe zur Ehre gereicht hätte.“ Er drehte sich um und machte mit einem Mal einen beängstigend nüchternen Eindruck, als er seinen lüsternen Blick auf den tiefen Ausschnitt von Suses Bluse heftete.
Instinktiv flog ihre Hand zu dem Dekolletee und raffte den Stoff zusammen. Clausings Lachen klang teuflisch. Im trüben Licht wirkten seine Augen rabenschwarz, aber sie erkannte die Arroganz in ihnen und seine Selbstsicherheit. Mit spielerischer Leichtigkeit zog er sie hinter sich her durch die Reihen der inzwischen verwaisten Bänke. Sie mühte sich tapfer, mit ihm Schritt zu halten, ohne dabei ihre Würde zu verlieren.
„Was hast du vor, Matt’n? Ean holt den Jeep und wird jeden Moment zurück sein. Warte, verdammt noch mal! Das kannst du nicht machen! Ich schwöre dir, das wirst du bis an dein Lebensende bereuen! Fahr zur Hölle!“
Japsend stolperte sie gegen den breiten Rücken des Mannes, der ihr Handgelenk unbeirrt wie mit einer Stahlklammer gepackt hielt. Er kümmerte sich nicht um ihren verzweifelten Protest , sondern beschrieb in freundlichem Gesprächston verschiedene Dinge, die er am liebsten mit ihr anstellen würde. Gälisch ist eine wortreiche, blumige Sprache und Matthias war alles andere als fantasielos – vor allem, was die Durchsetzung seines Willens betraf. Und Sex.
Zielgerichtet und mit Schritten, länger als sein Geduldsfaden, schleifte er Suse in Richtung Wald, wo die anderen Pärchen nach wie vor ausdauernd und lautstark zugange waren. Er erinnerte sich da an ein besonders lauschiges Plätzchen …
„Habt ihr allen Ernstes geglaubt, ich sei nicht mehr in der Lage , aufrecht nach Hause zu gehen? Ja? Aber ich werde dich vom Gegenteil überzeugen. Und wie ich es dir beweisen werde, meine Süße!“ Sein Lachen klang freudlos und ziemlich boshaft. „Ich stehe aufrecht, wie ein Mann nur stehen kann. Und wie … ich …“
Aus den Augenwinkeln sah er einen dunklen Schatten neben sich durch die Luft schwirren. Instinktiv ahnte er die Gefahr und wollte ausweichen, als auch schon sein Schädel explodierte und in einem Sternenhagel der Boden unter ihm nachgab. Seine Augen glitten wie auf Schienen zur Seite, ohne da ss er sie kontrollieren konnte.
Irgendetwas war falsch daran, dachte er verwundert, als sie wieder zurückrollten.
„Was bist du doch für ein Idiot, Matt’n!“, waren die letzten Worte, die er zwar hörte, deren Sinn er trotzdem nicht mehr verstand. „Warum hast du nicht einfach gefragt? Du hättest wirklich bloß fragen müssen. Is trua nár chuir tú i mo chead é .“
18. Kapitel
Aufgeregtes Stimmengewirr weckte ihn. Es klang, als würde er sich inmitten eines gigantischen Bienenstocks befinden. Das Summen schwoll an und wurde schließlich dermaßen laut, dass er das Hämmern in seinen Schläfen kaum mehr ertrug. Sein Kopf schmerzte, als sei ihm ein Bulldozer in die Quere gekommen. Vermutlich würde er am nächsten Tag noch eine verbale Steigerung dafür finden müssen.
Tá mé i mo bheatha , frohlockte er, denn mehr konnte er wohl nicht erwarten angesichts der Unmengen, die er im Laufe des Abends konsumiert hatte.
Vorsichtig bewegte er seine Finger, dann die Füße, bis er endlich bei den Schultern anlangte und entschied, dass er entweder unverletzt war oder aber zu betrunken, um herauszufinden, was ihm fehlte. Also blieb er erst einmal still liegen. Er hätte sowieso nicht gewusst, warum er aufstehen sollte. Vermutlich würde er sein aristokratisches Gesicht am ehesten
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