... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

wahren, wenn er sich mausetot stellte. Das wäre wenigstens ein würdiger Abgang von diesem irdischen Jammertal.
    Und so begnügte sich Matthias Clausing weiterhin damit, das allmählich leiser werdende Geschnatter und Gewisper mit geschlossenen Augen zu verfolgen. Er hatte ohnehin nichts davon verstanden.
    Bis er etwas hörte, das sein Blut in den Adern gefrieren ließ. Weil nämlich der Wortwechsel bloß noch zwischen zweien hin und her ging.
    „Er ist doch nicht tot, oder?“ Die Stimme klang unsicher wie die ei nes Kindes, das wusste, dass es etwas Schlimmes angestellt hatte.
    „ Du überschätzt dich, a stór. Tá sé ag teacht chuige féin .“
    Er hörte erleichtertes Ausatmen und ein quecksilbriges: „ Puh, das wurde ja auch Zeit!“
    „ Tá an mí-ádh ag siúl leis .“
    „ Na cuir an locht ormsa, a cheann rua .“
    Da fiel ihm alles wieder mit brutaler Klarheit ein. Verdammt! Hóbair dhi mé a mharú ! Susanne Reichelt, dieses verrückte Weibsbild, sie hatte ihn k.o. geschlagen! Sie! Eine halbe Portion von gerade mal eins fünfundfünfzig lichter Höhe! Ein lächerliches Papiergewicht! Hatte es gewagt, sich mit ihm anzulegen! Mit. Ihm!
    Was hatte er an sich, dass sie ausgerechnet seinen zarten Hinterkopf für eine ideale Zielscheibe halten musste? E r hätte es besser wissen sollen. Is minic cuma aingeal ar an Diabhal féin. Mit diesem Biest in der Gestalt eines Engels war nicht gut Kirschen essen. Was hatte er verbrochen, dass Gott ihn mit dieser Furie schlug?
    „Komm, Alter, heb die Hufe! Noch bist du nicht tot.“
    Wenngleich er nicht davon überzeugt war, zerrte ihn jemand rücksichtslos auf die Füße und bugsierte ihn durch eine niedrige Tür. Einigermaßen beruhigt fühlte er das weiche Leder eines Autositzes unter seinen tastenden Fingern. Die Tür wurde dicht neben seinem Ohr zugeknallt und ließ erneut eine Bombe in seinem Schädel hochgehen. Er wollte schreien vor Schmerz und Wut, bekam jedoch nicht mehr als ein heiseres Krächzen zustande.
    Der Motor d es Jeeps heulte auf und er hörte Ean aus voller Kehle lachen. Mit einem Satz fuhr der Wagen an. Der Kopf des Grafen schleuderte nach hinten und ließ ihn aufstöhnen. Im Zeitlupentempo kippte er zur Seite und spürte in der nächsten Sekunde eine kleine Hand an seinem malträtierten Hinterkopf, welche ihn sanft an sich zog und streichelte.
    „Das war … etwas heftig, was? Wird morgen vermutlich eine richtig hübsche Beule sein.“
    Mit viel Fantasie hätte er aus diesen Worten eine Entschuldigung heraushören können. Aber die brachte er beim besten Willen nicht mehr auf. Sooo leicht würde er es diesem blonden Besen nicht machen! Bestimmt nicht. Eine Entschuldigung, die er akzeptieren konnte, sah anders aus. G aaanz anders!
    „Mmmh , da bin ich aber froh. Wer will schon eine hässliche Beule haben?“
    „ Eitler Pfau! Von Rechts wegen hättest du noch ganz anderes verdient.“
    Er knurrte und nuschelte etwas in Susannes Schoß. Ihr Kleid duftete nach fris chen Blüten, verführerisch, süß und lieblich, genau wie sie selber war. Betörend. Ihre Nähe, ihre sachte Berührung und dieser Duft vernebelten seine Sinne, von denen er ohnehin noch nicht wieder alle beisammen hatte. Dieses himmlische Wesen gab ihm den Rest.
    „Wirst es überleben, Alter.“ Sie tätschelte mit einer Geste unendlicher Großherzigkeit seine Wange und kicherte leise.
    Etwas regte sich in ihm, ein Gefühl, das er nicht einordnen konnte, das dennoch beständig stärker wurde. Er versuchte den Kopf aus der weichen Mulde ihres Schoßes zu heben und vermisste bereits in der nächsten Sekunde ihre Wärme. Träge öffnete er die Augen und holte keuchend Luft. Übelkeit drängte seine Kehle nach oben.
    „Ich hoffe, dir wird jetzt nicht schlecht. Matt’n? Was ist? Geht es noch eine Weile?“ Susanne half ihm sich aufzusetzen und musterte ihn besorgt von der Seite.
    „Ich überleg ‘s mir g’rad.“
    „Es sind bloß noch ein paar lumpige Meter bis zur nächsten Toilette. Das wirst du doch aushalten, ja? Und du gib endlich Gas, Ean! Tá se ag cur amach ! Oder willst du den Rest dieser wunderschönen Nacht damit zubringen, den Wagen zu schrubben?“
    „Natürlich nicht!“, hörte Clausing den jungen Mann brüllen. Einen Wimpernschlag später wurde er in die Rückenlehne gedrückt, als Ean das Gaspedal bis zum Bodenblech durchtrat. Er stöhnte erneut zum Gotterbarmen und ballte die Fäuste.
    „Weißt du, was ich heute Nacht vorhatte, mo ghrian ?“ Ean drehte sich