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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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für die Ó Briains hatte stehen lassen?
    Natürlich konnte sie sich leicht vorstellen, dass er der begehrteste Junggeselle weit und breit war. Reich natürlich. Gut aussehend und charmant. Es wäre sicher nicht das erste Mal, wenn eine Schar gackernder Gänschen bei seinem Anblick umfiel wie die Kegel beim Bowling. Und Matthias Clausing war keineswegs der Typ, der sich die Aufmerksamkeit schöner Frauen nicht gefallen ließ. Im Gegenteil, dem Strahlen auf seinem Gesicht nach zu urteilen, genoss er es in vollen Zügen, den Hahn im Korb zu spielen.
    Und noch immer versu chte sich Suse einzureden, es sei ihr vollkommen gleichgültig, wo er in diesem Moment mit wem zugange war.
     
    Über die Bankreihen hinweg beobachtete sie, wie sich der Graf mühsam von seinem Platz in die Höhe schob. Er schwankte einen Moment bedrohlich vor und zurück, bis er endlich begriff, wie viel besser es war, sich mit beiden Händen an der Tischkante festzuhalten, um nicht umzufallen. Er musste ihren bohrenden Blick gespürt haben, denn langsam hob er den Kopf und stierte sie an. In den blauen Tiefen seiner Augen lag ein durchtriebenes Funkeln. Sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. Es wirkte gemein.
    Bevor sie ihm demonstrativ gelangweilt die Zunge herausstrecken und sich von ihm abwenden konnte, versperrte ihr jemand die Sicht. Dann sah sie , wie er mit schmerzverzerrtem Gesicht die Zähne aufeinander biss. Im Zeitlupentempo ging er in die Knie und sank schwer auf die Holzbank zurück.
    S usanne schoss von ihrem Platz und bahnte sich ihren Weg durch die Menschenmassen zu seinem Tisch, um ihm zu Hilfe zu eilen.
    Und prallte zurück, als sich ein Mädchen mit verführerischem Lächeln dem Grafen näherte. Träge hob er die Hand und winkte sie mit einem Finger zu sich. Sie biss sich auf die Lippen. Wie naiv sie doch war! Bildete sie sich ein, er würde ihre Hilfe benötigen, wo es heute Nacht überall von willigen Frauen bloß so wimmelte?
    Hin und her gerissen zwischen Wut und Besorgnis setzte sie sich auf eine freie Bank in der Nähe des Beltane -Feuers, das in der Zwischenzeit fast niedergebrannt war. Sie starrte in die Flammen und hatte dabei wieder und wieder das Bild von Matthias Clausing vor Augen.
    Fröstelnd schlang sie die Arme um sich. Es war bereits spät und blöderweise hatte sie nicht an eine Jacke gedacht, als sie vor Stunden mit Matt’n losgezogen war. Komisch, nicht im Entferntesten war ihr der Gedanke gekommen, ihr könnte an seiner Seite kalt werden.
    Sie musste nicht ganz bei Sin nen gewesen sein!
    Sie sollte wohl besser nach Hause gehen , wollte sie in dieser wunderschönen Nacht nicht den Heldentod sterben. Nach Hause! Dabei wusste sie genau, dass sie in dieser stockfinsteren Nacht den Weg zurück niemals finden würde. Welch leichte Beute wäre sie heute für „Die guten Leute“ unter den grünen Hügeln.
    Nein, natürlich war sie nicht abergläubisch. Allerdings war Beltane und man wusste ja nie …
    Sie schaute sich suchend um, konnte jedoch nirgends ein bekanntes Gesicht finden. Fearghais war irgendwann mit Áine im Arm verschwunden, angeblich um Weißdornblüten zu pflücken, die Glück für das kommende Jahr versprachen. Máirtín und Liam waren ebenfalls zu nichts mehr zu gebrauchen. Als sie die beiden das letzte Mal gesehen hatte, grölten sie eine verhunzte Version des „ Wild Rover “, während sie wie zwei angestochene Schweine durch die Bankreihen tanzten.
    Es war offen kundig, dass alle viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren, um sich an sie zu erinnern. Selbst der Herr Graf schien sich mit einem Schlag in Luft aufgelöst zu haben.
    Man hatte sie vergessen! Das konnte nicht wahr sein! Dabei hatte sie nicht einmal genügend Geld in der Tasche, um ein Taxi anzuhalten. Wenn es hier überhaupt welche gab. Sollte sie tatsächlich die Nacht unter einer der Bänke verbringen müssen?
    Wieder suchten ihre Augen angestrengt die Gegend ab. Schon im nächsten Moment kam sie sich angesichts ihrer Angst lächerlich vor.
    Ihr Blick wanderte hinüber zu der Kuh, die an einen Baum gebunden sich mindestens ebenso im Stich gelassen vorkommen musste wie Suse. Der Blumenkranz war über eins ihrer Glotzaugen gerutscht, was sie maßlos aufzuregen schien. Immer wieder versuchte sie, mit der Zunge die Blumen zu erwischen.
    Dumme Kuh, dachte Suse, straffte die Schultern und schätzte mit einem kritischen Blick die Entfernung zwischen sich und dem Tier ab.
    „Was du bloß hast!“, herrschte sie das Vieh an.

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