... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
doch gewusst, Mat. Sie wird dich fertigmachen. Sie ist stärker als du.
„Und von seiner Seite droht wahrscheinlich noch weniger Gefahr.“
„Sehr wahrscheinlich. Es wird nicht lange dauern, Kleine. Bin sofort wieder zurück. Tagann mé ar an bpointe .“
Während Ean mit eigenartig staksenden Schritten in Richtung Hauptstraße verschwand, schob sich Sus anne von der Bank und schlenderte betont nonchalant zu dem Grafen.
„Matt’n.“
Er schien tatsächlich eingeschlafen zu sein. Sie rüttelte an seiner Schulter, er indes grunzte bloß unwillig vor sich hin.
„Matthias! Wach auf.“
Als seine Hand schlaff vom Tisch rutschte, setzte sich Suse flugs neben ihn aus Angst, sein Körper könnte ebenfalls den Gesetzen der Schwerkraft folgen.
„Hättest du wohl die Güte , deinen Schönheitsschlaf für einen Augenblick zu unterbrechen? Nützt eh’ nichts. Nun mach schon, Alter!“ Sie legte ihre Finger auf sein Knie und kniff ihn leicht.
Mit einem Ruck schoss sein Kopf in die Höhe, sodass Suse vor Schreck fast von der Bank gekippt wäre. Matthias schnappte hastig nach Luft, die Augen rund und riesig wie Wagenräder.
„Clausing, steh auf! Wir müssen gehen.“
Er glotzte Suse völlig entgeistert an. Und dabei hatte sie nicht unbedingt den Eindruck, als würde er sie erkennen. War es möglich, dass sie in der Aufregung ihre Hand etwas höher als lediglich auf sein Knie gelegt hatte? Viel höher? Sein seltsam entrückter Blick sprach Bände. Ein ungehöriger Laut entschlüpfte seinen Lippen, noch ehe er den Mund schließen oder die Hand heben konnte.
„ Gabh mo leithscéal !“, lallte er mit schwerer Zunge, als er sich endlich einigermaßen unter Kontrolle hatte. Er kicherte dümmlich. „Ich mein’ sorry . Sollt ’n Lied wer’n.“
Suse vergrößerte den Abstand zwischen sich und Matthias.
„Süße … Susanne?“ Er rieb sich die Augen. „Hej, auch mal wieder da?“
„Wenn ich nicht irre, warst du derjenige, der den ganzen Abend lang stark beschäftigt war.“
„Oh, oh, oh, was muss ich da hör’n?“ Er drohte ihr spielerisch mit dem Zeigefinger. Sein Grinsen verrutschte zu einer schiefen Grimasse. „Klingt wie ’n eifersüch… eifersüch’ches Frauchen.“
Zwei Gedanken kamen ihr in den Sinn: 1. Sie hatte alles Recht der Welt, eifersüchtig zu sein, immerhin war sie sein Gast und fremd hier. Und 2. du verdammtes, blasiertes Arschloch! Sie brauchte nicht lange für die Entscheidung, welchen sie äußern sollte.
„Wem musst du hier was beweisen, Clausing? Dir selber, dass du s ogar stockbesoffen noch ein richtiger Mann bist? Ich hoffe, du bist ihren Erwartungen gerecht geworden.“
„Du has…’n Problem, Süße. Jetz… müsst ich nur rausfinden, was dir nicht passt. Dann würd’ ich nämlich was ’gegen tun.“
„Ich ziehe es vor, mich um mich selber zu kümmern. Wenn du allerdings so weitermachst, wirst bald du ein Problem haben. Mein Sü-ßer“, ätzte sie. „Hast du eigentlich noch den Überblick darüber, wie viele von deinen Bastarden inzwischen über dieses Land marschieren?“
Die Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. Böse Falle, dachte Suse erschreckt, so duhn war er offenbar doch nicht. Sie hatte ihn und sein Stehver mögen einmal mehr unterschätzt.
Unauffällig wich sie zurück, aber seine Hand schoss blitzschnell vor und umklammerte ihr Handgelenk mit einem so unbarmherzigen Griff, dass sie am liebsten aufgeschrien hätte. Einen Moment lang waren seine Augen absolut leer , dann füllten sie sich mit schrecklicher Wut. Voller Entsetzen wurde Suse bewusst, den Leibhaftigen in ihm geweckt zu haben.
„Wage es nicht! Wage ja nicht , weiter zu sprechen“, knurrte er mit einer Gefährlichkeit, die ihr eine Gänsehaut bescherte.
„Von einem unmoralischen, gewissenlosen und verdorbenen Menschen wie dir muss ich mir nicht den Mund verbieten lassen! Du unverschäm ter, hinterhältiger, selbstverliebter …“
Er beobachtete, wie sie fieberhaft nach einem Schimpfnamen suchte, der übel genug sein würde, um ihm gerecht zu werden.
„Du … Ire !“
„Sei vorsichtig mit dem, was du sagst. Sei sehr vorsichtig“, fügte er leise hinzu. „Hier gibt es ein paar Iren zu viel, als dass du es mit allen aufnehmen könntest. Und nicht jeder ist in dem Maße nachsichtig und tolerant wie ich.“
Wenn er die Stimme erhoben hätte wie jeder normale Mann, hätte sie auf ebensolche Weise zurückschießen können. Diese kalte Wut dagegen wirkte viel Furcht einflößender. Unter
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