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Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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— der jungen Dame, in deren Wohnung die Leiche gefunden wurde?«
    »Nein.«
    »Sie wußten also nicht, daß er sie kannte?«
    »Wissen Sie, was er in der Wohnung wollte?«
    »Nein«, sagte Archie. »Aber ich kann Ihnen versichern, daß seine Beweggründe in jedem Fall durchaus lauter waren. Mein Onkel war ein Mann von Ehre.«
    Das klang, als hätte er es aus einer Wahlrede geklaut.
    »Wohnen Sie schon lange hier?« fragte ich.
    »Seit fünf Jahren.«
    »Wem gehört das Haus?«
    »Onkel Rufus.«
    »Da hat er wohl einen hübschen Batzen hinterlassen?«
    »Das weiß ich nicht.« Es kam sehr prompt. Ein bißchen zu prompt.
    »Über seine Finanzen weiß ich gar nicht Bescheid. Ich habe immer vorausgesetzt, daß er wohlhabend war.«
    »Arbeiten Sie?« fragte ich.
    »Im Augenblick nicht im Sinne einer festen Anstellung. Ich recherchiere für einen historischen Roman.«
    »Haben Sie schon etwas veröffentlicht?« erkundigte ich mich.
    Er wurde rot. »Das hat doch mit dem Fall nichts zu tun — oder?«
    Ich beruhigte ihn. »Ich habe qur gedacht, daß Ihnen ein bißchen Publicity vielleicht nicht ungelegen kommt...«
    »Onkel Rufus fand Gefallen an der Konzeption zu diesem historischen Roman.«
    »Mit anderen Worten, er hat ihn finanziert?«
    Sein Blick glitt weg und kam nur zögernd wieder zu mir zurück. Seine Augen waren unruhig, blutunterlaufen, gehetzt. »Ja«, gab er zu. »Jetzt werde ich die Arbeit daran wohl aufgeben müssen.«
    »Worum geht's denn in Ihrem Roman?«
    »Um die Küstenwacht. Die Geschichte geht zurück bis zu der Zeit, als die christliche Seefahrt noch ein echtes Abenteuer war«, erklärte er mit wachsender Begeisterung. »Als San Franzisko noch ein richtiger Hafen war, als sich Schiffe aus allen Winkeln der Erde durch das Goldene Tor drängten. Diese Tage sind vorbei. Aber sie werden zurückkehren. Es wird wieder eine Zeit kommen, da die Schiffe amerikanische Waren zu allen Kontinenten bringen, da wir an der Küste stehen und dem Rauch der Dampfer am Horizont nachsehen...«
    »Sehr hübsch«, lobte ich. »Ihr Onkel war nicht verheiratet?«
    »Nein.«
    »Noch weitere Verwandte?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Liegt ein Testament vor?«
    »Also wirklich, Mr. —«
    »Lam.«
    »Wirklich, Mr. Lam, ich weiß nicht, was diese Frage soll. Für welche Zeitung schreiben Sie?«
    »Für gar keine.«
    »Was?«
    »Für gar keine.«
    »Ich denke, Sie sammeln Material für eine Reportage?«
    Ich sagte: »Ich bin Detektiv.«
    »Oh.« Es war fast ein Schreckensruf.
    »Wann haben Sie davon gehört?«
    »Von dem Tod meines Onkels?«
    »Ja.«
    »Kurz nachdem die Leiche gefunden wurde, benachrichtigte man mich und bat mich, in die Wohnung zu kommen, in der man die Leiche gefunden hatte.«
    »Sehr hübsch wohnen Sie«, sagte ich.
    »Ja, es ist recht angenehm. Ich habe meinem Onkel des öfteren gesagt, daß ich mir ja auch eine kleinere Wohnung suchen könnte, aber er bestand darauf, daß ich hier wohnen blieb. Zwei Appartements sind zusammengelegt worden, deshalb ist es so geräumig.«
    Er schnaubte sich geräuschvoll die Nase und sagte dann unvermittelt: »Ich habe was im rechten Auge. Bitte entschuldigen Sie mich einen Augenblick.«
    »Natürlich.«
    »Es muß ein Staubkorn oder so was sein«, sagte er.
    Er drehte einen Zipfel seines Taschentuchs zusammen, befeuchtete es, ging zum Spiegel und hob das rechte Augenlid hoch.
    »Soll ich Ihnen helfen?« fragte ich.
    »Das wäre nett.«
    Er rollte sein rechtes Auge nach oben. Unter dem Lid saß ein kleines braunes Körnchen. Ich holte es mit dem Taschentuch heraus, und er bedankte sich.
    Dann hockten wir uns wieder in unsere Sessel.
    »Haben Sie schon irgendwelche Hinweise, wie — wie es geschah?« fragte er.
    »Ich bin nicht von der Polizei«, sagte ich. »Ich bin Privatdetektiv.«
    »So, so... Dann darf ich vielleicht fragen, in wessen Auftrag Sie handeln, was Sie an dem Fall interessiert, weshalb Sie —« Er hielt inne und sah mich an.
    »Mich interessiert eigentlich nur eine Frage am Rande. Ihr Onkel soll die Absicht gehabt haben, das Stanberry-Haus zu verkaufen?«
    »Ja, ich glaube.«
    »Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Nur ganz nebenbei.«
    »Wissen Sie, welcher Preis gefordert wurde?«
    »Nein. Und selbst wenn ich es wüßte, sehe ich keinen Grund, Ihnen davon Mitteilung zu machen. Ihre Fragen kommen mir reichlich impertinent vor, Mr. Lam.«
    »Wie alt war Ihr Onkel?«
    »Dreiundfünfzig.«
    »War er schon einmal verheiratet

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