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Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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gewesen?«
    »Ja.«
    »Witwer?«
    »Nein. Geschieden.«
    »Seit wann?«
    »Seit zwei Jahren, glaube ich.«
    »Kannten Sie seine Frau?«
    »Natürlich.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wer hat die Scheidung eingereicht — sie oder er?«
    »Sie.«
    »Zahlt er ihr Unterhalt?«
    »Ich glaube schon. Aber das geht doch wohl etwas weit, Mr. Lam, meinen Sie nicht?«
    »Haben Sie der Polizei mehr gesagt als mir?«
    »Eher weniger. Ihre Fragen sind ziemlich — ziemlich persönlich.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Wissen Sie, ich —« Ich würgte mitten im Satz, hustete, rang nach Luft und japste: »Wo ist das Badezimmer? Schnell!«
    Er rannte zu einer Tür. Ich taumelte hinterher. Er rannte durchs Schlafzimmer und riß die Badezimmertür auf. Ich ging hinein, wartete fünf Sekunden und kam dann wieder heraus. Ich hörte ihn im Wohnzimmer telefonieren.
    Eine kleine Schlafzimmerbesichtigung konnte nicht schaden. Es war ordentlich und gut gehalten. Der Schrank war voller Anzüge. In einem Schuhschrank standen mindestens zwei Dutzend Paar Schuhe säuberlich nebeneinander aufgereiht. An der inneren Kleiderschranktür hingen knapp gerechnet hundert Krawatten. Auf dem Ankleidetisch lagen Kamm und Bürste, beide peinlich sauber. Über das ganze Zimmer verteilt hingen und standen ein Dutzend gerahmte Fotografien. Direkt gegenüber dem Bett hob sich ein längliches Oval hell von der dunkleren Tapete ab. Auf dem Ankleidetisch lag eine in der Mitte durchgebrochene Zigarette, aus der ein bißchen Tabak gekrümelt war. Das war das einzig Unordentliche im ganzen Zimmer.
    Die Tür öffnete sich unerwartet. Archie Stanberry sah mich von der Schwelle her vorwurfsvoll an. »Ich denke, Sie wollten ins Badezimmer?«
    »Ja, da war ich auch. Wirklich ein schönes Zimmer.«
    »Mr. Lam, ich muß Sie leider bitten zu gehen. Ihre Methoden gefallen mir nicht.«
    »Von mir aus —«, meinte ich gelassen. Stanberry öffnete schwungvoll die Wohnungstür und baute sich daneben auf. Es war eine eindrucksvolle Pose.
    Ich ließ ihn stehen, wo er stand, und setzte mich wieder in meinen Sessel.
    Stanberry drückte sich noch einen Augenblick an der Tür herum.
    Dann sagte er: »Ich bitte Sie au gehen. Sonst muß ich andere Maßnahmen ergreifen.«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, sagte ich einladend.
    Er wartete noch einen Augenblick vergeblich. Dann schloß er die Tür.
    Wir sahen uns an. Dann sagte Stanberry ; »Ich habe Sie trotz meines schweren Kummers empfangen, weil ich dachte, Sie seien von der Presse.« Sein Ton war voll milder Trauer.
    »Hinterher habe ich Sie aber über meinen Beruf nicht im Unklaren gelassen.«
    »Wenn Sie mir das gleich gesagt hätten, wären Sie gar nicht so weit gekommen.«
    »Ja, wir Detektive sind ein hartnäckiges Volk«, meinte ich.
    »Ich weiß nicht, worauf Sie spekulieren, Mr. Lam, aber wenn Sie nicht sofort gehen, rufe ich die Polizei.«
    »Gern«, meinte ich. »Am besten wenden Sie sich gleich an Frank Sellers vom Morddezernat. Er bearbeitet den Fall Ihres Onkels.«
    Ich blieb gemütlich in meinem Sessel sitzen, während Archie Stanberry vor mir von einem Fuß auf den anderen trat. Schließlich stelzte er zögernd zum Telefon, schlug kurz davor einen Haken und setzte sich ebenfalls. »Ich verstehe nicht, weshalb Sie so grob sind«, sagte er. »Was haben Sie denn gegen mich?«
    »Das will ich Ihnen sagen. So ordnungsliebend Sie auch sein mögen — ganz allein halten Sie diese Wohnung doch nicht so auf Hochglanz.« Ich zeigte mit dem Daumen zum Schlafzimmer. »Als Lieblingsneffe eines reichen Onkels können Sie sich natürlich ein Dienstmädchen leisten. Das Schlafzimmer wirkt ja wie aus einer Möbelausstellung.«
    »Na und?« fragte er.
    Ich grinste. »Das ist der schwache Punkt Ihrer Aussage.«
    »Was soll das heißen?«
    Ich sprach so siegesbewußt wie nur möglich. »Das Dienstmädchen wird uns sagen können, welches Bild von der Wand genommen worden ist. Sie hätten nur die Fotos austauschen sollen, statt das Bild samt Rahmen zu entfernen. Man sieht den hellen Fleck an der Wand, wo das Bild gehangen hat. Natürlich sieht man auch das kleine Loch vom Bilderhaken.«
    Er machte ein Gesicht, als hätte ich ihm einen Magenhaken versetzt.
    »Von mir aus rufen Sie ruhig die Polizei«, fuhr ich fort. »Wenn Frank Sellers kommt, werden wir das Dienstmädchen herzitieren, ihr Billy Prues Bild zeigen und sie fragen, ob ein Konterfei dieser jungen Dame bis vor kurzem an der Wand gegenüber Ihrem

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