Dann gib ihm die Axt
Bett gehangen hat.«
Er schrumpfte zusammen wie ein Gummiball ohne Stöpsel.
»Was — was wollen Sie von mir?«
»Die Wahrheit natürlich.«
»Ich will Ihnen etwas sagen, Lam, was ich noch keinem Menschen verraten habe...«
Ich wartete.
»Ich bin ab und zu mal im Rendezvous gewesen... Das müssen Sie verstehen —«
»Um Material für Ihren Roman zu sammeln?«
»Aber nein! Ich brauchte Entspannung. Wenn man angestrengt geistig arbeitet, hat man ab und zu das Bedürfnis, sich harmlos zu vergnügen.«
»Mit Billy Prue als Partnerin?«
»Bitte lassen Sie mich ausreden!«
»Tun Sie sich keinen Zwang an.«
»Billy Prue hat mir Zigaretten verkauft. Sie — sie ist eine der schönsten Frauen, die ich kenne.«
»Und da haben Sie versucht, mit ihr anzubändeln.«
»Natürlich. Aber ich konnte nicht landen.«
»Weiter.«
»Das machte mich natürlich noch Verrückter. Und mein Onkel — also, mein Onkel schätzte es nicht, daß ich, wie er sich ausdrückte, den Kopf verlor.«
»Und was hat er gegen diesen Flirt unternommen?«
»Ich weiß von nichts, Mr. Lam, das schwöre ich Ihnen.«
»Na, irgendwas müssen Sie sich doch gedacht haben.«
»Ich habe überhaupt nichts gedacht.«
»Vielleicht kann ich Ihrem Denkvorgang ein bißchen auf die Sprünge helfen.«
Er sah mich aus seinen rotgeränderten Augen an wie ein waidwundes Reh.
Ich sagte: »Ihr Onkel war davon überzeugt, daß sie nur auf Ihr Geld aus war...«
»Allerdings.«
»Er ging also zu ihr und schlug ihr vor, sie sollte Sie auf drastische Weise von Ihrer — na, sagen wir von Ihrer Zuneigung heilen. Sie konnte zum Beispiel mit einem Mann davonlaufen oder sich mit einem Freund von Ihnen in ihrer Wohnung ertappen lassen. Dadurch würden Ihnen garantiert sämtliche Illusionen abhanden kommen. Für die gute Tat versprach er ihr mehr Geld als sie sich von einer Heirat mit Ihnen und der Unterhaltszahlung bei der Scheidung erhoffen konnte.«
Archie nahm ein feuchtes Taschentuch hervor und drehte es zwischen seinen Fingern zu einem Strick zusammen. »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Onkel Rufus zu so etwas fähig war. Und — ich kann mir nicht vorstellen, daß sich Billy auf so etwas eingelassen hätte. Ich glaube, sie hätte sich dagegen gewehrt.«
»Mit einer Axt?« fragte ich.
»Ihre zynischen Witze gehen mir langsam auf die Nerven. Natürlich nicht! Billy würde keiner Fliege was zuleide tun. Wir müssen Billy einfach aus dem Spiel lassen.«
»Und was ist es mit dem Bild?«
»Das habe ich abgenommen, als ich erfuhr, äh — was passiert war.«
»Hat sie Ihnen das Bild geschenkt?«
»Nein. Ich hab' es von dem Fotografen, bei dem sie manchmal Werbefotos machen läßt. Für ein paar Scheinchen hat er mir ein tolles Pin-up-Foto überlassen. Sie hatte keine Ahnung davon.«
»Herzlichen Glückwunsch«, sagte ich.
»Wieso?« fragte er verblüfft.
»Sie haben eben einen neuen Rekord aufgestellt. Als der größte Widerling, der mir in meiner Laufbahn bisher begegnet ist.«
Er sah mir vorwurfsvoll nach, das tränennasse Taschentuch an der Nase.
9
Das Appartement, das ich durch Beziehungen und viel Glück ergattert hatte, lag drei Ecken von Bertha Cools Wohnung entfernt. Das hatte entschieden seine Nachteile. Es war ein vornehmes Haus mil Garage, einer eigenen Rezeption in einer plüschigen Halle und einer
Miete, bei der es einem, um mit Bertha zu sprechen, die Haare durch den Hut trieb.
Ich stellte die Firmenkutsche ab, ging zum Pförtner und forderte die Schlüssel zum Appartement 394.
Der Pförtner sah mich scharf an. »Sie sind neu?«
Ich nickte. »Heute erst eingezogen.«
»Richtig. Sie sind Mr. Lam, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ich habe eine Nachricht für Sie.«
Er gab mir den Schlüssel und einen gefalteten Zettel mit der kategorischen Forderung: »Bitte sofort Bertha Cool anrufen.«
»Außerdem wollte eine junge Dame Sie sprechen. Sie ruft regelmäßig alle zehn oder fünfzehn Minuten an. Namen oder Telefonnummer hat sie nicht hinterlassen. Sie meldet sich wieder.«
»Eine junge Dame?« vergewisserte ich mich.
Der Pförtner lächelte weise. »Der Stimme nach ist sie jung und sehr attraktiv.«
Ich stopfte Berthas Zettel in die Jackentasche und ging in mein Appartement hinauf.
Als ich die Tür aufmachte, begann das Telefon zu lärmen. Ich klappte die Tür zu, ging ins Badezimmer, wusch mir Hände und Gesicht und wartete, bis das Geklingel aufhörte. Dann wählte ich die
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