Dann gib ihm die Axt
werden.«
»Hören Sie ihn doch erst mal an«, bremste Bertha ihn. »Sie können ihn doch nicht so einfach überfahren.«
»Ich denk' nicht dran, irgend jemanden zu überfahren«, gab Sellers einigermaßen gereizt zurück. »Ich sag' ihm nur, womit er zu rechnen hat.«
»Das brauchen Sie ihm nicht erst zu sagen.« Zu den Friedfertigsten gehörte Bertha bestimmt nicht. »Der Junge hat mehr Köpfchen als Sie in Ihren besten Zeiten.«
Sellers setzte zu einer geharnischten Antwort an. Aber dann hielt er sich doch lieber an seinen Drink.
Bertha sah mich plötzlich besorgt an. »Du siehst aus wie durch die Wand gezogen. Was ist los, Kleiner? Du wirst dich doch von diesem Quatsch nicht unterkriegen lassen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Sag mal — hast du überhaupt heute abend schon was gegessen?«
Ich überlegte. Wo war bloß die Zeit geblieben?
»Nein«, sagte ich. »Dazu bin ich noch gar nicht gekommen.«
»Das sieht dir ähnlich«, meinte Bertha. »Da wirst du halbtot nach Hause geschickt mit allen möglichen komischen Tropenkrankheiten, ohne Widerstandskraft, mit dem ärztlichen Befehl, Aufregungen zu meiden und kurz zu treten — aber du gibst keine Ruhe, bis du glücklich einen Mordfall aufgestöbert hast. Und vergißt dabei auch noch das Abendessen.« Bertha funkelte uns an, als wären wir zwei ungezogene Schulbuben. »Jetzt muß ich dich wohl auch noch füttern«, sagte sie.
»Die kleine Imbißstube an der Ecke hat noch auf«, sagte ich. »Wenn unser Freund und Helfer nichts dagegen hat, gehe ich schnell dort einen Happen essen.«
»Diese Kneipe?« sagte Bertha verächtlich und bewegte sich mit überraschender Behendigkeit in Richtung Küche.
»Woher hatten Sie das Küchenbeil, Donald?« fragte Sellers.
»Halten Sie den Mund«, fertigte Bertha ihn ab. »Sie werden den Jungen nicht auf leeren Magen durch die Mangel drehen. Gieß dir einen Scotch ein, Kleiner, und komm mit in die Küche.«
Ich griff mir den Drink und gehorchte. Sellers trabte hinterher.
Bertha schlug Eier in eine Schüssel, warf Speckscheiben in eine Bratpfanne und setzte Kaffeewasser auf.
Frank Sellers nahm in der Eßnische Platz und stellte sein Glas vor sich auf den Tisch. Er fischte eine Zigarre aus seiner Tasche und wiederholte: »Woher haben Sie das Küchenbeil?«
»Welches Küchenbeil?«
»Sie haben es in der Firmenkutsche gefunden«, erläuterte Bertha. »Mit abgesägtem Griff, so daß das Ding nur noch zwanzig Zentimeter lang war. Ungeschickt gemacht. Erst von der einen, dann von der anderen Seite angesägt.«
Sellers sah mich an. Ich begegnete seinem Blick und schüttelte den Kopf. »Das ist mir neu, Frank.«
»Erzählen Sie ihm, wie ihr das Ding gefunden habt, Frank«, bestimmte Bertha. »Ich glaube, der Junge sagt die Wahrheit.«
»Die Polizei ist manchmal gar nicht so dumm wie man glaubt«, fing Sellers an.
»Wem sagen Sie das...«
»Wir fuhren zu Archie Stanberry. Er reagierte mit pflichtschuldigem Kummer, aber die Nachricht von dem Mord war ihm nicht neu, und —«
»Woher wissen Sie das?« fragte ich.
»Man merkte es ihm an. Als wir vor der Tür standen, war er eitel Freundlichkeit. Natürlich sei er zu allen Auskünften bereit. Wir stellten ihm ein paar Fragen, und er tat so lieb und unschuldig, daß es schon nicht mehr schön war. Dann sagten wir es ihm. Da brach er vollständig zusammen. Aber das war gespielt. Er trug ein bißchen zu dick auf, wie alle Laienschauspieler. Natürlich könnte ich das nie vor Gericht beweisen. Aber gemerkt hat man es.«
Ich nickte.
»Na schön«, fuhr Sellers fort. »Wir taten, als glaubten wir ihm, zogen ab und ließen zwei Leute zurück, die seine Besucher ein bißchen unter die Lupe nehmen sollten.«
Ich nickte wieder.
»Sie kamen in der Firmenkutsche angegondelt und verschwanden im Haus. Meine Leute beschlossen, sich mal den Wagen anzusehen, wegen der Zulassungsnummer und so. Sie kannten Sie nicht, und den Wagen auch nicht. Immerhin waren Sie ja eine Weile aus dem Verkehr gezogen. Ich will's kurz machen : Im Kofferraum fanden sie ein handliches Küchenbeil mit abgesägtem Griff. Bei näherem Hinsehen entdeckten sie Blutspuren daran. Sie hätten das Ding gar nicht so viel anfassen sollen, aber ich kann's ihnen nicht übelnehmen. Sie wußten ja nicht, worum es ging.«
Der Duft von gebratenem Speck mischte sich mit dem Geruch von frisch gebrühtem Kaffee. Bertha wendete die Speckscheiben und stellte den Toaster an. »Wie ist die Mordwaffe in deinen Wagen gekommen,
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