Dann gib ihm die Axt
nie.«
»Jetzt sagen Sie mir noch mal genau, wie Sie Ihre Wohnung verlassen haben. Sie hatten abgeschlossen?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil ich Anweisung hatte, nicht abzuschließen.«
»Von wem?«
»Von Rimley.«
»Weshalb?«
»Ich sollte Stanberry einen Zettel in die Hand stecken: >Sie haben eine Herzattacke. Ich gehe schnell zur Apotheke.< Dann hätte Stanberry sich nicht über meine Abwesenheit gewundert, wenn er vor der Zeit wieder zu sich gekommen wäre.«
»Schön und gut. Deshalb weiß ich aber noch lange nicht, wieso Sie nicht hinter sich abgeschlossen haben.«
»Ich habe sogar die Tür nur angelehnt gelassen, damit Stanberry denken sollte, ich hätte es schrecklich eilig gehabt.«
»Wer ist denn auf diese glänzende Idee gekommen?«
»Rimley.«
»Das gefällt mir nicht.«
»Warum nicht?«
»Wenn das stimmt, was Sie mir sagen, sieht es so aus, als hätte er ein ziemlich übles Spiel mit Ihnen getrieben. Es ist alles ein bißchen zu perfekt geplant. Ein idealer Schauplatz für einen Mord. Der Mann kippt in Ihrer Wohnung um. Sie haben Anweisung, die Tür offenzulassen, und werden in sein Appartement gehetzt — Moment mal!«
»Was denn, Donald?«
»Dazu ist Rimley zu clever. Wenn er Ihnen den Mord hätte anhängen wollen, hätte er den Mann nicht mit einem Küchenbeil erledigt. Er hätte ihn vielleicht mit einem Kissen erstickt, um den Anschein zu erwecken, als sei Stanberry das Schlafmittel aufs Herz geschlagen. Nein, so ein Axthieb ist zu brutal. Und das paßte auch nicht in Rimleys Konzept. Jetzt verstehe ich, warum er sich plötzlich so brennend für Mrs. Crail interessierte. Hatte Stanberry den Zettel noch in der Hand, als Sie wiederkamen?«
»Ja.«
»Was haben Sie damit gemacht?«
»Ich habe ihn vernichtet.«
»Ja, so weit paßt alles gut zusammen. Es war ein netter Plan.
Stanberry hatte sich mit Ihnen verabredet. Natürlich wäre er nie auf die Idee gekommen, daß jemand Tricks mit seiner Uhr veranstaltet hatte. Daß man ihm was in den Whisky geschüttet hatte, mochte er sich vielleicht denken, aber theoretisch hatten Sie ja gar keine Zeit, sich seine Schlüssel zu schnappen — denn die Schlüssel brauchten Sie ja wohl?«
»Allerdings. Mit einem gewöhnlichen Dietrich war seiner Wohnungstür nicht beizukommen. Die Kombination seines Safes war auch nicht von Pappe, und die belastenden Papiere waren noch einmal extra eingeschlossen.«
»Ja«, sagte ich nachdenklich. »So könnte es gewesen sein. Andererseits hatte er so auch ein großartiges Alibi für den Mord —«
Sie legte mir plötzlich die Arme um den Hals und drängte sich eng an mich.
Ich versuchte verblüfft, mich loszumachen.
Sie sagte dicht an meinem Ohr: »Los, mimen Sie den feurigen Liebhaber. Da kommt ein Streifenwagen angerollt. Wenn man unsere Papiere sehen will —«
Mehr brauchte sie gar nicht zu sagen. Ich küßte sie.
»Nicht so platonisch«, flüsterte sie.
Ich packte fester zu.
Ihre Lippen waren halb geöffnet. Ich spürte jede Linie ihres Körpers.
Der Wagen bremste scharf neben uns.
»Du bist doch nicht im Kindergarten«, murmelte Billy Prue.
Ich erwärmte mich für meine Aufgabe. Eine Taschenlampe schien mir ins Gesicht. Eine unfreundliche Stimme fragte: »Was ist denn hier los?«
Ich ließ Billy Prue los und blinzelte in den Scheinwerferkegel.
»Was denken Sie sich eigentlich?« sagte die unfreundliche Stimme. »Das ist hier 'ne Geschäftsstraße.«
Billy Prue sah ihn erschüttert an, dann schlug sie die Hände vors Gesicht und fing an zu schluchzen.
Der Scheinwerfer wanderte im Wagen herum. »Schauen Sie mich mal an«, forderte, der Hüter des Gesetzes streng.
Ich gehorchte. Der Lichtkegel erfaßte meinen schiefgerutschten Schlips, die Lippenstiftspuren, meine zerrauften Haare. »Hauen Sie ab«, forderte er streng. »Das nächste Mal suchen Sie sich gefälligst ein Motel für so was.«
Ich fuhr an.
»Noch mal davongekommen«, sagte Billy Prue.
»Sie haben schnell geschaltet«, meinte ich.
»Was blieb mir anderes übrig? Bist du immer so ein Langsamstarter, Donald?«
Ich versuchte zu antworten. Aber ob nun die Kälte, der Schreck oder Billys Umarmung Schuld daran war — mich erwischte ein Schüttelfrost. Meine Zähne klapperten wie Kastagnetten. Der Wagen beschrieb ein paar wilde Schlangenlinien, bevor ich ihn zum Stehen bringen konnte.
»Sag mal — was ist denn mit dir los?« fragte Billy.
»Mein Blut ist in den Tropen dünner geworden«, erklärte ich. »Da kocht es
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