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Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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maßlosen Übertreibungen. Und das brachte ihm natürlich einen enormen Gewinn.«
    »Wie zum Beispiel bei Mrs. Crail?«
    »Genau. Er hat bei ihr gar nicht erst mit Kleinigkeiten angefangen, sondern hat gewartet, bis sie heiratete, um dann groß einzusteigen. Und zwar ohne Risiko. Er wollte ihr das Haus zu einem Preis verkaufen, der den Schätzwert um das Dreifache überstieg.«
    »So was lohnt sich«, meinte ich. »Wenn man damit durchkommt.«
    »Er kam mit allem durch, was er wollte. Er war so clever, daß niemand ihm etwas nachweisen konnte. Die meisten seiner Opfer kannten ihn nicht einmal persönlich. Und umgekehrt war es ebenso.«
    »Wie hat er denn dieses Kunststück fertiggebracht?«
    »Er hatte eine Art Geheimdienst aufgezogen, der ihm Informationen lieferte. Sein Trick bestand darin, gewisse Informationen monate- oder jahrelang in Reserve zu halten, bis die Zeit für einen lohnenden Schlag reif war. Dann rief er das Opfer an. Nur einmal.«
    »Und was sagte er?«
    »Er äußerte eine nette kleine Drohung und gab Anweisung, eine bestimmte Summe in bar an seinen lieben Neffen Archie zu zahlen. Danach kamen manchmal noch ein oder zwei anonyme Briefe, aber meist war dieses eine Telefongespräch schon so vernichtend, daß der Rest nur noch eine Art Nachlese war, die Archie erledigen konnte.«
    »Als ich Archie besuchte«, warf ich ein, »waren seine Augen tränenverschwollen. Ich sollte glauben, daß er sich um seinen lieben Anverwandten die Augen ausgeweint hatte. In Wirklichkeit hatte er sich Zigarettentabak in die Augen gestreut. Ich habe ihn selber von einem der lästigen Körnchen befreit. Die durchgebrochene Zigarette lag auf seinem Ankleidetisch.«
    Sie schwieg.
    »Archie hatte Ihr Bild vor seinem Bett hängen«, sagte ich.
    »Aber es hing nicht mehr da, als Sie kamen, nicht wahr?« fragte sie schnell.
    »Richtig. Er erzählte mir, es sei ein heißes Pin-up-Foto, das er durch ein kleines Schmiergeld Ihrem Fotografen —«
    »Sagen Sie lieber: durch eine kleine Erpressung«, unterbrach sie bitter. »Archie ist ein kleiner Widerling, aber sein Onkel war der Kopf des Unternehmens. Der Mann war klug — gefährlich klug.«
    »Und was hat nun Rimley damit zu tun? Sagen Sie mir jetzt nicht, daß Stanberry ihn erpreßte. Das nehme ich Ihnen nun doch nicht ab.«
    »Aber es stimmt. Natürlich war es nur eine indirekte Erpressung.«
    »Wie geht denn so was vor sich?«
    »Er erpreßte Rimleys Gäste. Im Rendezvous schnappte er Informationen auf, die er später verwandte. Er hat dieses Spiel lange treiben können, ehe wir ihm auf die Schliche kamen. Erst das Geschäft mit Mrs. Crail hat uns die Augen geöffnet. Diese Sache ging ja Rimley sozusagen hautnah an. Sein Pachtvertrag wäre drei Monate nach dem Besitzerwechsel abgelaufen.«
    »Mrs. Crail wollte also nicht kaufen, und Rimley war gegen den Verkauf?«
    »Ja, so ähnlich.«
    »Wie steht denn das Geschäft jetzt?«
    »Das weiß ich nicht. Stanberry besaß ein ganzes Safe voller belastender Dokumente für seine trüben Geschäfte. Diese Dokumente sind jetzt in unserem Besitz.«
    »Kompliment. Woher?«
    »Ich habe sie beschafft«, sagte sie gelassen.
    Das riß mich doch beinahe aus dem Sitz. »Sie?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Heute nachmittag.«
    »Und wie?«
    »Sie waren schon auf der richtigen Fährte. Für die Waschräume im Rendezvous ist ein farbiger Angestellter zuständig, der den Gästen Seife und Handtuch zurechtlegt, sie mit Eau de Cologne versorgt und ihnen die Jacketts abbürstet, was ihm natürlich ein ganz hübsches Trinkgeld einbringt. Stanberry wusch sich immer stundenlang die Hände, als hätte er zu Hause kein fließendes Wasser. Er nahm dazu die Armbanduhr ab und gab sie dem Toilettenmann. Der hatte von Rimley den Auftrag bekommen, die Uhr eine Stunde vorzustellen.«
    »Und dann?«
    »Dann ließ Rimley Stanberry zu sich bitten. Seine eigene Armbanduhr und die Wanduhr hatte er inzwischen auch entsprechend vorgestellt.«
    »Kapiere. Nun interessiert mich aber, wie Stanberry in Ihre Wohnung kam.«
    »Haben Sie das noch nicht begriffen?«
    »Nein.«
    »Er hat mich erpreßt.«
    »Womit?«
    Sie lachte. »Rimley wollte ihn auffliegen lassen. Da haben wir gemeinsam einen Köder ausgelegt.«
    »Und?«
    »Archie Stanberry hatte Annäherungsversuche gemacht, und ich tat, als sei ich nicht abgeneigt, mich überreden zu lassen. Archie lief prompt zu seinem Onkel, um ihm von seinen Erfolgen zu berichten, und der hat brav den Köder geschluckt.«
    »Was hatte er

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