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Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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allen guten Geistern verlassen, plötzlich von der Bildfläche zu verschwinden? Ich zerfließe in Mitleid, weil du aussiehst wie eine Leiche auf Urlaub, schufte mich für dich ab, mache dir Essen, räume meinen Vorratsschrank für dich aus und du — du lotterst herum...«
    »Willst du im Vorzimmer mit mir Streit anfangen, wo alle Klienten uns hören können?« fragte ich, setzte mich und nahm die Morgenzeitung zur Hand.
    »Du undankbarer, großmäuliger, kaltschnäuziger kleiner Halunke! Ich schütte meinen teuersten Klientenwhisky dem Bullen in den Hals, um ihn versöhnlich zu stimmen, und du —«
    Ich wies mit einer Kopfbewegung auf den Gang hinaus. »Draußen versteht man jedes Wort, Bertha. Vielleicht wartet schon ein Klient vor der Tür, der —«
    Bertha hob die Stimme. »Es ist mir piepegal, wie viele Klienten draußen warten. Ich hab dir was zu sagen, und das wirst du dir anhören, ob es dir nun paßt oder nicht. Wenn du denkst, du kannst so tun, als ob nichts geschehen ist —«
    Auf der Milchglasscheibe zeichnete sich eine Gestalt ab.
    Bertha stoppte nur mit Mühe ihren Redefluß.
    Jemand rüttelte an der Klinke.
    Bertha holte tief Atem. »Schau mal nach, wer es ist, Kleiner.«
    Ich legte die Zeitung hin und öffnete.
    Ein Mann mittleren Alters, mit langer Nase, hoher Stirn und breiten Wangenknochen sah an mir vorbei meine Partnerin an. Graue Augen zwinkerten listig über eine randlose Brille. »Mrs. Bertha Cool?«
    Bertha wurde freundlicher. »Ja. Was kann ich für Sie tun?«
    Der Mann griff in die Tasche. »Zunächst möchte ich mich vorstellen. Ich bin Frank L. Glimson, Seniorpartner der Anwaltsfirma Cosgate & Glimson. Und jetzt habe ich eine Bitte an Sie, Mrs. Cool —«
    Er reichte Bertha ein Aktenbündel.
    Bertha nahm es ihm automatisch aus der Hand. »Wir sind viel für Anwälte tätig, Mr. Glimson. Wir kennen uns aus. Das ist mein Teilhaber, Donald Lam. Er ist eben erst aus Südostasien zurückgekommen. Aber schon steckt er wieder mitten in der Arbeit. So, und nun wollen wir mal sehen, was wir hier haben.«
    Bertha warf einen Blick in die Dokumente.
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein! Da treibt's einem ja die Haare durch den Hut. Sie unverschämter —«
    Mr. Glimson hob die Hand. »Einen Moment, Mrs. Cool, einen Moment. Lassen Sie mich erklären —«
    »Erklären? Daß ich nicht lache«, schrie Bertha ihn an. »Das ist eine Vorladung im Prozeß Mrs. Rolland B. Lidfield gegen Esther Witson und Bertha Cool. Was zum Kuckuck hat das zu bedeuten?«
    »Bitte beruhigen Sie sich, Mrs. Cool. Ich erkläre Ihnen alles.«
    Bertha blätterte das Aktenbündel durch. »Fünfzigtausend Dollar«, schrie sie auf. »Fünf-zig-tausend Dollar!«
    »Sie haben ganz richtig gelesen«, sagte Glimson jetzt gereizt. »Und wenn Sie bei Ihrer feindseligen Haltung bleiben, Mrs. Cool, werden Sie diese fünfzigtausend Dollar los.«
    Bertha verschlug es die Sprache.
    Glimson fuhr ungerührt fort. »Ich bin bereit, Ihnen einen Vergleich vorzuschlagen. Aus diesem Grunde habe ich Ihnen die Papiere persönlich gebracht.«
    Glimsons Blick wanderte hinüber zu mir, und mit einem liebenswürdigen Lächeln bezog er mich in das Gespräch ein. »Wir sind nicht der Meinung«, sagte er ölig, »daß Sie sich einer Fahrlässigkeit schuldig gemacht haben, Mrs. Cool. Wir glauben vielmehr, daß Esther Witson die Alleinschuld an dem Unfall trifft.«
    Er strahlte Bertha Cool an.
    Bertha hatte das Kinn kampflustig vorgestreckt. »Heraus mit Ihrem Vorschlag«, sagte sie drohend.
    »Sie sind noch immer ungehalten, Mrs. Cool.«
    »Allerdings bin ich ungehalten«, fauchte Bertha.
    »Ich will Sie nicht übervorteilen, Mrs. Cool. Ich bin Jurist — im Gegensatz zu Ihnen. Ich werde Ihnen die Rechtslage genau erläutern. Früher galt der Grundsatz, daß bei einer von zwei Tätern gemeinsam begangenen Unrechtshandlung durch die Entlastung eines rechtswidrig Handelnden auch der andere rechtswidrig Handelnde entlastet wird. Aber diese Klausel ist jetzt geändert worden. Oder vielmehr — sie wird von unseren Gerichten jetzt anders ausgelegt. Ich beziehe mich auf den Fall Ramsey gegen Powers, Aktenzeichen 74 Cal. App. 621. Dort heißt es: Wenn eine Unrechtshandlung begangen worden ist, und diese von dem Kläger zwei gemeinsamen Tätern angelastet wird —«
    »Gehen Sie mir doch mit Ihren dämlichen Aktenzeichen«, unterbrach Bertha.
    »Verstehen Sie nicht, Mrs. Cool? Sie brauchen uns nur bei der Beweisführung zu unterstützen, daß tatsächlich Miss

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