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Dann gib ihm die Axt

Dann gib ihm die Axt

Titel: Dann gib ihm die Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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keine beglaubigte Unterschrift brauchen, um die Arbeit an einem Auftrag einzustellen? Was denken Sie sich eigentlich? Stellen Sie die Arbeit ein. Ich verlange es. Rühren Sie keinen Finger mehr für den Fall. Vergessen Sie die ganze Sache und behalten Sie das Geld. Mehr will ich ja gar nicht.«
    Ihre Stimme überschlug sich fast.
    »Wir haben aber jetzt gerade sehr wertvolles Informationsmaterial bekommen, Miß Rushe. Wir —«
    »Sehen Sie, das habe ich befürchtet. Gerade deshalb sollen Sie ja die Arbeit einstellen. Sofort. Ich will nicht, daß Sie sich auch nur eine Minute länger mit dem Fall beschäftigen. Ich — ich verreise. Ich bin nicht zu erreichen. Sie — Sie werden mich nie Wiedersehen.«
    Ich hörte ein ersticktes Schluchzen am anderen Ende der Leitung, dann wurde der Hörer aufgelegt.
    »Was sagst du dazu?« sagte Bertha.
    Ich sah sie ernst an. »Wenn ich sie recht verstanden habe, sollen wir die Arbeit an ihrem Auftrag einstellen.«
    Bertha lief rot an. »Glaubst du, ich bin taub? Was du dazu sagst, will ich wissen. Also — manchmal kannst du einen wirklich zur Weißglut —«
    Wieder wurde bescheiden an die Tür geklopft.
    »Mysgart«, sagte ich.
    Bertha maß mich mit einem niederschmetternden Blick, dann setzte sie ihre beste Klientenmiene auf. »Der Kerl bringt uns schließlich Geld. Herein!«
    Mysgart öffnete die Tür fast entschuldigend und schlich sich auf Zehenspitzen zu dem Klientensessel, in jeder Beziehung ein Leisetreter.
    »Mr. Lam«, begann er, »wenn Sie auf tausend Dollar erhöhen könnten, müßte es möglich sein, zu einem Vergleich zu kommen.«
    Ich sah auf die Uhr und grinste. »Sie sind um zwei Minuten zu spät dran.«
    »Wieso?«
    »Mrs. Cool und ich haben soeben eine sehr unangenehme Nachricht erhalten. Ein bedeutender Auftrag, den wir bearbeitet haben, ist von dem Klienten zurückgezogen worden.«
    »Ein großer Auftrag?« fragte er.
    »Zunächst sah es nicht danach aus. Aber er hatte sich inzwischen schon zu einem beachtlichen Brocken herausgemausert.«
    Mysgart kitzelte mit dem Schnurrbart seine Nase.
    »Unter diesen Umständen sehe ich nicht einmal die Möglichkeit, fünfhundert Dollar beizusteuern. Ich fürchte, wir müssen den Dingen ihren Lauf lassen.«
    »Ausgeschlossen! Ich habe doch den Vergleich schon eingefädelt.«
    »Auf der Basis von tausend Dollar?«
    »Einen Moment!« Er schoß aus dem Klientensessel hoch wie angestochen. »Einen Moment! Warten Sie. Bin gleich wieder da.«
    Er raste hinaus, als hätte er eine Rakete gefrühstückt.
    Bertha sah mich an. »Was wir eben von Georgia Rushe gehört haben, hat doch nichts mit dem Auftrag für Mr. Crail zu tun.«
    »Komm, Bertha, wir wollen die Worte nicht zu sehr auf die Goldwaage legen«, sagte ich vergnügt. »Schließlich haben wir es hier mit einem Spezialisten für Verkehrsunfälle zu tun.«
    Bertha blinzelte einmal kurz. »Du bist doch ein toller Hecht! Ich bewundere deine Denkmaschine. Und trotzdem machst du mich manchmal so verrückt, daß ich dir mit Wonne ein dutzendmal am Tag den Hals umdrehen könnte. Du —«
    Mysgarts bescheidenes Klopfen, das wir nun schon kannten, ließ sich wieder vernehmen. Diesmal wartete er das »Herein« gar nicht erst ab, sondern quetschte seinen bulligen Körper durch den Türspalt und schloß die Tür leise hinter sich. Er nickte und lächelte, aber sein Blick war alles andere als zuversichtlich.
    »Die Sache ist gelaufen. Meine Glückwünsche — für Sie beide. Sie haben einen sehr schönen Vergleich erreicht und haben sich aus einer prekären Situation geschickt herausgewunden. Fünfhundert Dollar genügen. Ich habe der Gegenpartei erklärt, daß sofortige Barzahlung erfolgt.«
    »Mrs. Cool verlangt Versichterklärungen von Mr. Lidfield, Mrs. Lidfield und Esther Witson.«
    »Die kann sie haben. Ich habe mir erlaubt, Ihre Sekretärin zu bitten, eine Verzichterklärung für Esther Witson zu tippen, Mrs. Cool. Die Verzichterklärungen von Mrs. Lidfield und Mr. Lidfield hat Frank Glimson schon bei sich.«
    »Wo hat er denn die Unterschrift von Mrs. Lidfield her?« fragte Bertha mißtrauisch.
    »Er hat gleich eine unterschriebene Erklärung mitgebracht und brauchte nur noch die Summe einzusetzen.«
    Bertha schob ihren Stuhl startbereit zurück. »Wollen Sie damit sagen, daß der Halunke diese Schau nur abgezogen hat, um mich zu einem Vergleich zu zwingen? Daß er von Anfang an die unterschriebene Verzichterklärung bei sich hatte und — «
    Mysgart hob seine fleischige Hand.

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