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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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Laden. Den ersten Test hatte die neue Garderobe jedenfalls mit Bravour bestanden. SPEICHERN.
    In der nächsten Boutique fand Marie eine schicke Jeansjacke, die ihr einen »äußerst jugendlichen Anstrich« gab, wie der noch viel jüngere Verkäufer sich beeilte zu betonen. Das allerdings lag vielleicht auch daran, dass das Teil nur noch zwei Nummern zu groß vorrätig war, was Marie wie ein Kind in Mamas Klamotten aussehen ließ. Jetzt nur keine unnötigen Kompromisse machen, dachte sie entschlossen und nahm schweren Herzens Abschied von der Jacke. Auch im Laden daneben gab es kein Outfit zur angemessenen Nachlassaufwertung.
    Langsam wurde Marie ungeduldig. Denn obwohl sie schon ein paar imagetaugliche Einkäufe getätigt hatte, war sie sich durchaus bewusst, dass damit noch kein Kleiderschrank glaubhaft zu füllen war. Für einen kurzen Moment stieg leichte Panik in ihr hoch. Extrem kontraproduktiv, befand Marie, bekämpfte sie schnell und steuerte entschlossen eine Boutique auf der gegenüberliegenden Seite an. Dort entschied sie sich für eine sportliche braune Lederjacke aus Lammnappa, erstand einen kunterbunten Strickmantel und kaufte zwei leicht transparente Blusen mit Blumen-Druck. Wie ein erfolgreicher
Sportler bekam Marie nun das Gefühl, einen Lauf zu haben. Und so kaufte sie gleich noch eine Karo-Hose in der wohlschmeckenden Trendfarbe »Beere« und einen sogenannten »Long-Pullover« in »Petrol«, das Marie in ihrer modischen Unwissenheit als »türkis« bezeichnet hätte. So ganz nebenbei lernte sie an diesem Freitagnachmittag auch noch so einiges, wie praktisch. Und wo sie gerade so schön im Kaufrausch war, gönnte sie sich zusätzlich ein »Sleep-Shirt« in der ansprechenden Farbkombination Lila-Sand. Gekauft.
    Nun aber schnell in die Dessous-Abteilung. Heute, da sie nicht nach Bequemlichkeit oder Haltbarkeit, sondern einzig und allein nach der Optik einkaufen konnte, entdeckte Marie völlig neue Kriterien in Sachen Damenunterwäsche. Sie entschied sich für eine dunkelrote Corsage mit schwarzer Spitze, obwohl sie früher in jedem Fall die Finger davon gelassen hätte. Doch als sie sie anprobierte, stellte sie erstaunt fest, dass das sexy Teil gar nicht so unbequem war, wie sie gedacht hatte. Gekauft. Ein schwarzer, halb durchsichtiger Body musste unbedingt sein, und als die Verkäuferin stolz darauf hinwies, dass dieser eine »besonders gute Figur« mache, fand Marie es fast schade, dass er dazu wohl keine Chance mehr bekommen würde. Vielleicht sollte sie Alma die neu gekauften Klamotten vermachen. Als Bezahlung für Kasimir sozusagen. SPEICHERN.
    Unter diesem neuen Gesichtspunkt ging Marie jetzt noch einmal ganz anders zu Werke. Sie wählte einen edlen cremefarbenen Spitzen-BH mit dazu passendem Slip, weil er Alma zu ihrem eher dunklen Teint und den schwarzen Haaren wunderbar stehen würde. Welche Körbchengröße hatte die Freundin eigentlich? Wenn sie
schon Freundschaftsdienste in ihre Imagepflege mit einbaute, dann musste die Sache Hand und Fuß haben. Marie zückte ihr Handy und wählte Almas Nummer.
    »Alma Pauli.«
    »Hi, hier ist Marie. Bist du schon zu Hause?« Immerhin war es mittlerweile achtzehn Uhr.
    »Nein, ich bin noch in der Redaktion. Der Aufmacher für morgen. Und du?«
    »Ich bin grad unterwegs und wollte dich nur kurz was fragen.« Marie hatte ja inzwischen Übung im Erfinden von Ausreden. Trotzdem kam ihr der Gedanke, die Freundin unter irgendeinem Vorwand nach ihrer Körbchengröße zu fragen, jetzt doch ziemlich absurd vor. Nun war guter Rat teurer als die so zahlreich gekauften Klamotten. Marie entschied sich, ihren Plan komplett für sich zu behalten, und brauchte nun »nur« noch einen plausiblen Grund für ihren Anruf.
    »Wollen wir in den nächsten Tagen mal wieder was gemeinsam unternehmen?« Nicht gerade originell, aber unverfänglich.
    »Dass du unbedingt was machen willst … das sind ja ganz neue Töne.« Vielleicht doch nicht so unverfänglich? »Am Wochenende hab ich leider keine Zeit. Journalistentagung. Aber lass uns doch nächste Woche mal telefonieren.« VERBINDUNG TRENNEN.
    Alma hatte keinen Verdacht geschöpft, Marie allerdings auch keine neuen Erkenntnisse zur Dessous-Auswahl. Sie beschloss, die eigene Größe als Maßstab zu nehmen. So unterschiedlich war ihr Körperbau schließlich nicht. Alma musste vielleicht ein bisschen zunehmen, doch das ergab sich mit zunehmendem Alter meistens sowieso von selbst.

    Eine weitere BH-Slip-Kombination in Almas

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