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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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nicht schwerfiel, ins Gespräch zu kommen. Marie bedankte sich für die freundliche Einladung und wurde kurz darauf an den Tisch in der Küche gebeten, wo bereits Rotwein, Wasser und Baguette warteten.
    Juttas Chili war so scharf, dass Getränke und Beilage
auch bitter nötig waren. Und obwohl Marie selbst kaum scharfe Gerichte kochte, aß sie mit großem Appetit und sparte auch nicht mit Lob für die Köchin. Elmar nahm dies sofort zum Anlass für die nächste Einladung: »Warum kommst du nicht öfter mal zum Essen? Jutta macht meistens zu viel, und dann beschwert sie sich wieder, dass ich immer dicker werde. Du würdest mir ziemlich aus der Patsche helfen.« Er zwinkerte Marie verschwörerisch zu und ein Blick auf seine schlanke Figur bestätigte sie darin, dass er offensichtlich flunkerte. Prompt kassierte er auch einen Rippenstoß seiner Freundin. »Von wegen! Wenn einer zunimmt, bin das immer ich! Du siehst, Marie, wir können wirklich Unterstützung brauchen.« Die gegenseitige Witzelei der beiden machte es ihr leicht, sich dazugehörig zu fühlen.
    Nach dem Essen, das mit reichlich Rotwein genossen wurde, schlug Elmar vor, Cluedo zu spielen. Das Gesellschaftsspiel, bei dem durch Kombinieren von Hinweisen ein Mordfall aufgeklärt werden muss, kannte Marie von früher. Und da sie es damals immer gern gespielt hatte, ließ sie sich überreden. Immerhin befand sie sich im Urlaub und blieb durch die Kriminologie des Spiels sogar irgendwie beim Thema ihrer eigenen Ermittlungen. UNTERSTREICHEN. Außerdem machte der Abend mit den neu gefundenen Nachbarn erstaunlich viel Spaß, fand Marie und löste den ersten Fall quasi im Handumdrehen.
    »Na bitte, da merkt man eben die Krimischriftstellerin«, rief sie stolz aus und bemerkte im selben Moment ihren Fauxpas. Zu spät.
    »Du schreibst Krimis? Ich dachte, du machst irgendwas mit Computern.« RÜCKGÄNGIG?
    »Na ja, irgendwie stimmt das ja auch.«

    »Ach so, du schreibst deine Krimis am Computer und kennst dich deshalb so gut aus?«
    Nach derartig vielen Tagen in Erklärungsnot hatte Marie immer noch nicht gelernt, mit den ständig entstehenden Missverständnissen richtig umzugehen. Andererseits: Lutz Maibach hielt sie für eine Autorin, dann kam es auf das junge Studenten-Pärchen auch nicht mehr an.
    Als die beiden allerdings begonnen hatten, sich äußerst interessiert nach Maries Schreibmethoden zu erkundigen, hatte sie es vorgezogen, erst einmal das Weite zu suchen. Nicht ohne sich noch von Jutta das Chili-Rezept geben zu lassen und Elmar viele weitere nachbarschaftliche Kontakte zu versprechen. Der Abend hatte ihr erstaunlich viel Spaß gemacht, dachte sie jetzt, während sie sich wohlig in ihre Bettdecke kuschelte. Und nachdem sie nun das vergangene Wochenende noch einmal hatte Revue passieren lassen, wurde ihr bewusst, wie weit sie manchmal innerlich von ihrem Projekt entfernt war, wenn sie damit anfing, Pläne zu schmieden, die offensichtlich nichts mit ihrem Ende zu tun hatten. Das war eigentlich so gar nicht im Sinne des Erfinders, tadelte Marie ihre Disziplinlosigkeit im Stillen und nahm sich fest vor, am morgigen Montag wieder konsequenter zu sein. Über diesem Vorsatz schlief sie alsbald ein.

13
    DOKUMENT 13. Als sie am folgenden Morgen aufwachte, war Marie immer noch durchaus zufrieden mit dem Verlauf des Wochenendes. Neben der Recherche für ihre verschiedenen geplanten Unternehmungen hatte sie außerdem zwischenmenschliche Kontakte gepflegt und sich kulturell weitergebildet. Für jemanden, der eigentlich mit dem Leben nichts mehr zu tun haben wollte, war das äußerst bemerkenswert, fand Marie. Sie warf Kasimir, der das gestrige Frühstück offensichtlich als Einladung für eine längerfristige Bettgemeinschaft verstanden hatte, liebevoll, aber bestimmt aus ihrem Nachtlager und sich selbst geradewegs unter die Dusche. Bei allem Stolz auf ein durchaus erfolgreiches Wochenende hatte sie keine Zeit, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Schließlich hatte sie sich vorgenommen, wieder konsequenter an ihren verschiedenen Projekten zu arbeiten. SPEICHERN. Nicht einmal zum Frühstücken nahm sie sich noch ein paar Minuten, sondern verließ mit leerem Magen das Haus.
    Für heute hatte sie sich einen Besuch in der Unibibliothek vorgenommen, in der sie eventuell brauchbare Informationen für ihr Lebensende oder wenigstens für einen anständigen Krimi-Giftmord zu finden hoffte. Nun, da sie irgendwie auch wieder zum Kreis der Studenten zählte, konnte sie auch

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