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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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guten Gewissens alle Möglichkeiten
ausschöpfen, die die Uni ihr bot. Fast fühlte sie sich wieder jung, als sie den großen Lesesaal betrat, wie sie es auch in ihrer Studienzeit oft getan hatte. Die Fakultätsbibliothek Chemie und Pharmazie präsentierte sich nur geringfügig anders als die der Informatik, und auch an der Systematik hatte sich kaum etwas verändert. WEITER.
    Mit Hilfe des Computers fand Marie die Standorte der Literatur zur allgemeinen und speziellen Toxikologie und ging direkt zu den Regalen, um dort weiterzusuchen. Da sie von Chemie und Pharmazie trotz tagelanger Recherche immer noch wenig Ahnung hatte, sagten ihr die doch recht allgemein gehaltenen Titel herzlich wenig. Sie musste in den Büchern blättern, um beurteilen zu können, ob sie sie weiterbringen konnten. Ein Buch mit dem Titel »Arzneimittelwirkungen« hielt den Auswahlkriterien stand, ebenso das Werk »Gifte«, der »Taschenatlas der Toxikologie« und »Gifte in Natur und Umwelt«. Gerade wollte sich Marie mit ihrem Bücherstapel zu einem der Leseplätze zwischen den Regalen aufmachen, da fiel ihr Blick auf einen recht unansehnlichen älteren Buchrücken, der nicht zu den anderen zu passen schien. »Hintergründe gelungener Selbstmorde« stand darauf.
    Wie auch immer dieser Schinken hierherkam - sie konnte und durfte ihn sich nicht entgehen lassen. Vielleicht erledigte sich ja so mancher Recherche-Aufwand durch dieses Werk von allein. SPEICHERN. Oder doch lieber stehen lassen? Marie war sich plötzlich nicht mehr so sicher. Aber schließlich musste sie keinen der darin enthaltenen Vorschläge in die Tat umsetzen. Äußerst irritiert von ihren bisher nicht gekannten Zweifeln rief sie sich jedoch sofort wieder zur Ordnung. Jetzt nur nicht
vom Kurs abkommen! Lebensende war der Plan, und alles, was dem dienlich sein konnte, musste zumindest geprüft werden. Also legte sie das Buch kurzerhand auf die anderen und schleppte alles zum nächsten freien Tisch.
    Dort begann sie mit dem Lesen des zuletzt gefundenen, irgendwie geheimnisvollen Werks. Interessante Aspekte fanden sich durchaus darin, allerdings war sehr fraglich, was sie davon für sich nutzen konnte. Dass es erfolgversprechender war, aus dem elften Stock zu springen als aus dem dritten, war kein Geheimnis. Sich mit einer Überdosis Schlaftabletten vor einen Zug zu werfen, mochte technisch eine Herausforderung darstellen, für Marie war es bestimmt nicht der richtige Weg.
    »Wählen Sie unbedingt immer mehrere Todesarten, die Sie so geschickt kombinieren, dass Sie für alle Eventualitäten abgesichert sind.« Na bravo. Sie hatte ja schon Probleme, eine einzige brauchbare Todesart zu finden, wie sollte sie da mehrere »geschickt kombinieren«? HILFE?
    »Mensch, was liest du denn da?« Marie wusste nicht gleich, wo sie die junge Frau, die sie so direkt ansprach, einordnen sollte. Erschrocken klappte sie das Buch zu, was ihrem Gegenüber den Titel erst recht sichtbar machte. »Hintergründe gelungener Selbstmorde? Brauchst du so was etwa für deinen Krimi? Ich dachte, es geht um Mord?« Das konnte nur eine der Seminarteilnehmerinnen sein. »Entschuldige, ich hab mich gar nicht vorgestellt … Birthe, hi. Und wie war dein Name noch mal?«
    »Marie, freut mich.«
    »Holst du dir gerade wieder Anregungen für dein neues Werk? Kann ich dir helfen?«
    »Nein, danke. Geht schon.« Wie wurde man denn eine derart eifrig hilfsbereite Studentin wieder los?

    »Würde mich ja schon interessieren, woran du gerade arbeitest. Warum liest du zum Beispiel gerade dieses Buch? Das hatte ich auch schon mal in der Hand. Ich weiß gar nicht, warum das überhaupt hier in der Bib steht.«
    »Ich wollte mal sehen, ob da was über Gift drinsteht.« Etwas Besseres fiel Marie auf die Schnelle nicht ein. Nicht gerade überzeugend. Das schien Birthe auch zu finden, denn sie warf einen zweifelnden Blick auf den unübersehbaren Gift-Bücher-Stapel neben Marie, als wollte sie sie darauf aufmerksam machen, dass der wohl die treffendere Anlaufstelle gewesen wäre. RÜCKGÄNGIG?
    Um abzulenken, fragte Marie schnell nach etwas, das sie vorher beim Durchblättern eines der Toxikologie-Bücher nicht verstanden hatte. Und Birthe erklärte gerne und vor allem verständlich. Vielleicht würde sie darauf irgendwann noch einmal zurückkommen, dachte Marie und bedankte sich überschwänglich. Schon hoffte sie, das Gespräch in eine unverfängliche und eventuell sogar hilfreiche Richtung gelenkt zu haben, da meinte die

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